Rechtsradikale Propaganda in der Bundesrepublik

December 12, 2016 | Author: Georg Sternberg | Category: N/A
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Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen

Information Nr. 77 Stuttgart IX/1979

Rechtsradikale Propaganda in der Bundesrepublik – Themen und Chancen von Hannah Vogt INHALT Einleitung

I.

Das untersuchte Material

1. 2. 3.

Deutsche National-Zeitung Monatsschriften Die illegalen NS-Blätter

II.

Die bevorzugten Themen

1. 2. 3. 4. 5.

„Vergangenheitsbewältigung“ Krypto-Antisemitismus und Rassismus Antikommunismus Nationalismus und Wiedervereinigung Das konservative Syndrom

III.

Vergleich mit den Hauptthemen der Rechtsradikalen in der Weimarer Republik

1. 2.

Dolchstoßlegende –Kriegsschuldlüge – Versailler Vertrag Demokratiefeindschaft und Führersehnsucht

IV.

Zur Frage der politischen Gefahr und der ethischen Herausforderung

Zitierte und weiterführende Literatur Hinweis: Bei diesem Text handelt es sich um eine für die Bildschirmansicht optimierte Version. Das Ursprungslayout wurde dabei verändert, die Rechtschreibung und die Seitenumbrüche jedoch beibehalten. Die Zitierfähigkeit ist somit gewährleistet.

Einleitung Zur Kennzeichnung der Rechtsradikalen in der Bundesrepublik wird häufig von den „Ewig-Gestrigen“ gesprochen. Und wenn man sich beispielsweise die wöchentlichen Schlagzeilen der „Deutschen National-Zeitung“ ansieht, dann gewinnt man den – bei näherer Prüfung auch völlig zutreffenden – Eindruck, daß man sich in diesem Blatt vorzugsweise mit dem Gestern, mit der Vergangenheit und zwar mit den zwölf Jahren des Hitlerregimes befaßt – auf eine sehr spezifische Weise, wie noch zu zeigen ist. Das Wort von den „Ewig-Gestrigen“ meint aber mehr als diese Art von „Vergangenheitsbewältigung“, nämlich das Festhalten an gestrigen und vorgestrigen Denkweisen, an überholten Wunschträumen, an eingewurzelten Vorurteilen, an bewährten Feindbildern und Haßobjekten. Schon ein flüchtiger Blick in die einschlägige rechtsradikale Publizistik zeigt, daß die Kennzeichnung „ewig-gestrig“ auch in diesem Sinne zutreffend ist. Freilich bedarf es hier des näheren Zusehens und der Differenzierung. Es ist unter anderem zu fragen, ob sich die heute in dieser Presse vorherrschenden Denkmuster nicht doch in einigen Punkten unterscheiden von denen, die in der Weimarer Republik Hitlers Propaganda so wirksam machten. Wird das alte Waffenarsenal vollständig wiederverwendet oder sind einige Waffen in der Rumpelkammer verschwunden, dafür neue hinzugekommen? Die folgende Untersuchung ist dieser Frage gewidmet. Dabei muß natürlich von vornherein darauf aufmerksam gemacht werden, daß Teile des nazistischen „Gedankengutes“ wie beispielsweise der Antisemitismus nicht nur stark tabuisiert, sondern auch pönalisiert sind (z. B. § 86, 130 und 131 StGB). Man wird sich also jeweils fragen müssen, ob ein Thema nur deshalb ausgespart wird, weil sonst Verfassungsschutz und Staatsanwalt auf den Plan gerufen würden. Auffällig ist, daß die legal erscheinenden Publikationen nur hier und da eine Art von Krypto-Antisemitismus zeigen, während die illegalen Flugblätter der sogenannten „NSDAP-Aufbau Organisation“ brutal und offen Judenhetze betreiben wie eh und je. Aus diesem Faktum zu schließen, der Verzicht auf wüsten Antisemitismus geschehe nur den Strafgesetzen zuliebe, scheint mir aber nicht zwingend zu sein. Man darf es wohl für möglich halten, daß der Antisemitismus (einschließlich des Antizionismus) zwar immer noch für Randgruppen seine Ventilfunktion hat, aber – nach Auschwitz – nicht mehr geeignet ist, Massen zu mobilisieren. Das gleiche Problem ergibt sich hinsichtlich der Einstellung zur Demokratie. Da nur Publikationen untersucht, nicht aber ihre Autoren auf Herz und Nieren geprüft werden können, bleibt nur übrig, ein Urteil aufgrund „freier Beweiswürdigung“ zu fällen und es unter Vorbehalt des Irrtums und mit der gebotenen Sorgfalt darzulegen.

Hannah Vogt, Rechtsradikale Propaganda in der Bundesrepublik. Themen und Chancen, EZW-Information Nr. 77, EZW, Stuttgart IX/1979 (pdf-Datei, Quelle: www.ezw-berlin.de)

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I. Das untersuchte Material* Es ist vorweg darauf aufmerksam zu machen, daß die Untersuchung sich auf Zeitungen und Zeitschriften beschränkt, also auf kontinuierliche Veröffentlichungen, weil nur in ihnen eine durchgehende propagandistische Absicht zum Ausdruck kommen kann. Die ganze, recht reichhaltige Buchpublikation rechtsradikaler Verlage konnte nicht berücksichtigt werden. Aus ihren Inhalten wird aber in allen Periodica ausgiebig zitiert.

1. Deutsche National-Zeitung Als Hauptquelle wurde die allwöchentlich in München erscheinende Deutsche National-Zeitung benutzt. Ihr Herausgeber ist Dr. Gerhard Frey, der zugleich Vorsitzender der 1971 von ihm gegründeten „Deutschen Volksunion“ (DVU) ist. Diese Vereinigung beteiligt sich nicht an Wahlen, bietet aber dem Potential rechter Wähler einen Rückhalt. Die Auflage der NZ liegt bei 100 000; da man schätzt, daß außer dem Käufer noch weitere vier Personen mitlesen, käme man auf eine Leserschaft von 500 000 Personen. Der Umfang beträgt 12 bis 14 Seiten. Die erste Seite ist stets reißerisch mit einer roten und einer schwarzen Schlagzeile aufgemacht. Eine Übersicht über die Schlagzeilen der von mir benutzten Ausgaben vermittelt eine Vorstellung vom provokativen Charakter dieser „Werbetitel“, zugleich aber auch von der trostlosen Eintönigkeit, der ständigen Wiederholung der immer gleichen Themen. Schon hier gewinnt man den Eindruck, daß die Leser dieser Zeitung Drogensüchtigen gleichen, die allwöchentlich ihren „Schuß“ brauchen. Immer wieder wollen sie es schwarz auf weiß haben, daß Hitler den Krieg und auch die Judenmorde nicht wollte, daß er verraten wurde, daß es keine Vergasungen gab, daß Deutschland von Israel erpreßt wird, daß Nazi-Verbrechen amnestiert werden müssen usw. Dabei fällt

*Benutzte Quellen: Titel:

Untersuchte Ausgaben:

zitiert als:

Deutsche National-Zeitung

28-52/1978 1, 8, 9, 12-14, 16, 17, 19/1979

NZ

Nation, Europa

7/8, 9 und 12/1978 1, 2, 3/1979

NE

Mut

7-12/1978 2 und 3/1979

Mut

Einigkeit für Recht und Freiheit

1/2, 3/4, 5/6 / 1978

ERF

Unabhängige Nachrichten

3, 7, 9-12/1978, 2/1979

UN

Wille und Weg

5/1977, 10/1978

WW

Hannah Vogt, Rechtsradikale Propaganda in der Bundesrepublik. Themen und Chancen, EZW-Information Nr. 77, EZW, Stuttgart IX/1979 (pdf-Datei, Quelle: www.ezw-berlin.de)

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auf, daß die fast wörtlich gleichen Schlagzeilen etwa sechs bis acht Wochen hintereinander wiederholt werden, um dann anderen Platz zu machen (so von Mitte Juli bis Anfang September 1978 das Thema „Hitler entlastet“, von Dezember 1978 bis in den März 1979 die Aufrechnung mit den „Massenmorden am deutschen Volk“, nach der Ausstrahlung der Holocaust-Serie im Deutschen Fernsehen wochenlang das Thema der „Vergasungslüge“). Man rechnet offenbar mit der Verstärkerwirkung der Wiederholungen vor allem auf den bloßen Kiosk-Bummler.

Übersicht über die Schlagzeilen der Deutschen National-Zeitung Datum

rote Schlagzeile

schwarze Schlagzeile

7.7.1978

Rudel – Held oder Verbrecher?

14.7.1978 21.7.1978

15.9.1978

Filbingers Entlastung So wurde Hitler verraten! Kronzeuge des 20.7. enthüllt! Meine letzten Tage bei Hitler – Hanna Reitsch enthüllt die Wahrheit Hitler freigesprochen Ein Kriegsverbrechen, das nicht stattfand Schmidts wahre NSVergangenheit Wie Wehner als KPD-Chef seine Genossen umbringen ließ ∗ Was Hitler entlastet Antideutsche Lügen widerlegt Generalamnestie: Segen oder Fluch. Brandt contra Strauß und Dregger Herr Wehner: wieviel Deutsche ließen Sie ermorden? ∗ Bahr als Agent entlarvt

Strauß: Schluß mit Fernsehlügen! Das Geschäft mit Hitler Hitler entlastet Filbinger oder Wehner – wessen Vergangenheit ist kriminell? Gerechtigkeit für Filbinger!

22.9.1978

Wehners Morde

28.7.1978 4.8.1978 11.8.1978 18.8.1978 25.8.1978 1.9.1978 8.9.1978

29.9.1978



Wie Hitler zum Krieg gezwungen wurde 6.10.1978 Wie Wehner mordete ∗ 13.10.1978 So will Strauß Kanzler werden 20.10.1978 Droht neuer Hitler? 27.10.1978 Verrat entschied Krieg

War Strauß Nationalsozialist? Filbingers Sturz – Auftakt der großen Nazi-Jagd Schmidts Rolle unter Hitler Strauß: Jetzt Generalamnestie! Hitler: ich wollte den Krieg nicht! Die Verräter in Bonn Bahrs Rolle als Agent Moskaus Herr Wehner, Sie sind ein Mörder! ∗ Verrat an Hitler entschied den Krieg. Sensationelle Enthüllungen Mordanklage gegen Wehner ∗ Strauß’ wahre Pläne Wie Wehner Spione ausbildete Kann Strauß Schmidt stürzen? Deutschlands Wiedervereinigung mit Chinas Hilfe?

Hannah Vogt, Rechtsradikale Propaganda in der Bundesrepublik. Themen und Chancen, EZW-Information Nr. 77, EZW, Stuttgart IX/1979 (pdf-Datei, Quelle: www.ezw-berlin.de)

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3.11.1978

Wehners neuer Verrat. Seine Dienste für Israel 10.11.1978 Warum NS-Verbrechen endlich verjähren müssen! 17.11.1978 So erpreßt Israel den Bundestag NS-Prozesse auf ewig? 24.11.1978 NS-Prozesse – wie lange noch? 1.12.1978 Die Massenmorde am deutschen Volk Millionen Mörder bleiben ohne Strafe 8.12.1978 Hitler – welche Schuld trifft ihn am Krieg? 15.12.1978 So verrät Wehner die Deutschen 22.12.1978 Die verheimlichten Massenmorde an Deutschen 29.12.1978 Wie China Deutschland groß machen will 23.2.1979 Wieviele Juden wirklich ermordet wurden 9.3.1979 Kein Jude vergast: Was in Dachau wirklich geschah 16.3.1979 Wie Springer Hitler diente

23.3.1979 30.3.1979 13.4.1979 20.4.1979 4.5.1979

Der Holocaust an unserem Volk: wie 6 Millionen Deutsche ermordet wurden Wehners Dolchstoß gegen Deutschland Millionen Juden-Vergasungen erfunden Vergasungslüge geplatzt Wie KZ-Tote erfunden werden – Millionen Opfer erlogen

Hitler wollte keine Judenmorde Israels Druck auf Bonn Wehners Auftrag gegen Deutschland Wie Scheel und Carstens als Exnazis entlarvt wurden Erpreßt in alle Ewigkeit? Verräter um Hitler

6 Millionen ermordete Deutsche ohne Sühne Was Hitler mit den Juden wirklich vorhatte Bringt China uns die Wiedervereinigung? Der Gaskammer-Schwindel von Dachau China – Hoffnung der Deutschen? Auschwitz-Fälschungen aufgeflogen „Holocaust“-Lüge – Wehners Trumpf? Das Geheimnis von Auschwitz Hitlers wahrer Judenplan Was geschah in Hitlers KZ’s wirklich? Wehners geheime Verschwörung mit den Kommunisten Hitlers letzte Worte: ich wollte keinen Krieg

*

Die außerordentliche Unverschämtheit, mit der Herbert Wehner in den Schlagzeilen und im Inhalt der NZ des „Mordes“ bezichtigt wird, bedarf eines kurzen Kommentars. Die unbeweisbaren Vorwürfe zielen stets auf Wehners Exil in Moskau während der Stalinzeit und bezichtigen ihn – als Überlebenden – der Mitwirkung an Stalins Ausrottungskampagnen. Es liegt in der Natur dieser Behauptungen, daß wie sie nicht beweisbar, sie auch vor keinem deutschen Gericht zu widerlegen sind. Auf dem Rechtswege läßt sich diesen Infamien nicht begegnen. Die politische Geschichte wird hier einmal ein Urteil sprechen und dem Menschen und Politiker Herbert Wehner die Gerechtigkeit widerfahren lassen, die er verdient.

