NEUROLOGIESTOFFKATALOG UNI BONN

December 1, 2017 | Author: Hartmut Flater | Category: N/A
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NEUROLOGIESTOFFKATALOG UNI BONN Catharina Keller ([email protected]) Multiple Sklerose: MS, Enzephalomyelitis disseminata (Ed) Allgemeines: Entzündlich neurodegenerative Erkrankung; in der Frühphase stehen entzündliche und degenerative Vorgänge im Vordergrund, in der Spätphase v. a. Degeneration mit axonalen Schädigungen; Progredienz auch ohne entzündliche Vorgänge möglich Epidemiologie: Prävalenz 30-80/1000000 Einw., F:M = 1,7:1 Genetik: Verwandte 1. Grades haben das 15-25fache Erkrankungsrisiko, Marker HLA-Dr2, -Dw2, -B7, -A3 Pathologie: Multiple, z.T. großflächige, dissiminierte Erkrankungsherde (Plaques), typischerweise perivenös gelegen, paralleler Nachweis von aktiven Plaques (weich, ödematös, unscharf begrenzt, rosafarben) und chronischen Plaques (derb, hart, grau), im Frühstadium zunächst Vorherrschen von myelinhaltigen Makrophagen (Gitterzellen), im weiteren Verlauf dann überwiegend Nachweis von Lymphozyten und proliferierenden Astrozyten und Oligodendrozyten, in ausgebrannten Plaques fehlen Entzündungszellen, es herrschen gliale Stützzellen vor, Prädilektionsstellen der Entmarkungsherde sind: N.optikus, periventrikulär, Hirnstamm, Kleinhirn, Frontallappen, Hinterstränge (besonders im Zervikalmark) Verlaufsformen: Schubförmig remittierende MS: Eindeutig abgrenzbare Schübe mit vollständiger Remission oder einzelnen Residuen; in den Schubintervallen keine Krankheitsprogression Schubförmig progrediente MS: Von Beginn an progrediente MS mit eindeutigen Schüben, die sichvollständig zurückbilden können Sekundär progrediente MS: Anfänglich schubförmige MS, im weiteren Verlauf progredient mit oder ohne Schübe. Geringe Remission der Schübe Primär chronische MS: Von Beginn an langsame Progredienz derSymptome ohne sichere schubartige Verschlechterung, temporäre Plateauphasen und geringe Rückbildungen einzelner Symptome möglich (höheres Alter: 38 vs.28J., selten Optikusneuritis als Erstsymptom, meist Parese der Beine, im MRT spinale Läsionen, keine oder weniger cerebrale Läsionen als bei der schubförmigen MS, sehr selten KM-Aufnahme Klinisches Bild: Beginn: Überwiegend zw. 20. und 40. Lj., 7% vor 20. Lj., 12% nach 50.Lj. Frühsymptome: Sensibilitätsstörungen: 30-40%, Retrobulbärneuritis: 20-30%

Häufig: Motorische Störungen: Mono-, Hemi-, Paraparesen, Reflexsteigerung, pathologische Reflexe, fehlende Bauchhautreflexe, spastische Tonuserhöhung, Myoklonien Sensibilitätsstörungen: positives Lhermitte-Zeichen, Parästhesien wie Pelzigkeit, Kribbeln, Gürtel- und Korsettgefühl, Hitze- und Kältegefühle mit oft asymmetrischer und distal betonter Verteilung, vermindertes räumliches Tastgefühl (nutzlose Hand) Cerebelläre Störungen: Stand-, Gang- und Zeigeataxie, Nystagmus, Intentionstremor, Dysarthrie Augensymptome: temporale Papillenabblassung, Augenmuskelparesen (III>VI>IV), INO (Läsion des medialen longitudinalen Faszikel, führt zur ipsilateralen Adduktionsstörung) Blasenstörungen: Retention, Inkontinenz, imperativer Harndrang Selten: Epileptische Anfälle (2-3%), tonische Hirnstammanfälle, Polyneuropathie, Schmerzen, beidseitige Trigeminusneuralgie Klinische Bewertung: nach EDSS = Expanded Disability Status Scale, 0-10 Punkte, 10 Punkte = Tod durch MS, es werden cerebrale, cerebelläre, Hirnstamm- Funktionen geprüft, das Sensorium, Blasen- und Mastdarmstörungen, sowie die Sehfunktion Liquor: Zellzahl bei 50% normal, bei den übrigen im Mittel 11/yl (Spannbreite 6-50), BlutLiquorschranke bei 90% intakt,bei 10% Albuminquotient bis maximal 16 x 10*3 erhöht, intrathekale Immunreaktion: IgG-Index > 0,7, Nachweis von oligoklonalen Banden bei 95% Evozierte Potentiale: Im Verlauf der Erkrankung pathologische Verzögerung: VEPs bis zu 80% Tibialis- und Medianus SEP bis zu 60% AEPs bis zu 40% Transcranielle Magnetstimulation bis zu 80% Kernspintomographie: MRT Signalintense Herde in T2-gewichteten Bildern im Marklager, periventrikulär, gelegentlich aus subcortikal, bei bis zu 90% der Erkrankungen Hilfskriterien: Schub: Dauer mindestens 24h, bei erneutem Schub mindestens 30Tage Abstand zum vorherigen Schub Räumliche und zeitliche Dissemination: Räumlich (3 von 4 Kriterien): ein KM aufnehmende Läsion oder 9 nicht KM aufnehmende L., mindestens eine infratentorielle L., mindestens eine juxtacortikale L., mindestens 3 periventrikuläre L., oder >/= 2 MS-typische Läsionen + positiverLiquorbefund Zeitlich: Nachweis einer weiteren KM aufnehmenden Läsion >/= 3 Monate nach der ersten klinischen Manifestation oder zweiter Schub Diagnosekriterien: Diagnose „MS“: Nachweis der räumlichen und zeitlichen Dissemination Diagnose „mögliche MS“: Kriterien teilweise erfüllt, teilweise noch nicht geprüft Diagnose „keine MS“: Kriterien komplett geprüft und nicht erfüllt Diagnose „primär chronische MS“: Positiver Liquorbefund und räumliche Diss. oder Pathologische VEPs + Läsionen und zeitliche Diss. DD: 2

Chronische Neuroborreliose: spastisch-ataktische Gangstörung mit Blasenstörung, gelegentlich auch Retrobulbärneuritis, Diff. mittels Serumbefund und Liquor Neurolues: bunte symptomatik, Diff. mittels Serumbefund und Liquor AIDS: disseminierte, entzündliche Veränderungen, Diff. mittels Serumbefund Neurosarkoidose: Diff. mittels ACE im Serum und ACE- Index (ACE-Liquor/ACESerum)/(IgG-Liquor/IgG-Serum), meist >10, Rö-Thorax, Bronchiallavage Verebrale Vaskulitiden: Kopfschmeruen, deutliche Bewusstseinsstörungen, BSG Erhöhung, CRP Erhöhung, ANAs, ANKAs, Veränderungen der Komplementfaktoren, Phospholipid-Aks, Eosinophilie, Leukopenie; cerebrale Angiographie Cerebraler Lupus erythematodes: epileptische Anfälle, Kopfschmerzen, HOPS, Hirnnervenausfälle, viszerale Organbeteiligung oft erst im Verlauf, Differenzierung durch ANA-Bestimmung, dsDNA-Aks, Hautveränderungen, Nierenbeteiligung Wegner´sche Granulomatose: nekrotisierende Vaskulitis der Lunge und Nieren, PNP, kraniale NP, Granulome im