Hannah Vogt, Rechtsradikale Propaganda in der Bundesrepublik. Themen und Chancen, EZW-Information Nr. 77, EZW, Stuttgart IX/1979 (pdf-Datei, Quelle: www.ezw-berlin.de)

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So eintönig wie die Schlagzeilen ist auch der Inhalt. Die dazu gehörigen Artikel bringen nur selten etwas Neues, sondern kauen (meist in wörtlichen Nachdrucken) die allbekannten Entlastungsversuche von Historikern wie A. J. P. Taylor, David Irving, David Hoggan nach oder die Geschichtsklitterungen und -lügen von Arthur R. Butz, Paul Rassinier und ähnlichen Kronzeugen. Taucht ein neues Buch auf, wie Hellmut Diwalds „Geschichte der Deutschen“, so erhält es allsogleich einen Ehrenplatz und wird seitenlang zitiert. Die Entlastungs-, Leugnungsund Aufrechnungsthematik nimmt in den 31 von mir untersuchten Ausgaben mehr als ein Drittel der Textseiten ein. Rechnet man hinzu, daß etwa zwei Seiten mit Leserbriefen gefüllt sind, daß stets zwei, oft aber auch drei und mehr Seiten den Inseraten rechtsradikaler Verlage vorbehalten sind, was zusammen wieder auf etwa ein Drittel des Umfangs hinausläuft, dann hat man eine konkrete Vorstellung von der Dürftigkeit der „Informationen“, die im übrigen noch zum großen Teil aus nachgedruckten Buchauszügen bestehen.

2. Monatsschriften Als weitere Quelle wurden einige der rechtsradikalen Monatsschriften herangezogen, deren es eine ganze Reihe von unterschiedlichem Charakter gibt. Charakteristisch ist, daß diese Blättchen sich fast alle als Mitteilungsorgane eines einzelnen Herausgebers oder doch eines sehr kleinen Gremiums präsentieren, in denen ungehemmt persönliche Marotten an den Mann gebracht werden. So beschäftigt sich beispielsweise Nr. 3/1978 der „Unabhängigen Nachrichten“ seitenweise mit der „Symbolik“ der Zahl 13: Kanada weist 13 Spione aus, das UN-Gebäude hat 39 Stockwerke (= 3x13), der Galgen in Nürnberg hatte 13 Stufen, der Strick des Henkers 13 Knoten, Amerika wurde mit 13 Kolonien unabhängig usw. Als Begründung für diesen Schwachsinn wird eine „alte okkulte Schrift“ zitiert, derzufolge demjenigen Macht und Herrschaft gegeben werden, der die Bedeutung der Zahl 13 recht versteht! Als die „alte Dame“ unter diesen Publikationen ist zunächst Nation Europa zu nennen, die im DIN A 5-Format seit 1951 in Coburg erscheint. Gegründet wurde sie von Arthur Ehrhardt. Es entspricht dem von ihr angestrebten seriösen Image, daß sie jahrelang mit wechselnden Aspekten der Athene des Myron auf dem Umschlagbild erschien. Hauptanteilsbesitzer an dem Unternehmen ist jetzt Peter Dehoust, der zugleich verantwortlicher Schriftleiter ist (die Anteile sind bis auf zwei Stellen nach dem Komma genau angegeben, unter anderen besitzt Holle Grimm 1,51 Prozent). Zum anspruchsvollen Charakter gehören der einspaltige Satz und der Verzicht auf Bilder. Die Leser werden mit meist langen Artikeln bedient, zu einem Themenkreis,

Hannah Vogt, Rechtsradikale Propaganda in der Bundesrepublik. Themen und Chancen, EZW-Information Nr. 77, EZW, Stuttgart IX/1979 (pdf-Datei, Quelle: www.ezw-berlin.de)

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der nicht nur Europa, sondern auch Afrika, Amerika, die UdSSR einbezieht. Der Stil ist überwiegend gemäßigt, eher rechtskonservativ als radikal. Man muß vermuten, daß in erster Linie eine Schicht von älteren Intellektuellen, Verwaltungsbeamten, Lehrern usw. angesprochen werden soll. Im Gegensatz dazu wendet sich das seit 1969 in Asendorf erscheinende „nationaleuropäische Magazin“ Mut an Jugendliche. Es bezeichnet sich in einem Werbeblatt als „Das junge Monatsmagazin für Kritische“, ist reich bebildert und liefert auch Poster und Aufklebemarken mit. Das Format ist DIN A 5, der Druck ist zweispaltig und benutzt häufig wechselnde Schrifttypen. Herausgeber, Verleger und Chefredakteur ist Bernhard C. Wintzek, Autor eines Buches mit dem Titel „Unsere Väter waren keine Verbrecher“. Der Inhalt des Magazins befaßt sich vorwiegend mit der Artikulierung des Mißbehagens an gegenwärtigen Trends: Man beklagt zu viel Freizeit, zu weiche Strafverfolgung, den Massentourismus und die Geschlechtskrankheiten, man äußert Sorge vor dem Volkstod, vor Gen-Manipulationen und empört sich über entartete Kunst. Zu den Eigentümlichkeiten dieser Zeitschrift gehört es, daß sie ihren Lesern Poster anbietet, auf denen die Todesstrafe für Terroristen gefordert wird und der Terrorist mit Handgranate und Teufelsfratze, den Kopf schon in der Schlinge, gezeichnet ist, während gleichzeitig ein „Dritter Weg“ der „praktizierten Mitmenschlichkeit, der Toleranz, der Liebe“ gepredigt wird: „Weil wir wissen, daß das Prinzip Liebe in dieser lieblos gewordenen Zeit das einzig noch ethisch Verbliebene ist, achten und schätzen wir jeden Menschen, gleich welcher Rasse, Hautfarbe, Religion oder politischen Überzeugung, der ebenfalls ehrlich und vorbehaltlos zu seinem Volk und zu seinen Mitmenschen steht“ (Nr. 9/1978). Als „Mitteilungsblatt des Kampfbundes deutscher Soldaten“ bezeichnen sich die ebenfalls im DIN A 5-Format erscheinenden, äußerlich sehr bescheiden aufgemachten und im Texte arg zusammengestoppelten Hefte mit dem Titel Einigkeit für Recht und Freiheit. Sie sind in erster Linie ein Publikationsorgan für Erwin Schönborn in Frankfurt, der Vorsitzender des genannten Kampfbundes ist. Demgemäß dienen sie hauptsächlich dazu, Schönborns radikale Leugnung der Gaskammermorde zu verbreiten. Seine Korrespondenzen mit oder besser gegen Rechtsanwälte usw. werden dem Leser seitenweise im Faksimile vorgesetzt. Ein aggressiver Antizionismus ist weiterhin typisch für dieses Erzeugnis, das sich „Stimme der Vernunft und Verantwortung“ nennt und als Herausgeber eine „Vereinigung verfassungstreuer Kräfte“ (VVK) angibt. Im Juni 1979 wurde Schönborn von einem Frankfurter Schöffengericht wegen Beleidigung, übler Nachrede und Nötigung zu 18 Monaten Haft verurteilt. Mehr im Stil eines Presse- oder Nachrichtendienstes als im Stil eines Magazins sind die Unabhängigen Nachrichten aufgemacht. Sie erscheinen in Bochum, in „Eigendruck ohne Lohnarbeit“, im DIN A 4-Format und werden „in Zusammenarbeit und im Auftrag unabhängiger Freundeskreise“ von Martin Voigt herausgegeben. Die jeweils 12 Seiten enthalten kaum Originalbeiträge, sondern werden gefüllt mit dem Nachdruck von Flugblättern, Schriftsätzen an Behören, der seitenlangen

Hannah Vogt, Rechtsradikale Propaganda in der Bundesrepublik. Themen und Chancen, EZW-Information Nr. 77, EZW, Stuttgart IX/1979 (pdf-Datei, Quelle: www.ezw-berlin.de)

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Wiedergabe von Reden und mit Zitaten aus Büchern oder der Tagespresse. Ein durchgängiges Muster fehlt; jede Ausgabe ist nach einem anderen gestrickt. Man knüpft gelegentlich an historische Daten an; der Juli ist dem Widerstand – und das heißt in diesem Falle natürlich: dem „Verrat“ – gewidmet, die Novemberausgabe dem Totengedenken. In dieser Nummer (11/1978) wird im vollen Wortlaut eine Rede gebracht, die Friedrich Wilhelm Teschemacher auf dem Pfingsttreffen der „unabhängigen Freundeskreise“ in Scharzfeld im gleichen Jahre hielt (dieses Treffen machte in der Presse von sich reden und führte zu einer Blitzaktion der Göttinger Staatsanwaltschaft). Teschemacher rief in dieser Rede „einige der Größten unseres Volkes in unseren Freundeskreis“, nämlich Emanuel (!) Kant, Professor Friedrich Solgers (?), Friedrich Nietzsche, Hermann Löns, Herbert Böhme (?) – ein seltsamer Reigen. Zum Schluß verneigte man sich vor Rudolf Heß, vor der „einsamen unfaßbaren Größe dieses Mannes, der wahrhaft stellvertretend für seinen Eidnehmer – stellvertretend für unser ganzes deutsches Volk – seinen Opfergang geht, ein antäischer Riese an seelischer Kraft und geistiger Erhabenheit, der in seinem, unserem Vater-Land, auf seiner, unserer Mutter-Erde stehend, mit dem Haupte in die Unendlichkeit der Sternenwelt ragt“. Nimmt man dieses geschwollene Pathos zusammen mit den bereits erwähnten Verschrobenheiten hinsichtlich der Zahl 13, dann hat man einen zutreffenden Eindruck von dem Stil dieser „Nachrichten“.

3. Die illegalen NS-Blätter Alles bisher genannte Material erscheint in der Bundesrepublik und wird legal über Kiosk oder Postversand vertrieben. Daneben gibt es Material, das im Ausland hergestellt wird, weil die darin vorherrschende offen nationalsozialistische Agitation gegen den § 86 des StGB verstößt. Als Beispiel sei die in Dänemark verlegte, in Brüssel gedruckte sogenannte „Nationalsozialistische Reichszeitung“ Wille und Weg genannt. Was sich so pompös „Reichszeitung“ nennt, ist ein in der Regel 16 Seiten umfassendes DIN A 4Papier, das im Gegensatz zu den so diffusen „Unabhängigen Nachrichten“ stets mit dem gleichen Titelbild erscheint: „Wille und Weg“ in Fraktur, darunter das Hakenkreuz in Kreis und Strahlenkranz, als aufgehende Sonne, und darunter jeweils ein Bild aus Deutschlands „großer Zeit“: Hitler lachend am Obersalzberg, Goebbels beim Winterhilfswerk, marschierende Kolonnen, Soldaten mit Stahlhelmen usw. Als Herausgeber wird die „Reichsleitung der NSDAP“ genannt. In diesem Blatt ist man ungehemmt nationalsozialistisch („Des Führers Werk muß fortgesetzt werden“), wüst antisemitisch („Tod dem jüdischen Geschmeiß! Solidarität mit Juden ist Verrat am eigenen Volk!“), offen rassistisch und pro-terroristisch; auch ein antichristlicher Zungenschlag fehlt nicht („Das gegenwärtige Deutschland ist das Resultat einer Kumpanei von Hammer und Sichel mit Christentum und Davidstern“). In dieser Nazi-Kumpanei ist man auch antidemokratisch wie Hitler es war. Ein Flugblatt (Henryk M. Broder, Seite 71) spricht von „Dämokratur“ und „Demokröten“, von „blutleeren Parlamentsakrobaten“, „Schwätzern“ usw.

Hannah Vogt, Rechtsradikale Propaganda in der Bundesrepublik. Themen und Chancen, EZW-Information Nr. 77, EZW, Stuttgart IX/1979 (pdf-Datei, Quelle: www.ezw-berlin.de)

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Mehrere Seiten von Wille und Weg sind sogenannten „Berichten aus der Parteiarbeit“ vorbehalten. Aus den verschiedenen Gauen (!) werden hier Aktivitäten gemeldet wie Hissen der Naziflagge, Hakenkreuzschmierereien, Aufkleber-Aktionen, gelegentlich auch ein Treffen oder ein Vortrag. Vom Gau Bayern heißt es, der Kampf sei hier schwerer, weil viele Gutgläubige ihre Heimat in der CSU gefunden hätten. Für das intellektuelle Niveau ist folgende Zerlegung des Schlagwortes „Diktatur“, zur „Schärfung des Begriffvermögens“ kennzeichnend: „Die Diktatur des Proletariats ist der Versuch, jüdische Glaubenslehre in praktische Politik umzusetzen. Mit diesem Auftrag wurde der Jude Karl Marx nach Moskau entsendet. Dort leitete er im Jahre 1917 die Revolution zum Sturze des Zaren. Die Bolschewiken (Judenknechte) übernahmen die Macht und diktieren seither das russische Proletariat“ (WW 5/1977). Dies alles ist typisch für das, was die Angelsachsen den „crazy fringe“, die verrückten Randerscheinungen nennen, wie es sie in jeder Gesellschaft gibt. Für die Verrücktheit, aber auch für die Bösartigkeit dieser illegalen Erzeugnisse seien noch zwei weitere Beispiele genannt. Das eine ist der NS-Kampfruf, Kampfschrift der NSDAP-Auslands- und Aufbauorganisation, herausgegeben in Lincoln/Nebraska, USA, Schriftleiter Gerhard Lauck (auch unter Gary Rex Lauck bekannt). Es handelt sich um ein Blatt im Zeitungsformat, vier Druckseiten, das zweimonatlich erscheint. Mir liegt die Nr. 28 vom September/Oktober 1978 (89) vor. Man beachte die Zahl in Klammern! Sie zeigt an, daß wir uns im 89. Jahre nach Hitlers Geburt befinden – eine neue Zeitrechnung. Zwei Seiten dieses Sudelblattes befassen sich mit dem Düsseldorfer NSVerbrecher-Prozeß, bekannt als Maidanek-Prozeß. Die befreiten KZler werden als „Auswurf der menschlichen Gemeinschaft“, eine aus Israel eingeflogene Zeugin als KZ-Vogel bezeichnet. Sie gehört „einer Maffia von abgefeimten Berufslügnern“ an, ihre Erinnerungslücken und Erschöpfungszustände sind gelernte Schauspielerei. Das ganze ist so infam, daß man es kaum zitieren mag. Zum Schluß droht der Schreiber an, man werde dem ganzen Spuk ein Ende bereiten, die Prozesse würden „Konsequenzen nach sich ziehen, deren Radikalität noch gar nicht abzusehen ist“. Derselbe Gerhard Lauck zeichnet auch verantwortlich für ein Kuriosum wie die 1. Nachkriegsausgabe des „Völkischen Beobachters“, Sonderausgabe zum Geburtstag des Führers, München 20. April 1978. Es handelt sich um eine einzige Zeitungsseite im alten Format. Vorn prangt unter der Schlagzeile „Botschafter der arischen Rasse Adolf Hitler“ ein Hitlerbild mit der Unterschrift: „Es ist notwendig, daß ich für mein Volk sterbe. Aber mein Geist wird auferstehen und die Welt wird wissen, daß ich Recht hatte“ (diese Worte soll Hitler 1945 im brennenden Berlin gesprochen haben, angeblich). Ohne Scham macht man den Massenmörder zum neuen Heiland: „In eine von Zynismus und Materialismus beherrschte Welt kam ER, um ihr den leuchtenden Idealismus des Lebens wiederzubringen. In eine Welt am Rande des Abgrunds kam ER, um einer ganzen Rasse Hoffnung und Rettung zu geben... Viele sagen, Hitler sei tot. Aber ist das denn wahr?... Adolf Hitler lebt. Sein unsterblicher Geist überschreitet heute alle Grenzen von Zeit und Raum... Wenn seine Verleumder sagen, ER

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wäre tot und vergessen, können wir antworten mit der ruhigen Gewißheit jener Kameraden, die für seinen Glauben ins Gefängnis gesperrt werden und seinen Glauben in schlichten Worten erklären: ‚Hitler ist die Zukunft’.“ Dies illegale Material ist hier vergleichsweise ausführlich dargestellt worden, weil es nötig ist, die ganze Szene bis hin zu den gänzlich unbelehrbaren, brutal verbohrten Hitleranhängern zu kennen. In der weiteren Untersuchung sollen diese Dinge aber als das behandelt werden, was sie sind: Randerscheinungen. Wird ihnen zu viel Gewicht beigemessen, so verfälschen sie das Bild.

II. Die bevorzugten Themen 1. „Vergangenheitsbewältigung“ Dieses Thema ist an den Anfang zu stellen, weil es – wie schon ausgeführt – in der am weitesten verbreiteten Publikation, der Deutschen National-Zeitung, den größten Raum einnimmt. Dabei kann es selbstverständlich nicht Aufgabe dieser Studie sein, die bekannten Kronzeugen der NZ, außer mit gelegentlichen Hinweisen, zu widerlegen. Die Wissenschaft hat alles Notwendige dazu geleistet; die Ergebnisse dieser Forschungen sind auch in preiswerten und leicht lesbaren Publikationen jedermann zugänglich. „Vergangenheitsbewältigung“ – dies Schlagwort wird heute von rechtsradikaler Seite genau in dem Sinne gebraucht, den Theodor W. Adorno schon 1959 dahingehend kennzeichnete, daß damit nicht gemeint sei, das Vergangene im Ernst zu verarbeiten und seinen Bann durch helles Bewußtsein zu brechen. Vielmehr wolle man einen Schlußstrich darunter ziehen und es womöglich aus der Erinnerung wegwischen. „Wir alle kennen auch die Bereitschaft, heute das Geschehene zu leugnen oder zu verkleinern – so schwer es fällt zu begreifen, daß Menschen sich nicht des Arguments schämen, es seien doch höchstens nur fünf Millionen Juden und nicht sechs vergast worden. Irrational ist weiter die verbreitete Aufrechnung der Schuld, als ob Dresden Auschwitz abgegolten hätte. In der Aufstellung solcher Kalküle, der Eile, durch Gegenvorwürfe von der Selbstbesinnung sich zu dispensieren, liegt vorweg etwas Unmenschliches, und Kampfhandlungen im Krieg, deren Modell überdies Coventry und Rotterdam hieß, sind kaum vergleichbar mit der administrativen Ermordung von Millionen unschuldiger Menschen“ (Theodor W. Adorno, Seite 12/13). Die wesentlichen Themen auch der heutigen „Vergangenheitsbewältiger“ sind hier bereits genannt: „Einen Schlußstrich ziehen“, „das Geschehen verleugnen oder verkleinern“, „Aufrechnen der Schuld“. Neu hinzugekommen ist die spezielle „Entlastung Hitlers“, ein Thema,

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das vor zwanzig Jahren noch zu heiß war und nun durch die bekannte „Hitlerwelle“ in den Massenmedien Auftrieb erhalten hat. Einen Schlußstrich ziehen Im untersuchten Zeitraum hatte dieses Anliegen durch die bevorstehende Beschlußfassung des Deutschen Bundestages über die Aufhebung der Verjährung eine erhöhte Aktualität und wurde deshalb vor allem in der Deutschen NationalZeitung seitenlang abgehandelt. Im November 1978 erschien dort eine von „Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens“ unterzeichnete „Entschließung der 250“. Zu den Unterzeichnern gehören Professor Dr. Hermann Oberth, Professor Bolko Freiherr von Richthofen, Stuka-Oberst Hans Ulrich Rudel, Winifred Wagner und andere. Typisch für die Entschließung sind pseudo-humane Argumente wie dies, der Täterkreis sei in aller Regel seit Kriegsende mit keinerlei Straftaten in Erscheinung getreten und längst resozialisiert, oder es gehe auch darum, Schuldvorwürfe aus der NS-Zeit von kommenden Generationen fernzuhalten. Außerdem wird behauptet, aus den Prozessen zöge die antideutsche Propaganda Gewinn und daraus „resultierten immer neue Tribute“. Eine Karikatur (NZ 47/1978) zeigt zwei Figuren mit der Aufschrift „Ausland“, die zusehen, wie der deutsche Michel sich mit der Axt („NS-Prozesse“) ins Bein hackt. Unterschrift: „Das macht den Deutschen keiner nach.“ „Entscheidet Israel unsere Gesetze?“ wird in Nr. 49 gefragt. Unter der Überschrift „Verdammt in alle Ewigkeit“ schreibt B. C. Wintzek (Mut 3/1979): „Wer die Vergangenheit nicht verjähren lassen will, weil er die unablässige Rückschau auf die Hitlerzeit als Nasenring benötigt, an dem die zerknirschten Deutschen noch für unübersehbare Zeit im Büßerhemd weltweit herumgeführt und politisch gegängelt werden, macht sich letztlich der Sabotage an der Völkerverständigung schuldig.“ Nicht die Tatsache, daß die rechtsradikale Presse sich für die Verjährung einsetzt, ist wesentlich – wie die Bundestagsdebatte gezeigt hat, lassen sich dafür respektable ethische und juristische Motive vortragen –, sondern jene wiederkehrenden Hinweise darauf, es handle sich um „Erpressung“, um eine Verschwörung gegen die Bundesrepublik. Der Wunsch nach der Generalamnestie und dem Schlußstrich steht in einem vielsagenden Widerspruch zu der Tatsache, daß die rechtsradikale Presse der Vergangenheit so viel Platz einräumt: gerade der bleibt an die Vergangenheit fixiert, der sie verdrängen will, statt sie im Sinne Adornos aufzuarbeiten. „Hitler entlasten“ Die Tendenz, Hitler zu entlasten, war schon während des „Dritten Reiches“ im Schwang. „Wenn das der Führer wüßte!“ hieß es immer dann, wenn Berichte über Grausamkeiten aus den Konzentrationslagern oder von den Kriegsschauplätzen nicht mehr wegzuleugnen waren oder wenn man mit der Willkür kleiner HJ-Führer, Zellenobmänner oder Luftschutzwarte zu tun bekommen hatte. Die Geschichtswissenschaft hat inzwischen dokumentieren können, daß fast nichts ohne Willen

Hannah Vogt, Rechtsradikale Propaganda in der Bundesrepublik. Themen und Chancen, EZW-Information Nr. 77, EZW, Stuttgart IX/1979 (pdf-Datei, Quelle: www.ezw-berlin.de)

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und Wissen des „Führers“ geschah, was nicht heißt, daß er alles bis ins Detail anordnen mußte. Er hatte Diener, die wußten, was er von ihnen erwartete, zum Beispiel Brutalität in den Lagern, harte Urteile in Prozessen, technische Perfektion bei der Judenvernichtung usw. Auf Führerbefehl und Gehorsam redeten sich die Diener denn auch hinaus, wie etwa Eichmann in Jerusalem. Vom Hitler, der nichts gewußt habe, läßt sich heute im Ernst nicht mehr reden. Die Entlastungsversuche beziehen ihre Argumente daher aus dem, was Hitler angeblich wollte bzw. nicht wollte. Er wollte keinen Krieg, schon gar keinen Weltkrieg und auch keine Weltherrschaft. Er lief mit seinem Angriffsbefehl an die deutschen Truppen der alliierten Kriegspartei in die Falle. Er wurde durch Churchills und Roosevelts List in den Krieg gelockt, damit man Deutschland teilen könne. Hitler wollte keine Judenmorde, sondern nur eine Riesenaussiedlung. Eine „Endlösung“ hat er niemals angeordnet, sondern eine „Gesamtlösung“. Zur Entlastungsthematik gehören auch die Klagen über den „Verrat“ durch den Widerstand. Daß jede Entlastung Hitlers zugleich Selbstentlastung ist, bedarf keiner Unterstreichung. Auffällig ist, daß die Entlastungsversuche sich ausschließlich auf Hitler beziehen. Weder Himmler noch Göring noch Goebbels werden dieser Ehre teilhaftig, von anderen Paladinen ganz zu schweigen. Nur Rudolf Heß gilt nicht nur als entlastet, sondern als nationaler Heros, da er als „Friedensbote des Führers“ nach England flog. Diese Verkürzung der historischen Wirklichkeit, die den ganzen Reigen dubioser Gestalten einschließlich ihrer Schinder und Henkersknechte im Dunkel verschwinden läßt, arbeitet jenen in die Hände, die kräftig dabei sind (mangels eigener „Führergestalten“), aus Hitler einen pseudoreligiösen Mythos zu machen. Leugnung oder Verkleinerung verbrecherischer Fakten Das Jonglieren mit den Zahlen der Nazi-Opfer ist immer noch bevorzugte Methode der „Schuldminderung“, und sie reicht heute mit einer neuen Art von Unverfrorenheit bis zur totalen Abstreitung jeglicher Gaskammermorde, wie sie von Erwin Schönborn und Konsorten betrieben wird. Ein typisches Beispiel aus der Deutschen National-Zeitung (NZ 39/1978) sei hier zitiert: „Von der von Dr. Schickel errechneten Gesamtziffer von 2,35 Millionen (polnischen Opfern, einschließlich der polnischen Juden) sind also einerseits die vom Sowjetkommunismus Ausgerotteten abzuziehen, die fast durchweg auf eine Million oder weit mehr geschätzt werden, und andererseits die im Kampf als Soldaten oder Partisanen Gefallenen und natürlich die bei alliierten Luftangriffen Getöteten, übrig bleibt immer noch eine bedrückend hohe Schreckensziffer, die niemand entschuldigen kann oder will.“ Andere Beschönigungen laufen unter der Überschrift: „Die Wahrheit über...“ So besteht die „Wahrheit über Theresienstadt“ (NZ 48/1978) darin, daß man den Bericht des Internationalen Roten Kreuzes auftischt, für dessen Erstellung der Ort von Leiden, Hunger und Tod

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in eine „gigantische, erstaunliche Filmkulisse“ umgewandelt wurde (Josef Bor, Theresienstädter Requiem). Die „Wahrheit über die Reichskristallnacht“ (NZ 46/1978) besagt, daß „wer auch immer diese Schande angeordnet haben mag, in die offenen Messer der internationalen Meinungsindustrie gelaufen“ sei. Denn „schon im März 1933 hatte die Weltjudenheit Deutschland den Krieg und den Boykott erklärt und seitdem umfassend durchgesetzt“. Auf solche Weise wird statt des Mörders der Ermordete für schuldig befunden. In Nr. 1/1979 NZ wird ein sogenannter „Gaskammerschwindel von Dachau“ aufgedeckt. Unter Berufung auf Professor Hellmut Diwald (!) wird behauptet, die Dachauer Gaskammer sei nach 1945 von Amerikanern zu Demonstrationszwecken als Attrappe gebaut worden. Nach übereinstimmenden AugenzeugenAussagen wurde sie 1942 gebaut, aber nie benutzt. „Auschwitzfälschungen aufgeflogen“ heißt es in Nr. 11/1979 NZ. Danach gab es auch in Auschwitz keine Gaskammern, sondern allenfalls „Begasung“, womit die Desinfektion der Kleidung in Dampftöpfen gemeint ist. Wenn zu diesem Zweck „Zyklon B“ benutzt wurde, sprach man von „blauen Gaskammern“. Bei der Selektion (Selektion war die nach Eintreffen eines Judentransportzuges auf der Entladerampe vorgenommene Aussonderung noch als arbeitsfähig angesehener Juden von denen, die für die sofortige Vergasung bestimmt wurden) handelte es sich um die Aussonderung der Typhuskranken von den Gesunden. Natürlich hat man auch für all dies wieder einen ausländischen Kronzeugen, Professor Faurisson/Lyon, der diese „Wahrheiten“ durch das Studium von Tausenden von Dokumenten gefunden haben will. Am weitesten treibt der schon genannte Erwin Schönborn das Leugnen. In Nachahmung des englischen Historikers David Irving, der tausend englische Pfund ausgelobt hat für ein Dokument, das beweist, daß Hitler die Judenvernichtung anordnete, lobt Schönborn 10 000 DM aus für den, der eine einzige „Vergasung“ in einem deutschen KZ bezeugen kann. Wieso, fragt Schönborn, mit Bezugnahme auf Irving, kann es ein Dokument geben über Vorgänge, die niemals stattgefunden haben? Lehrer, die gegen ihn eine Strafanzeige erstatteten, fragt er: „Fühlen Sie sich eigentlich wohl, einem Volk anzugehören, das ein anderes Volk ‚ausgerottet’ haben soll?“ Er beschimpft das Institut für Zeitgeschichte in München, eine der „stolzesten Epochen unserer Geschichte zur Horrorszene zu machen“, und rühmt sich des Wortes, wer heute behaupte, es sei auch nur ein einziger Jude vergast worden, sei entweder ein Dummkopf oder ein Verbrecher (ERF 3/4 1978). Eine dritte Methode des Ableugnens besteht darin, die Authentizität von Dokumentarbildern anzuzweifeln. So wurde wochenlang eine von Simon Wiesenthal in Wien anläßlich der Verjährungsdebatte in Umlauf gesetzte Postkarte, die einen SS-Mann vor zwei unglückseligen Opfern des sogenannten „Baumhängens“ zeigt, als Fälschung denunziert. Hier kann man nur sagen: Selbst wenn es sich bei dieser Postkarte technisch um eine Fotomontage handeln sollte, entspräche sie der historischen Wahrheit, daß in den unter SS-Kommando stehenden Lagern und Folterkellern diese besonders gefürchtete, grauenvolle Tortur angewendet wurde. (vgl. dazu: Eugen Kogon, „Der SS-Staat“, Seite 110, Walter Poller, „Arztschreiber in Buchenwald“, Seite 210, Jean Amery, „Jenseits von Schuld und Sühne“, Seite 58/59).

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Ein anderes Mal wird schadenfroh vermerkt, daß in Augsburg anläßlich der 40. Wiederkehr der „Reichskristallnacht“ fälschlich Bilder verwendet wurden, die aus den revolutionären Unruhen von 1918/19 stammten. Wieder und wieder wird das Bild, das in viele zeitgeschichtliche Bücher wegen seiner Aussagekraft Eingang gefunden hat, auf dem im Vordergrund ein kleiner jüdischer Knabe mit Davidstern erschreckt die Hände hochhebt, abgedruckt und berichtet, dieses Kind sei nicht umgekommen, sondern lebe als Vater mehrerer Kinder in England. Das Foto stelle keinen Judentransport dar, sondern eine Razzia. Diese Meldung ist sachlich richtig, aber was soll sie eigentlich beweisen? Alle diese beschämend kleinlichen Versuche, mit Zahlenmanipulationen und Kritik an unwesentlichen Details grundsätzlich die historischen Fakten in Frage zu stellen, verbauen den Weg zur Erschütterung und zur Katharsis. „Aufrechnen“ Das Aufrechnen der rassistisch motivierten, bürokratisch durchgeführten Judenmassenmorde mit Kriegshandlungen der Alliierten wie den Luftbombardements deutscher Städte, der Vertreibung der Deutschen aus den Ostgebieten ist nicht neu in der rechtsradikalen Argumentation. Neu ist indessen – und zwar verstärkt seit der Ausstrahlung der Holocaust-Serie im Deutschen Fernsehen – das Aufrechnen mit allen Massakern, Grausamkeiten, Religionskriegen und Völkervernichtungen der Weltgeschichte. Hier bekommt der Selbstentlastungszwang einen psychotischen Charakter. Alles wird nun zum „Holocaust“: Der „Holocaust an den Deutschen“ (NZ 13/1979) hat sechs Millionen ermordeter Deutscher auf dem Gewissen; Nr. 11/1979 berichtet vom „Holocaust an den Jugoslawiendeutschen“, Nr. 9/1979 vom „Morgenthau-Holocaust am deutschen Volk“. Aber nicht nur mit „Verbrechen an Deutschen“ wird aufgerechnet, sondern auch mit dem „Holocaust in Kambodscha“ (NZ 34/1978), mit dem „Holocaust an Hiroshima und Nagasaki“ (NZ 12/1979); in der gleichen Nummer wird der Kommunismus für den „Holocaust-Weltrekord“ mit 142 Millionen Todesopfern verantwortlich gemacht. Der mit dem Film aus dem Amerikanischen übernommene Begriff „Holocaust“ erweist sich nun – worauf kritische Stimmen schon vorher hingewiesen haben – als verschwommen und allzweck-verwendbar. Man sollte in der seriösen deutschen Literatur bei der exakten Bezeichnung „Judenvernichtung“ bleiben. Die Inflationierung des Begriffes geht indessen noch weiter: Beginnend mit der Nr. 9/1979 brachte die NZ mehrere seitenlange Artikel unter dem Titel „Völkermorde der Weltgeschichte – Die Wahrheit über Holocaust“ und rechnete da im Rundumschlag auf: Zuerst wird ein grauenvolles Bild vom Blutdurst der Juden im Alten Testament entworfen; danach werden die Christenverfolgung, die Blutschuld der Konquistadoren bei der Eroberung der Neuen Welt, die Ausrottung der Indianer durch die Nordamerikaner, die Millionen Opfer der Sklaventransporte aus Afrika, die Inquisition, die Hexenverfolgungen, die Bartholomäusnacht, das grausame Massenmorden des Dreißigjährigen

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Krieges und der Burenkrieg mit seinen Konzentrationslagern aufgezählt, alles mit vielen zeitgenössischen Bildern. Die vorangeschickte Begründung für diese Serie lautet: „Eine antideutsche Umerziehungspropaganda versucht in diesen Tagen dem seit dreieinhalb Jahrzehnten gedemütigten und entrechteten, geschmähten und zerstückelten deutschen Volk eine Kollektivschuld bzw. Verantwortung einzuhämmern, die auch kommende Generationen der Deutschen für das Unrecht der NS-Judenverfolgung in Anspruch nehmen will. Als Antwort auf die einseitige Verdammung eines ganzen Volkes durch den Hollywood-Horrorschocker ‚Holocaust’ zeigt unsere Dokumentation über den Holocaust in der Weltgeschichte, daß niemand legitimiert ist, über andere Völker zu richten, und daß kein Volk verdammt ist, für frühere Verbrechen oder die Taten anderer zu büßen.“

2. Krypto-Antisemitismus und Rassismus Mit dem Thema der „Vergangenheitsbewältigung“ steht die Frage nach dem Fortleben des Antisemitismus und des Rassismus in einem so engen Zusammenhang, daß eine sofort anschließende Erörterung sich empfiehlt, ohne daß damit eine entsprechende Gewichtung gemeint wäre. Offenen Antisemitismus und damit verbunden eine Verherrlichung der am jüdischen Volk begangenen Verbrechen findet man nur in den illegalen Pamphleten. Die übrigen Publikationen versäumen nicht, das geschehene Unrecht zu mißbilligen; nur wirkt das oft unglaubwürdig, wenn gleichzeitig um Zahlen in der dargelegten Weise gemarktet wird. Von einer Bemühung um Aufklärung ist keine Rede. Die Tabuisierung hat vielmehr dazu geführt, daß die antisemitischen Vorurteile nur unter der Hand, in allerlei Verkleidungen, durch die Auswahl geeigneter „Nachrichten“ weitergepflegt werden. Wobei man natürlich damit rechnet, daß die Leser schon wissen, worauf es hinaus soll. Für den Krypto-Antisemitismus sind die folgenden Methoden charakteristisch. Man läßt keine Gelegenheit aus, Nachteiliges über einzelne Juden zu berichten: Der jüdische Rock-Interpret Bob Dylan hat in Nürnberg von seinen Anhängern 30 DM Eintritt kassiert, weil er für seine geschiedene Frau Sara 27 Millionen Dollar braucht. – Das Nürnberger Gerichtsverfahren wurde den Alliierten von zwei litauischen Juden empfohlen (NZ 1/1979). – Im Rahmen von Spekulationen über die Zahl ermordeter ungarischer Juden wird ausdrücklich hervorgehoben, daß ja auch der Großspekulant William Stern überlebt habe (NZ 11/1979). – Auch vor den Toten, die bitterstes erlitten, wird nicht haltgemacht: Kurt Tucholsky – so schreibt man anläßlich der Herausgabe seiner Tagebücher – sei an seinem eigenen Haß erstickt (NZ 31/1978); zum Freitod von Jean Amery heißt es, er sei ein intellektueller Klugschwätzer, eine Verkörperung der Wurzellosigkeit gewesen und habe Mordaufrufe gegen die SS fabriziert. Überschrift: „An sich selbst gestorben.“ Infamer geht es kaum.

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Wie man hier den Verfolgten das anlastet, was ihnen durch die Verfolger widerfuhr, so lastet man den Kämpfern des Warschauer Gettos den „Krieg mit Kindern“ an (NZ 42/1978). Daß Kinder durch die letzten verbliebenen Schlupflöcher nach draußen gingen, um unter größten Gefahren einige Lebensmittel für die Verhungernden zu ertauschen, wird so kommentiert: „Skrupellos spannten die wahren Beherrscher des Gettos selbst kleinste Kinder für ihre verbrecherischen Geschäfte ein, wohl auch darauf spekulierend, daß die deutsche Besatzungsmacht Kindern gegenüber nachsichtiger, ja leichtsinniger sein würde.“ Die wahren Beherrscher des Gettos waren gewiß nicht die dort eingepferchten Juden, auch nicht ihre Widerstandsgruppen, sondern die SS, die es eingerichtet hatte und auf die die volle Verantwortung für alles fällt, was in solch höllischen Orten sich abspielte. Es ist immer wieder das gleiche: um die Mörder zu entlasten, werden die Ermordeten beschuldigt. Der Antisemitismus tritt auch als Antizionismus bzw. als Anti-Israelismus auf, mindestens wird man das von dem sogenannten „Kolumbusplan“ des schon mehrfach zitierten Erwin Schönborn sagen müssen (ERF 5/6 1978). Danach ist Frieden im Nahen Osten nur möglich, wenn der Staat Israel aufgelöst wird. Der eigene Staat der Juden kann nicht dort sein, wo der Berg Zion liegt. Als Heimstätte für alle Juden kämen die USA in Frage. Ein R. A. Engelhardt kommentiert diesen Plan wie folgt: „Platz genug haben die USA, New York ist ohnehin die judenreichste Stadt der Welt, der Staat New York wäre also sehr wohl ein geeignetes Siedlungsgebiet für das neue Israel. Die Finanzierung könnten die Wallstreet-Magnaten und andere Finanzgrößen übernehmen wie die Rockefellers, die Rothschilds, die Warburgs, der philosemitische Zeitungskrösus Cäsar Axel Springer, der Hamburger Erik Blumenfeld u. a. ... Die Klagemauer von Jerusalem und andere Heiligtümer könnte man abbauen und im neuen Israel wieder aufbauen, wie sich US-Millionäre schon manches alte Schloß in Europa abbauen und in den USA maßstabgerecht wieder aufbauen ließen.“ Eine überaus typische Klitterung, die dem Anschein nach von einem W. D. Rothe in Frankfurt in die Welt gesetzt, zumindest aber von ihm in Flugblättern verbreitet wurde, besagt, daß die neue heraldische Gestaltung des bundesrepublikanischen Wappenadlers, die früher rund war und jetzt sechseckig ist und damit in einen Davidstern eingefügt werden kann, die „Unterwerfung des deutschen Volkes unter die unsichtbare zionistische Diktatur symbolisiere“ (UN 3/1978). Da sind sie also wieder, die unvermeidlichen „Weisen von Zion“, die geheimen Weltherrscher. Neben dem teils verdeckten, teils offenen Antisemitismus gibt es hier und da auch Rassismus, in Form der Preisung der arischen Rasse (z. B. NE 9/1978 „Wikinger in Südamerika“) oder als Abwertung der schwarzen Rasse: „Kinner vonne Negers“ kann nur Verfall und Ende bedeuten (UN 10/1978). Südafrika genießt ungeteilte Sympathie (NE 1/1979). Die Gastarbeiter mit ihren hohen Geburtenziffern sind eine Gefahr für den Bestand des deutschen Volkes (UN 10/1978). Aber „Hitlers Weltanschauung“ (vgl. das Buch dieses Titels von Eberhard Jäckel), die den Rassenkampf zum bewegenden Prinzip der Weltgeschichte machte, gibt es nur noch in den illegalen Blättern (z. B. „Die Rassenkunde ist der Schlüssel zur Weltgeschichte... Adolf Hitler, der Atlas der

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weißen Rasse...“ WW 5/1977) und ist sonst kaum mehr gefragt – jedenfalls nicht in dem hier untersuchten Material.

3. Antikommunismus Von jenen vielen Anti-Haltungen, wie sie für die konservativen bis rechtsradikalen Richtungen in der Weimarer Republik charakteristisch waren – in extrem hohem Maße für Hitler selbst –, ist nur noch der Antikommunismus durchgängig zu finden, Antiwestlertum, Antiamerikanismus gelegentlich. Weitere Fehlanzeigen werden uns im Teil III noch beschäftigen. Während man mit dem Antisemitismus heute ein Tabu verletzt, betrachtet man den Antikommunismus als ein gutes Alibi für „rechtsstaatliches“ Verhalten. Wie sehr man darauf spekuliert, daß beim deutschen Bürger (und leider oft auch bei seinen Staatsdienern) nur die Gefahr von links, nicht aber die von rechts gefürchtet wird, zeigt folgende Karikatur (NZ 29/1978): Vor einer Tür mit der Aufschrift „Rechtsstaat“ liegt die Dogge „Radikalenverbot“; rechts von ihr steht Willy Brandt mit Pistole, auf den Hund zielend, hinter ihm ein wüster langhaariger Mensch mit Sowjetstern: „Na mach schon, Willy, damit ich endlich reinkommen und den Laden in die Luft sprengen kann“. Diese Karikatur zielt natürlich nicht allein auf die sozialdemokratischen Bestrebungen zur Korrektur des ExtremistenErlasses, sondern auf den Entspannungspolitiker Brandt. Denn von der Gegnerschaft gegen den Kommunismus als gesellschaftliches und politisches Modell unterscheidet sich der Antikommunismus gerade dadurch, daß er jedes konfliktmindernde Arrangement mit kommunistischen Staaten für den ersten Schritt zur „Bolschewisierung“ des eigenen Staates hält (z. B. Mut 11/1978). Entspannung ist gleich Kapitulation; wer nicht starr am Freund-Feind-Schema festhält, übt Verrat. In das Kapitel Antikommunismus gehört auch die Besessenheit, mit der in der Deutschen National-Zeitung Herbert Wehner angegriffen und verleumdet wird. Immer wieder wird er der „geheimen Verschwörung mit den Kommunisten“ bezichtigt (NZ 17/1979), zum „Befehlsempfänger Moskaus“ gemacht, zur Vorhut Breschnjews in Bonn. Mit dieser Personalisierung ihrer Feindvorstellungen, mit dieser Hetze gegen einen einzelnen Mann erweisen sich ihre Urheber als gelehrige Schüler des großen Hetzers Goebbels.

4. Nationalismus und Wiedervereinigung Der Nationalismus, seit der Entstehung der Parteien in Deutschland bevorzugte Domäne der rechten Gruppierungen, wird selbstverständlich in der rechtsradikalen Presse vielfältig thematisiert, allerdings merklich abgekühlt gegenüber der Fieberhitze, mit der Hitler und seine Propagandisten die nationalen Fragen behandelten.

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Das überprüfte Material erweist unstreitig die „Geschichtsbereinigung“ als das dringlichste Anliegen der radikalen Nationalisten. Das Selbstbewußtsein der Deutschen muß von dem Trauma der Naziverbrechen befreit werden: durch Verdrängung, Leugnung, Verkleinerung oder Aufrechnung – das alles ist bereits dargelegt worden. Daneben wirken Versuche, positive Inhalte des Nationalstolzes zu formulieren, relativ schwach. Die Unabhängigen Nachrichten (UN 12/1978) bemühen einen japanischen Autor, Yoshito Otani, der den Deutschen beider Teilstaaten ihre Sendung wie folgt verdeutlicht: „Deutschland wurde geteilt, weil es im Mittelpunkt der Welt steht oder mindestens im Mittelpunkt Europas. Deutschland muß wiedervereinigt werden, um die Welt zu retten. Aber das können die Deutschen nicht von den Russen oder von den Amerikanern erwarten. Deutschland kann nur durch die Deutschen wiedervereinigt werden. Wenn Deutschland das nicht schafft, bleibt die Welt, wie sie jetzt ist, und die Menschen leben weiter im Chaos. Eine echte Völkervereinigung, d. h. eine friedliche Welt, bleibt dann ein reines Phantasieprodukt. Deutschland muß darin ein Vorbild sein für die ganze Welt. Und dieses Land hat ein Recht, das zu sein, weil es das härteste Schicksal erlitten hat. Dieses Land muß aus der Falle herauskommen, in die es hineingetrieben wurde. Und das ist natürlich identisch mit der Wiedervereinigung. Wenn dieses Land das erreicht, dann können sich auch die anderen Völker dieser Erde vereinigen in friedlicher Art ohne politisches Machtstreben... Wir stehen vor der Notwendigkeit, eine Lösung zu finden, die weder kapitalistisch noch kommunistisch ist, und zwar nicht nur für Deutschland, sondern für die ganze Welt. Und ich halte Deutschland für das einzige Land, das nicht nur für sich, sondern für die ganze Welt diese Lösung finden könnte. Nur Deutschland hat die Kraft und die kulturellen und zivilisatorischen Voraussetzungen, um diese Überwindung zu leisten. Wenn etwas geschieht, dann geschieht es hier und muß hier geschehen.“ Das sind vertraute Muster: daß am deutschen Wesen die Welt genesen und daß Deutschland Pionier eines dritten Weges zwischen West und Ost, zwischen Kapitalismus und Kommunismus sein muß. Aus einem so vagen Traum ist aber wenig politisches Kapital zu schlagen. Otani betont, daß der Weg der Gewalt nicht in Frage komme. Und da dies nun wirklich – angesichts der Brisanz des militärischen Potentials – allgemeiner Konsensus in der Bundesrepublik ist, kann auch eine nationalistische Presse den „nationalen Auftrag zur Wiedervereinigung“ nur in die Gebetsmühlen geben, aber kein Konzept anbieten. Oder ist es etwa ein Konzept, wenn Hans Schimmelpfeng (UN 7/1978) schwärmt: „Das deutsche Volk kann der Welt einen entscheidenden Dienst leisten, wenn es auf beiden Seiten den Krieg verweigert, die Vorbereiter des III. Weltkrieges trennt; wenn es selbst nur solche Soldaten unter Waffen stellt, die freiwillig bereit sind, die Volksgrenzen zu schützen... Unabdingbare Voraussetzung dafür ist die deutsche Einheit. Dann gibt es keinen unlösbaren Streit um Kriegsdienstverweigerer. Dann weiß der Soldat wieder, daß er seinem Volke dient und nicht fremden Ideologien, die noch dazu verlogen sind. Dann fallen innere Probleme weg, die jetzt immer tiefer in den gesellschaftlichen und staatlichen Zerfall führen. Dann lösen

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sich die Klassen- und Parteiengegensätze und wir werden wieder ein Volk, das gemeinsam mit anderen erwachenden Völkern der Welt ein anderes Gesicht gibt. Es gibt nur diesen Weg oder den Untergang.“ Die Wiedervereinigung wird hier zum Heilmittel aller Übel, aber wie man sie bekommen soll, das weiß auch Schimmelpfeng nicht. Nicht minder vage ist das Lieblingsthema der Deutschen National-Zeitung (44/1978, 52/1978, 1/1979 und 9/1979): die Wiedervereinigung Deutschlands mit Chinas Hilfe. Der chinesische Kommunismus, so heißt es, sei national und nicht imperialistisch. In China wisse man, daß die Wiedervereinigung ein Auftrag der Geschichte sei. Darauf gründen sich die Hoffnungen. Im Politbüro der KPdSU soll es angeblich Überlegungen geben, ob man nicht früher oder später die Karte der deutschen Wiedervereinigung spielen müsse, um zu verhindern, daß die Deutschen ganz und gar auf die chinesische Karte setzen (NZ 44/1978). Über die Frage, was für eine politisch-wirtschaftliche Verfassung denn ein unter chinesischer Schirmherrschaft wiedervereinigtes Deutschland haben soll, schweigt man sich klüglich aus. Offenbar stoßen sich hier die Sachen zu hart im Raum, als daß man über bloße Wunschträumerei hinausgehen könnte. Zur nationalen Thematik gehört auch die Frage, die die NZ (47/1978) so formulierte: „Wird Deutschland zum Raum ohne Volk?“ beziehungsweise „Sterben die Deutschen aus?“ (NZ 48-52/1978). Nun beschäftigt das Phänomen des Geburtenrückgangs mit unterschiedlichen Akzenten alle Parteien (vgl. etwa die Bundestagsdebatte vom 2. August 1979) und ist kein Erbhof der radikalen Rechten. Typisch und ewig-gestrig ist aber die Deutung, die man der aktuellen Frage zuteil werden läßt: da wird zum Beispiel in Nation Europa (12/1978) Regierung, Parteien und Massenmedien die Schuld am „krassen Materialismus“ unseres Volkes gegeben; wir verschenken Milliarden Steuermittel an die Dritte Welt, Steuergelder jener Frauen, die in Fabriken und Büros schuften und deshalb keine Kinder haben wollen und können; „Millionen europäischer Frauen werden zweckentfremdet (!!) und für die Bedürfnisse fremder Kontinente ausgebeutet“. Ein Leserbrief in der gleichen Ausgabe weist auf die hohen Geburtenzahlen der Ausländer (lies: Gastarbeiter) hin und kommt zu dieser Schlußfolgerung: „Wer eine Ahnung hat von Biologie, der weiß, daß jedes Lebewesen ausstirbt, wenn es keine Nachkommen mehr zeugt. Und wer eine Ahnung hat von Ökologie, weiß, daß der Lebensraum, der von einer Art verlassen wird, von einer anderen eingenommen wird. Oder: man bekennt sich nicht mehr zum deutschen Volk und vertritt den internationalen Marxismus: man kennt nur die ‚Gattung Mensch’.“ Die Unabhängigen Nachrichten widmen eine ganze Ausgabe (10/1978) ihrer Sorge um den „Volkstod“. Da wird geklagt über die Zunahme der Fremden, die Abnahme der Deutschen, die Zunahme der Unbegabten und Erbkranken. Da wird der Tod der antiken Hochkulturen an „Rassenmischung“ beschworen und H. F. K. Günther als Sachverständiger zitiert. Die Zusammensetzung unseres Volkes habe sich aus pseudoreligiöser Sentimentalität zum Negativen hin verändert. Die Staatsführung schröpft und benachteiligt die Leistungsfähigen zugunsten der Leistungsunfähigen. Wenn die Frage keine Lösung findet, „ist der Untergang des Abendlandes unvermeidbar“.

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Damit gehen die nationalen Ängste über in einen allgemeinen Kulturpessimismus, wie er schon immer für das konservative und rechtsradikale Denken typisch war.

5. Das konservative Syndrom Das konservative Syndrom findet sich nicht nur bei Rechtsradikalen, sondern in verschiedenen Schattierungen bei allen Konservativen, von der CSU bis hin zu manchen „rechten“ Sozialdemokraten. Das gilt insbesondere für das Unbehagen, das man an gewissen Kulturerscheinungen empfindet, für die Angst vor dem Verfall, vor der Ohnmacht des Staates usw. Es wird nicht mehr genug gearbeitet, es wird (auch in den Schulen) nicht mehr genug geleistet. Die Jugend ergibt sich der sexuellen Libertinage, die Frauen wollen keine Kinder mehr. Die Strafverfolgung ist zu weich; wir sind bedroht vom Krebs der Kriminalität. Die Kunst ist entartet. Nun kann man unstreitig über viele Zeiterscheinungen unterschiedlicher Meinung sein. Man muß nicht alles, was von radikalen Feministinnen verkündet wird, für sinnvoll und gut halten. Erst recht muß man nicht alles preisen, was auf Kunstmärkten und Ausstellungen präsentiert wird. Man hat das Recht auf Ablehnung, auf Kritik. Für den Rechtsradikalismus ist aber die ungewöhnliche Irritation, ja die zähnefletschende Wut charakteristisch, mit der man reagiert. Dafür ein Beispiel aus der Feder Professor Berthold Rubins, jenes Mannes, der 1971 vor den schleswig-holsteinischen Landtagswahlen eine Entführung vortäuschte, um „Volkszorn auf die Linke zu lenken“ und dafür zu sechs Monaten Haft verurteilt wurde. Er schreibt in der NZ 52/1978: „Was für ein Mount Everest allerletzter schamlosester Frechheit gehört eigentlich dazu, einer solchen Generation von todesmutigen Idealisten (abgerechnet die überlebenden Schweinehunde) Millionen und Millionen und Millionen Morde unterzujubeln, wenn man selbst sein eigenes Volk, ein Volk, das immer noch Herz des alten Europa und Mittelpunkt dieser Erde ist, auf 12 000 Männeken und Weiblein herunterzujubeln sich anschickt... (Mit Hinblick auf die ‚emanzipierten Megären’:) Diese Sorte Weiber setzt im übrigen in aller Welt dazu an, nicht nur die Entwicklung vom Tier zum Menschen, sondern weit darüber hinaus die Entwicklung vom Reptil zum Säugetier rückgängig zu machen... Wer den Rückfall in die Zeit der Reptilien und Mollusken verhindern will, der befasse sich in erster Linie mit dem geistigen Dunstkreis der Universitäten der westlicher Welt, die mit den Idealen des Nihilismus und Atavismus liebäugeln. Kein Wunder, daß alle Werte, für die unser ‚Familienministerium’ angeblich eintritt, von Myriaden staatlich geduldeter, ja sogar geförderter politischer Porno-Postillen systematisch lächerlich gemacht werden usf.“ Diese Diktion ist Geist vom Ungeist der Hitler und Goebbels und verrät die tiefe Unsicherheit, die sich hinter den Ausbrüchen versteckt. In der illegalen Zeitschrift Wille und Weg wird die offen nationalsozialistische Zielsetzung wie folgt beschrieben: „Der

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Führer setzte eine Idee in die Tat um und wir sind aufgerufen, das Werk fortzuführen. Keine Arbeitslosigkeit – keine Anarchie – keine Korruption – keine Arbeitskämpfe – keine Hochkriminalität – keine Rauschgiftsucht – keine Pornographie – keine Bestechungsaffären – keine Abtreibungsfreigabe – keine Kriegsschuldlüge. Dafür aber eine stabile Währung – Volksgemeinschaft (Gemeinnutz geht vor Eigennutz) – Preisstabilität – gesunder Bauernstand – eine gesunde gläubige Jugend – ein großdeutsches Reich – eine starke Wehrmacht...“ (WW 10/2) Alles wie gehabt. Besonders entlarvend ist die irrational verschwommene Forderung nach einer „gläubigen Jugend“. An was oder an wen soll sie glauben? Die Jugendzeitschrift Mut bleibt ähnlich abstrakt. In Nr. 10/1978 wird ein Brief Gerhard Schumanns an einen „verzweifelten jungen Deutschen“ zitiert: „Es gibt nur zwei Möglichkeiten für uns deutsche Menschen, die es mit dem Leben und sich selbst ernst meinen: verzweifeln oder vertrauen... Dieses Vertrauen, das ist die große umfassende, in die Arme nehmende Bindung, das ist die religio, und an sie gebunden sind alle die anderen Bindungen: an den eigenen Auftrag, an die Familie, das Land, das Volk, das Reich... Ich darf Ihnen vielleicht ein großes Lutherwort ein wenig in die Sprache unserer Zeit abwandeln: schaffe, als hülfe kein Vertrauen; vertraue, als hülfe kein Schaffen.“ Da, wo bei Luther Glaube stand, an Gott, an Christus, an Erlösung, steht nun Vertrauen – auf wen, auf was? Ein Blick auf den Reigen deutschtümlicher Geister, dem man in den rechtsradikalen Blättern huldigt, mag das Bild abrunden. Da wird des 60. Todestages von Peter Rosegger gedacht, der mit „von Herzen kommender Aufrichtigkeit sein deutsches Volkstum bekannte“. Aus dem gleichen Grunde gedenkt man zum 130. Todestag eines deutschen Priesterdichters Ottokar Kernstock. Auch Hermann Claudius wird zu seinem 100. Geburtstag nicht vergessen. E. G. Kolbenheyer wird ein Denker genannt, dessen Zeit noch komme. Ganz auf der Linie von Hitlers musikalischer Vorliebe liegt die ausführliche Würdigung der Bayreuther Festspiele (NZ 32 und 36/1978). Abschließend ist auf eine neue Thematik hinzuweisen, deren sich die geprüften Publikationen durchgehend annehmen, nämlich Energiekrise, Umweltschutz usw. Das ist naheliegend, denn es paßt in das kulturpessimistische Klischee. Zugleich aber sprengt es dieses. Die Furcht vor Gen-Manipulationen, vor dem Atomtod, vor der Vernichtung großer Teile unserer Flora und Fauna, vor der Ölpest auf den Meeren, vor der schleichenden Vergiftung unserer Gewässer, vor der Zerstörung unserer Erdatmosphäre ist keine Gespensterfurcht, sondern die erste Antwort auf reale Bedrohungen. Die Spalten aller Tageszeitungen und Magazine sind voll davon. Patentrezepte hat weltweit niemand anzubieten. Die Durchsetzung rationalen Verzichts ist denkbar schwierig. Daß aber die nationalistisch verengte Denkart der Rechtsradikalen schon gar keinen Ausweg bietet, dafür mag ein Zitat aus den Unabhängigen Nachrichten (UN 9/1978) stehen: „Die Umweltschützer müssen begreifen, daß eine neue politische Ordnung Voraussetzung ist für die Erreichung des Ziels: die Menschheit nach den Naturgesetzen zu ordnen... Von Natur sind die Menschen gegliedert in Rassen und Völker; sie sind nicht gleich in Entwicklung, Lebensweise, Anschauungen und Können... Nur einen Weg kann der Umwelt- und Lebensschutz erfolgreich gehen: Er hat die notwendige sachliche und wirtschaftliche Verordnung nach Naturgegebenheiten zuerst und vorrangig

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im Rahmen der Lebensnotwendigkeiten des eigenen Volkes anzustreben. Die innere Wiederaufrichtung unseres eigenen Volkes, seine Befreiung aus der bestehenden kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Bevormundung und Unterdrückung, seine Befreiung von importierten Ideologien und deren Trägern ist Voraussetzung für jeden erfolgreichen Lebensschutz.“ Man möchte wissen: meint die „wirtschaftliche Neuordnung nach Naturgegebenheiten“ Autarkie – und das hieße für die Bundesrepublik: völliger Verzicht auf den Rohstoff Öl (abgesehen von vielem anderen) oder will die „Natur“ vielleicht, daß die „höherwertigen Rassen und Völker“ sich durch kräftiges Zulangen, notfalls mit Gewalt, aus den Weltgütern bedienen?

III. Vergleich mit den Hauptthemen der Rechtsradikalen in der Weimarer Republik Hitler bewerkstelligte seinen Aufstieg in der Weimarer Republik vor allem mit hochgepeitschtem Nationalismus, dessen erste Stoßrichtung die Beseitigung des Versailler Vertrags und dessen zweite die Weltherrschaft der „arischen Rasse“ war. Sodann mit einer wüsten Diffamierung der Demokratie und aller ihrer Einrichtungen, an deren Stelle der Führerstaat angeboten wurde. Ferner nutzte er die „Schützengraben-Nostalgie“ aus und glorifizierte die Volksgemeinschaft als Gegenbild zu den streitenden und wenig beliebten Parteien. Im Antisemitismus bot er ein populäres Feindbild und eine Erklärung für alle nationalen und globalen Übel an. Schließlich nannte er seine Partei nicht ohne Absicht nationalsozialistisch. Die antikapitalistische Komponente, so verlogen sie auch war, tat unzweifelhaft ihre werbende Wirkung, vielleicht gerade deshalb, weil das Programm der NSDAP kein politischer Bauplan, sondern eine Sammlung effektvoller Reizwörter war („Brechung der Zinsknechtschaft“, „Gewinnbeteiligung an Großbetrieben“, „Bodenreform“, Ausbildung armer Kinder auf Staatskosten usw.). Von diesen fünf Grundthemen wird der Antisemitismus heute, wie bereits dargelegt, weiterhin zu den gleichen Zwecken benutzt, wenn auch mit der gebotenen Vorsicht. Die Phantasmagorie eines jüdischen Weltfeindes wird vor allem dort angenommen, wo starke Neigungen zum Irrationalen bestehen, mit anderen Worten: wo Aufklärung fehlt. Dies war in den kleinbürgerlichen Schichten der Weimarer Republik weitgehend der Fall. Heute bestätigt der Antisemitismus einerseits die Unbelehrbaren, andererseits dient er aber dazu, unzufriedenen Jugendlichen, die großenteils an einem Bildungsdefizit leiden, ein Ziel für törichten Aktionismus zu geben (Hakenkreuzschmierereien, Aufkleber-Aktionen usw.). Das Thema von der Volksgemeinschaft ist noch keineswegs überholt, prägt aber weniger die Publizistik als vielmehr die Fahrten-, Lagerfeuer-,

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Heimabend- und Geländespielromantik der neonazistischen Jugendgruppen (siehe dazu: Alwin Meyer und Karl-Klaus Rabe, Unsere Stunde die wird kommen. Rechtsextremismus unter Jugendlichen, Bornheim, 1979). Die SchützengrabenNostalgie ist hingegen nicht wieder aufgelebt, trotz Landserheften und den Reden auf Traditionstreffen der Waffen-SS. Wie es kein Langemarck des Zweiten Weltkrieges gibt, und wie noch kein zweiter Ernst Jünger aufgetreten ist, um die „Stahlgewitter“ des Hitlerkrieges ins Mythische zu stilisieren, so läßt sich den überlebenden dieses Krieges keine groß angelegte ideologische Überhöhung ihrer bitteren Kriegserfahrungen anbieten. Was den Antikapitalismus anbetrifft, so finden sich dafür in dem untersuchten Material kaum Belege. Das gegenwärtig herrschende Wirtschaftssystem wird – trotz der Arbeitslosigkeit – offenbar als so krisenfest angesehen, daß Angriffe darauf wenig Erfolg versprechen. Das kann sich ändern, zum Beispiel dann, wenn das System sich als unfähig erweist, die Energie- und Umweltprobleme zu meistern. Für diesen Fall formuliert ein Sprecher des Kampfbundes deutscher Soldaten (ERF 1/2 1978) als Aufgabe, „Alternative zu Kapitalismus und Kommunismus zu sein“. In der gleichen Ausgabe wird unter dem Titel „Politik für morgen“ eine „Dritte Macht“ gefordert. Andere Blätter sprechen vom Dritten Weg. Über die bloße Beschwörung dieses Auswegs, über die magische Formel gelangt man aber nicht hinaus. Dies mag genügen. Mit dem Nationalismus und der Demokratiefeindschaft müssen wir uns hingegen ausführlicher befassen.

1. Dolchstoßlegende – Kriegsschuldlüge – Versailler Vertrag Auch die Weimarer Republik hatte ihre „Vergangenheit“ zu „bewältigen“. Sie hatte mit dem Sturz der alten Kaiser- und Reichsherrlichkeit fertig zu werden, sie hatte eine militärische Niederlage aufzuarbeiten, sie hatte Gebietsverluste hinzunehmen und sie hatte einen Friedensvertrag zu akzeptieren, der ihr ungewöhnlich schwere materielle Lasten auferlegte und den Deutschen zusätzlich die volle moralische Verantwortung für den Ausbruch des Ersten Weltkrieges zuschob. Dank der Tatsache, daß der Waffenstillstand geschlossen wurde, bevor alliierte Truppen deutschen Boden betreten hatten, war es den führenden Militärs leicht, ihre Niederlage der Heimat in die Schuhe zu schieben und davon zu sprechen, der deutsche Soldat sei im Feld unbesiegt geblieben. Die Legende vom Dolchstoß in den Rücken der kämpfenden Armee salvierte das nationale Selbstbewußtsein, verhinderte aber gleichzeitig eine realistische Aufarbeitung der Niederlage und ihrer rationalen Ursachen. Die unheilvolle Rolle, die diese Legende in der Nazipropaganda spielte, veranlaßte die Alliierten des Zweiten Weltkrieges, auf der „bedingungslosen Kapitulation“ zu bestehen. Und in der Tat konnte sich nach 1945 keine neue Dolchstoßlegende bilden. Wenn auch von rechtsradikaler Seite immer wieder auf den

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„Verrat an Hitler“ hingewiesen wird, so läßt sich der gescheiterte Widerstand doch nicht glaubwürdig zur Ursache der Niederlage machen. Der Artikel 231 des Versailler Vertrages, mit dessen Annahme sich Deutschland zur Alleinschuld an der Verursachung des Krieges bekennen mußte, wurde nicht nur von der nationalen Rechten, sondern von allen Parteien als Ungerechtigkeit und Demütigung empfunden, als die er auch gemeint war. Es war daher verständlich, daß die Fachhistoriker sich der gründlichen wissenschaftlichen Widerlegung dieser „Kriegsschuldlüge“ annahmen. Dieser Rechtfertigungszwang mußte aber zugleich der wirklichen Aufklärung ‚sine ira et studio’ entgegenstehen. Noch 1961 stieß das aus einem Abstand von mehr als vierzig Jahren geschriebene Werk von Fritz Fischer, das der herrschenden Klasse in Deutschland denn doch eine nicht unerhebliche Mitverantwortung zuwies, auf empörte Ablehnung in der Öffentlichkeit. Daß Hitler Krieg wollte, wußten schon 1933 alle, die „Mein Kampf“ gelesen und analysiert hatten. „Hitler – c’est la guerre“, sagte der französische Botschafter anläßlich der Machtübernahme, und mit ihm sagten es Hitlers klarsichtige politische Gegner im eigenen Land. Hitlers Gespräche, seine Geheimreden vor Journalisten, Generälen usw., bezeugen eindeutig diesen Kriegswillen. Daß er sich der Illusion hingab, das von ihm umworbene England würde ihm freie Hand im Osten lassen, entlastet ihn nicht von der Kriegsschuld. Das deutsche Volk folgte ihm in seiner Mehrheit auf diesem Weg in den Krieg nur ungern und zeigte keine Spur der Begeisterung von 1914. Die Kriegsverbrecherprozesse von Nürnberg hatten zwar, als Gericht der Sieger über die Besiegten, ihre dubiosen Aspekte. Aber an der Kriegsschuld Hitlers und seiner überlebenden engsten Mitarbeiter zweifelte im Grunde niemand. Das deutsche Volk fühlte sich durch diese Prozesse nicht kollektiv beleidigt, sondern eher kollektiv entschuldigt. Die neuerlichen Versuche, Hitler von der Kriegsschuld zu entlasten, zu denen eigenwillige Historiker wie A. J. P. Taylor oder Pseudohistoriker wie Hoggan und Irving das Material liefern, zielen nicht auf irgendein tiefsitzendes Ressentiment; sie erwecken keine Massenemotionen. Sie gehören in den Zusammenhang der fragwürdigen Bemühungen, das Hitlerbild zu reinigen und zu verklären. Der Kampf gegen die Kriegsfolgen, vor allem gegen die Reparationen, war in der Weimarer Republik Sache aller Parteien. Die verantwortlichen Politiker bemühten sich darum, in hartnäckiger Kleinarbeit, Schritt für Schritt, neue Bundesgenossen zu finden (Rapallovertrag 1922), die Wirtschaft zu stabilisieren (Rentenmark 1923), Deutschland aus der Isolierung herauszuführen (Eintritt in den Völkerbund 1926) und die Reparationslasten zu vermindern (Dawesabkommen 1924, Youngplan 1929). Zu diesem „Bohren harter Bretter“ steuerte Hitler nichts bei. Ihm war der Versailler Vertrag letztlich nur Mittel zum Zweck – und zwar zu dem Zweck, die nationalen Leidenschaften aufzupeitschen und den Willen zum Revanchekrieg zu entfesseln: „Was konnte man aus diesem Friedensvertrag von Versailles machen! Wie konnte dieses Instrument einer maßlosen Erpressung und schmachvollen Erniedrigung in den Händen einer wollenden Regierung zum Mittel werden, die nationalen Leidenschaften bis zur Siedehitze aufzupeitschen! Wie konnte bei einer genialen propagandistischen Verwertung dieser sadistischen Grausamkeiten die Gleichgültigkeit eines

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Volkes zur Empörung und die Empörung zur hellsten Wut gesteigert werden! Wie konnte man jeden einzelnen dieser Punkte dem Gehirn und der Empfindung dieses Volkes so lange einbrennen, bis endlich in sechzig Millionen Köpfen, bei Männern und Weibern, die gemeinsam empfundene Scham und der gemeinsame Haß zu jenem einzigen feurigen Flammenmeer geworden wäre, aus dessen Gluten dann stahlhart ein Wille emporsteigt und ein Schrei sich herauspreßt: Wir wollen wieder Waffen!“ (Mein Kampf, Seite 714ff). Die Kriegsfolgen nach 1945 waren einerseits wesentlich einschneidender, denn sie brachten den Verlust der Ostgebiete, die Teilung Deutschlands und die Flucht und Zwangsaussiedlung von rund zwölf Millionen Deutschen aus ihrer Heimat mit sich. Andererseits ereignete sich das, was man in der Bundesrepublik als „Wirtschaftswunder“ zu bezeichnen pflegt. Der rasche Wiederaufstieg der deutschen Wirtschaft einschließlich des Wiederaufbaus der zerstörten Städte wurde ermöglicht durch den Marshall-Plan, durch die Konjunktur im Gefolge des Koreakrieges, durch die Währungsreform (die die Besitzer von Sach- und Produktionsmitteln eindeutig bevorzugte und die benachteiligten Vertriebenen zur Mobilisierung ihrer Reserven an Arbeitskraft und Erfindungsgabe veranlaßte). Hinsichtlich der Rückgewinnung der Ostgebiete haben die Vertriebenenverbände durch ihre Gewaltverzichtserklärung den Realitäten Rechnung getragen. Nur noch eine kleine Gruppe von Revanchisten versucht, weiterhin einen Rechtsanspruch geltend zu machen. Die Aufforderung an das gesamte deutsche Volk, in freier Selbstbestimmung die Einheit und Freiheit Deutschlands zu vollenden, steht in der Präambel des Grundgesetzes. Aber das Wirtschaftswunder und die damit verbundene Entpolitisierung und Privatisierung vieler Bürger haben eine Atmosphäre geschaffen, in der auch eine radikale Rechte nicht in der Lage ist, von früh bis spät für die Wiedervereinigung zu trommeln und die Emotionen der Deutschen bis zur Weißglut zu schüren. Sie beschränkt sich auf Kritik an der Entspannungspolitik oder auf Wunschträumereien. Sie trägt damit der Tatsache Rechnung, daß die Teilung Deutschlands in zwei Staaten mit unterschiedlichen Gesellschafts- und Wirtschaftssystemen, von denen jeder einer der beiden Supermächte zugeordnet ist, in absehbarer Zeit nur unter dem Risiko totaler Zerstörung aufzuheben wäre, langfristig vielleicht überwunden werden könnte, wenn die „Systeme“ sich ändern sollten, ein Prozeß, der durch nationalistische Propaganda nicht zu beeinflussen, allenfalls zu stören wäre. Dies jedenfalls ist – ob ausgesprochen oder unausgesprochen – ein Konsens der Mehrheit in der Bundesrepublik, demgegenüber hitzige nationalistische Propaganda ins Leere stoßen muß. Dieses Thema ist weder tabu noch verfassungswidrig, es ist nicht aktuell. Die ganze nationalistische Verve heftet sich daher an die Ableugnung der nationalsozialistischen Verbrechen, insbesondere der Verbrechen an den Juden. Und hier – im Gegensatz zur Kriegsschuldfrage – trifft man auf einen wunden Punkt; hier gibt es ein weit verbreitetes Entlastungsbedürfnis. Denn Auschwitz war nur der letzte

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Schritt und war nur möglich, weil Millionen die vorhergehende Diffamierung und Entrechtung der Juden duldeten oder billigten. Mit diesem Entlastungsbedürfnis rechnet man und sucht es zu befriedigen. Dabei ist die nationalistische Komponente, man müsse der Diffamierung der Deutschen in der Welt ein Ende machen, weitgehend Schattenboxen. Die Bundesrepublik ist angesehener Partner in allen internationalen Gremien; der deutsche Urlauber und seine harte Währung sind überall begehrt. Das Büßerhemd, das der Deutsche angeblich tragen muß, ist ein Phantom (was nicht hindert, daß auch konservative Politiker wie F. J. Strauß sich gelegentlich dieser Vokabel bedienen). Das, was die Welt mit Fug und Recht erwartet, ist die Anerkennung der historischen Tatsache und die Distanzierung von dem Geist, der sie ermöglichte. Und auch, daß junge Deutsche die Geschichte ihres Volkes von 1941 bis heute kennen.

2. Demokratiefeindschaft und Führersehnsucht Liest man Hitlers „Mein Kampf“, dann muß einem auffallen, daß er nächst den Juden die Parlamentarier und die parlamentarischen Einrichtungen mit den unflätigsten Schimpfworten bedenkt. Es steht ihm gewissermaßen der Schaum vorm Mund, sobald er auf Parlamentarier zu sprechen kommt. Eine kleine Auslese mag das in Erinnerung rufen. Er nannte sie: Hammelherde von Hohlköpfen, parlamentarische Gänseriche, zusammengebeulter Haufen, blöde Nichtskönner und Schwätzer, politische Strauchdiebe, Jämmerlinge, aufgeblasene Dilettanten, geistige Halbwelt, das Tageslicht scheuende Schliefern, parlamentarische Ratten, Parlamentswanzen, Gelichter, Zuhälter, Volksbetrüger, geborene Schieber, gewissenlose Streber und Stellenjäger, Schufte, Schurken, Lumpen, Verbrecher usw. Diese stark emotional aufgeladene Demokratiefeindschaft fand in der Weimarer Republik ihr Echo, sie erwies sich insbesondere in Verbindung mit dem Angebot eines „starken Mannes“, eines Führers, der alles allein entscheidet und (angeblich) verantwortet, als außerordentlich werbewirksam. Als die Weltwirtschaftskrise Ende der zwanziger Jahre die politischen Parteien lähmte und Regierung und Parlamentsmehrheit sich de facto als unfähig erwiesen, diese Krise zu meistern, liefen die Wähler der „bürgerlichen“ Parteien in Scharen dem Mann und der Partei zu, die ja schon immer von diesem „System“ nichts gehalten hatten. Wie Kurt Sontheimer nachgewiesen hat, war das antidemokratische Denken ein maßgeblicher Faktor im Zersetzungsprozeß der Weimarer Republik (Kurt Sontheimer, Antidemokratisches Denken in der Weimarer Republik, dtv München 1978). Es hatte seine Befürworter an den Universitäten (beispielsweise den Staatsrechtslehrer Carl Schmitt), unter den Schriftstellern und Publizisten (Ernst Jünger, Ernst Niekisch, Franz Schauwecker und viele andere). Die rechten Intellektuellen artikulierten in geschliffenen Essays die gleiche Grundposition, die im Dunstkreis Hitlerscher Propaganda mit der hemmungslosen Wut von Trunkenbolden vertreten wurde.

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Die Demokratie war diesen Intellektuellen westlicher Import, und wie alles Westliche seit der Französischen Revolution war sie abzulehnen. Das demgegenüber urtümlich Deutsche suchte man im Mythos vom Reich. In der Reichsidee verband sich das antidemokratische Denken mit dem nationalistischen. „Die Reichsidee verleiht der deutschen Nation ihre besondere Weihe“ (Sontheimer, Seite 228). Der Mystizismus und das ahnungsvolle Dunkel, mit dem dieses Reich gekündet wird, will nicht den Verstand, sondern die Seelen erreichen: „Auf das Reich als den Täter und Wissenden Gottes ist die Geschichte aller Seelentümer angelegt“ (Fr. Hielscher). „Das Reich ist der ungeheure Raum, in dem unser deutsches Wesen zur Weltwerdung aufbewahrt wird“ (J. M. Wehner). „Das Reich ist die endgültige Ordnung der Welt“ (F. Schauwecker). Die Mischung von Unfähigkeit, mit den rationalen Instrumenten der Demokratie umzugehen, und irrationaler Reichsschwärmerei, die dem verletzten Selbstbewußtsein Balsam war, hat wesentlich zum Scheitern der Weimarer Republik beigetragen. Verglichen damit spielt in der rechtsradikalen Propaganda von heute antidemokratisches Denken eine unbedeutende Rolle, und die Vokabel „Reich“ wird zwar gelegentlich benutzt, wirkt aber wie eine abgegriffene und entwertete Münze. Selbstverständlich findet sich all das, was seit eh und je gegen die Parteien, ihr „Kartell“, ihre Finanzierung usw. vorgebracht wird. Im Übrigen aber (so die NZ 43/1978) sieht die freiheitliche Rechte es als ihre Ehre an, „den freiheitlich demokratischen Rechtsstaat zu stärken und zu verteidigen“, und weist den Vorwurf des Rechtsextremismus als „infam“ zurück. Es fragt sich, ob der Wolf hier nur Kreide gefressen hat, ob man nur dem Verfassungsschutz zuliebe sich demokratisch gibt oder ob nicht vielmehr antidemokratische Propaganda beim Bürger der Bundesrepublik wirklich nicht mehr zieht und daher ausrangiert wurde. Auf diese Frage ist noch zurückzukommen. Die Jugendzeitschrift Mut will zum Beispiel die „Verwirklichung der Demokratie“. Was wir heute haben, ist nicht viel mehr als „eine Parteiendiktatur“ (7/1978). In einem demokratie-kritischen Aufsatz der Nation Europa (3/1979) findet sich die altbekannte konservative Gegenüberstellung einer von „Stämmen, Ständen und Landschaften“ getragenen Demokratie mit „bündischem Gefüge“ zur Parteiendemokratie, die Ausdruck einer „hochgradig entwurzelten Gesellschaft“ und „Massendemokratie“ sei. Zur Demokratiefeindschaft großer Teile der Bürger der Weimarer Republik gehörte die Sehnsucht nach dem starken Mann, der die Last der Entscheidung auf seine Schultern nimmt. Die NSDAP entsprach dieser Sehnsucht, indem sie im „Führer der Partei“ den Führer der Nation bereithielt. Hitler hatte schon 1924 mit dem ihm eigenen Selbstbewußtsein in „Mein Kampf“ an vielen Stellen auf sich selbst als Heilsbringer hingewiesen, etwa so: „Die Vereinigung von Theoretiker, Organisator und Führer in einer Person ist das Seltenste, was man auf Erden finden kann; diese Vereinigung schafft den großen Mann“ (Mein Kampf, Seite 651). Mit dieser Thematik ist heute anscheinend nicht mehr so viel anzufangen. Das liegt einmal daran, daß es an einer Integrationsfigur mangelt. Die aus Nebraska inspirierten Nazis warten daher ja auch auf Hitlers Auferstehung (siehe Seite 9f). Michael Kühnen, der im

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August 1979 von einem Osnabrücker Gericht verurteilt wurde, scheint zwar mit der Idee zu spielen, daß er einmal der neue Führer sein könne, kleidet diese Hoffnung aber vorläufig noch in eine negierende Form: „Ohne daß ich sagen würde, ich bin der neue Führer“ (Kursbuch 54 „Ein junger Faschist. Der neue Führer?“). Zum anderen aber hat die Bonner Demokratie in den dreißig Jahren ihres Bestehens von Konrad Adenauer bis zu Helmut Schmidt stets genügend entscheidungs- und entschlußfähige demokratische Politiker hervorgebracht, die dazu beitrugen, das Vertrauen in die Funktionsfähigkeit dieser Demokratie zu stärken. Schließlich aber – und das ist das wichtigste – haben die Bürger der Bundesrepublik inzwischen ihre eigene Macht entdeckt, ihre Chance, durch außerparlamentarische Opposition, durch Bürgerinitiativen ihre Kritik und ihre Forderungen deutlich zu machen und die Parteien in Zugzwang zu bringen. In einem solchen Klima ist eine Führerideologie nicht gefragt.*

IV. Zur Frage der politischen Gefahr und der ethischen Herausforderung Welche Schlüsse kann man aus dem hier vorgelegten Material (dessen Begrenzung noch einmal unterstrichen sei) auf die Gefährlichkeit des Rechtsradikalismus in der Bundesrepublik ziehen? Man gerät bei dem Versuch einer Antwort in ein bekanntes Dilemma: Hält man die Gefahr für groß, dann erweist man sich den einen als wackerer Antifaschist, wird aber von anderen auf die Mißerfolge der Rechtsradikalen bei den Wahlen und auf die niedrigen Zahlen ihrer stark zersplitterten Anhänger hingewiesen und der Gespensterfurcht verdächtigt. Hält man die Gefahr für gering, dann muß man sich sagen lassen, auch Hitler sei anfänglich nicht ernst genommen worden, eben dies sei falsch gewesen; die Unterschätzung der Gefahr diene nur dazu, die Wächter einzuschläfern. Dies letzte liegt mir nun wirklich fern. Aber mir scheint, daß es in der Politik nicht nur der Leidenschaft, sondern – nach der klassischen Formulierung von Max Weber – auch des Augenmaßes bedarf, und bei Anwendung nüchternen Augenmaßes kann ich den Rechtsradikalen nicht die Ehre antun, sie heute für eine ernstliche Bedrohung unserer

* Man wird mir hier vielleicht die Ergebnisse von Meinungsumfragen entgegenhalten, denen zufolge 20 bis 30 Prozent der Bundesbürger Hitler immer noch für einen „großen Mann halten, der viel für Deutschland geleistet hat“. Die gleichen Befragungen sagen aber auch, daß 25 Prozent bereit sind, „alles dagegen zu tun“, so daß eine braune Diktatur nicht wiederkehren kann (PDI Taschenbuch 1, Seite 10). Ich messe dem zweiten Potential größeres Gewicht bei, weil hier Engagement geäußert wird, während das erste nur unverbindliche Meinung kundtut, die vermutlich durch die bekannten Entlastungsthemen (Beseitigung der Arbeitslosigkeit, Bau der Autobahnen) bestimmt ist.

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Demokratie zu halten. Es sind ihnen, wenn man es salopp ausdrücken darf, eine ganze Reihe von Fellen weggeschwommen: mit dem Antiwestlertum, der Demokratiefeindschaft (Hitlerscher Prägung), mit dem mystischen Geschwöge vom Reich läßt sich in der Welt von heute, läßt sich in dieser Bundesrepublik nur noch wenig anfangen. Mit der Niederlage ist diesmal eine Ernüchterung eingetreten. Mit der parlamentarischen Demokratie hat man im zweiten Anlauf besser umzugehen gelernt, wofür allein die Tatsache zeugt, daß die Konzentration auf das Dreiparteiensystem nicht allein der 5-Prozent-Klausel, sondern wesentlich dem Willen der Wähler zuzuschreiben ist. Von den Bürgerinitiativen als einer neuen Möglichkeit, demokratisches Verhalten an der Basis zu praktizieren, war schon die Rede. Mit anderen Worten: die Bundesrepublik ist in ihren demokratischen Strukturen sicherlich wesentlich stabiler, unangefochtener und auch stärker mit positiven Affekten besetzt, als es die Weimarer Republik in den nur vierzehn Jahren ihres Bestehens je sein konnte. Dennoch haben diejenigen Recht, die darauf hinweisen, daß diese Republik ihre Bewährungsprobe noch nicht bestanden habe. Zwar gab es eine Rezession, aber keine Wirtschaftskrise vom Ausmaß derjenigen von 1929. Es gab keine Streiks von der Art der englischen, mit denen auf Wochen die Eisenbahnen, die Lkw-Transporte, die Post, die Müllabfuhr oder die Krankenhausversorgung lahmgelegt werden. Auf die damit verbundene „Unordnung“ reagieren die Engländer mit bewundernswerter Gelassenheit. Man wagt nicht recht, sich vorzustellen, zu welchen Reaktionen es bei uns in der gleichen Situation kommen könnte. Unstreitig ist man hierzulande sehr rasch bereit, Freiheiten abzubauen, wenn es um den Bestand von „Ordnung“ geht; das haben die außerordentlich heftigen Reaktionen auf den Terrorismus der RAF gezeigt. Die Gefahren gehen nicht vom rechtsradikalen Potential aus, sondern von der historisch überlieferten Revolutionsangst der Deutschen, von der „Linksfürchtigkeit“, wie der ehemalige Generalbundesanwalt und CDU-Abgeordnete Max Güde es treffend genannt hat. In kritischen Situationen verlassen sich die Engländer auf das „Durchwursteln“, erinnern sich die Franzosen ihrer revolutionären Traditionen und gehen auf die Straße. Die Deutschen aber suchen ihr Heil bei Gesetzen und Gerichten, bei der Polizei, bei den „Ordnungskräften“ des Staates. Dies ist die wahre Chance der Rechten – und zwar der konservativen mehr als der radikalen, mindestens im gegenwärtigen Zeitpunkt. Auf der rechtsradikalen Bühne ist weit und breit kein „Führer“ zu sehen, während die rechten Konservativen mit Franz Joseph Strauß und Alfred Dregger markante Integrationsfiguren anzubieten haben. Es dürfte kaum zweifelhaft sein, daß die Bundesrepublik in den nächsten Jahren und Jahrzehnten kein Eiland sein wird, an dem die Weltstürme vorbeigehen (so sehr man uns gegenwärtig auch noch in solchen Illusionen zu wiegen sucht). Energiekrise, Wachstumskrise, Inflation, Arbeitslosigkeit, Nord-Süd-Konflikt, die Flüchtlingsströme aus der Dritten und Vierten Welt werden unsere demokratischen Institutionen und unser Engagement für Freiheit und Gerechtigkeit auf den Prüfstand stellen. Es wird dann alles darauf ankommen, ob wir wieder nach dem starken Mann rufen, der uns die Verantwortung abnimmt, oder ob wir genug Gelassenheit und Vernunft aufbringen, um als mündige Bürger in Freiheit gerechte Lösungen für die kommenden Schwierigkeiten zu suchen und zu finden.

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Das untersuchte Material wirft aber nicht nur die Frage nach der Gefahr für unsere demokratische Grundordnung auf, sondern darüber hinaus die Frage nach der Humanität, die in unserer Gesellschaft nicht nur bekannt, sondern gelebt werden soll. Hier offenbaren die rechtsradikalen Publikationen einen moralischen Tiefstand, der erschreckend ist und für den es in weiten Kreisen an Sensibilität fehlt. Müssen wir es erst von Betroffenen erfahren, was die zynisch betriebene Leugnung der Judenmorde wirklich bedeutet? Th. W. Adorno sagte 1959 in dem eingangs zitierten Vortrag: „Die Ermordeten sollen noch um das einzige betrogen werden, was unsere Ohnmacht ihnen schenken kann, das Gedächtnis.“ Elie Wiesel, der der Hölle von Auschwitz entrann, fragt: „Wohin ist mein Volk, wohin sind drei Millionen polnischer Juden entschwunden, wo halten sie sich versteckt, wenn es keine Katastrophe gegeben haben soll? Wie sollen wir reagieren, wenn man sagt, die Todesfabriken hätten nie existiert, sondern seien eine Erfindung der Opfer? Ist es nicht unter der Würde der Opfer, solche Lügen zu widerlegen? Wäre Schweigen die richtige Antwort? Aber wer, wenn nicht wir, soll dann protestieren gegen den Versuch, die Opfer zum zweiten Mal zu ermorden?“ (Elie Wiesel, Seite 44). Was die sittliche Erbärmlichkeit und zugleich Fruchtlosigkeit des Aufrechnens anbetrifft, so kann man einen Mann zitieren, der als Jude und Engländer seit Kriegsende ein entschiedener Gegner der kollektiven Beschuldigung der Deutschen war, Victor Gollancz: „Aus schwarz und schwarz wird nicht weiß“ (Victor Gollancz, Seite 309). Das tiefgehende Ärgernis der Vergangenheitsverdrängung besteht darin, daß damit der jungen Generation ein neuer Anfang gerade nicht ermöglicht, sondern vielmehr verwehrt wird. Den Altnazis gegenüber darf man sagen: „Laßt die Toten ihre Toten begraben!“ Aber die junge Generation darf nicht an das Denken und Fühlen, an die verengten Horizonte und die haßerfüllten Vorurteile der EwigGestrigen fixiert werden. Hier sind die großen gesellschaftlichen Kräfte in der Bundesrepublik, Parteien, Gewerkschaften, Kirchen unmittelbar betroffen und herausgefordert. Heinz Oskar Vetter sagte auf dem 11. Kongreß des Deutschen Gewerkschaftsbundes 1978 in Hamburg: „Wir können nicht tatenlos zusehen, daß Gruppen und Grüppchen alter und neuer Nazis wie Pilze aus dem Boden schießen. Wir dürfen nicht zulassen, daß die Greueltaten und Verbrechen des Nationalsozialismus in obskuren Veröffentlichungen verharmlost, nostalgisch verklärt und gar als ungeschehen hingestellt werden“ (PDI-Taschenbuch 1, Seite 13). Angesichts der wöchentlich wiederkehrenden provozierenden Schlagzeilen der Deutschen National-Zeitung fragen sich einige Kreise, ob die gesetzlichen Bestimmungen nicht griffiger und wirksamer gefaßt werden müßten, um einschreiten zu können. Das bliebe zu prüfen, aber es wäre fragwürdig, allein bei Gesetz und Staatsanwalt Zuflucht zu suchen. Es entspräche dem Verhaltensmuster, das ja gerade zu überwinden ist. „Wir können nicht tatenlos zusehen“ – das heißt: jeder einzelne muß in seinem Lebensbereich, an seiner Arbeitsstelle, in seiner Familie, in seinem Verein aufklärend wirken, für die Wahrheit eintreten, dem Grundwert der Humanität Respekt verschaffen. Dies können wir nicht immer nur von anderen verlangen (auch nicht

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von den in diesem Zusammenhang so oft zitierten Lehrern!), dies muß jeder einzelne selber tun, wenn unser Demokratiebekenntnis glaubwürdig sein soll.

Zitierte und weiterführende Literatur Adorno, Theodor W.

„Was bedeutet: Aufarbeitung der Vergangenheit?“ Vortrag gehalten vor der Erzieherkonferenz der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit am 6. November 1959 in Wiesbaden. Herausgegeben vom Deutschen Koordinierungsrat, Frankfurt

Bor, Josef

„Theresienstädter Requiem“, Buchverlag Der Morgen, Berlin 1964. Übersetzung aus dem Tschechischen von E. Borchardt

Broder, Henryk M.

„Deutschland erwacht“. Die neuen Nazis. Aktionen und Provokationen“, Lamuv Verlag Querheft 5, Köln 1978

Gollancz, Victor

„Stimme aus dem Chaos“, Nest Verlag, Frankfurt 1960

Hitler, Adolf

„Mein Kampf“, München 1940

Höffken, Werner und Sattler, Martin

„Rechtsextremismus in der Bundesrepublik Deutschland“, herausgegeben von der Landeszentrale für politische Bildung, Hamburg 1978

Kursbuch 54

„Jugend“, Rotbuch Verlag, Berlin Dezember 1978

Meyer, Alwin und Rabe, Karl-Klaus

„Phantomdemokraten oder Die alltägliche Gegenwart der Vergangenheit, rororo aktuell Nr. 4344, Hamburg 1979

dieselben

„Unsere Stunde die wird kommen. Rechtsextremismus unter Jugendlichen, Lamuv Verlag, Bornheim 1979

Neurohr, Jean

„Der Mythos vom Dritten Reich. Zur Geistesgeschichte des Nationalsozialismus“, Cotta Verlag, Stuttgart 1957

PDI-Taschenbuch 1

„Bericht über neonazistische Aktivitäten 1978“, Pressedienst Demokratische Initiative, München 1979

Rabe, Karl-Klaus

„Rechtsextremismus unter Jugendlichen“, herausgegeben von Aktion Sühnezeichen, Berlin 1979

Sontheimer, Kurt

„Antidemokratisches Denken in der Weimarer Republik, dtv, München 1978

Wiesel, Elie

„A Jew Today“, Random House Verlag, New York 1978

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Hannah Vogt, geboren 1910 in Berlin, studierte Volkswirtschaft, wurde 1933 aus politischen Gründen von allen deutschen Universitäten relegiert, arbeitete als Laborantin bei Osram/Berlin und konnte 1942 ihr Studium in Marburg wieder aufnehmen. Promotion 1945 in Göttingen. Bis 1954 Tätigkeit als freie Journalistin, von 1954 bis 1965 Referentin in der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung. Ab 1965 wieder als freie Schriftstellerin in Göttingen. Buchpublikationen zur Zeitgeschichte, Geschichte der Juden, Nationalismus, Demokratie usw. Vorstandsmitglied im Deutschen Koordinierungsrat der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit und Vorsitzende der örtlichen Gesellschaft in Göttingen.

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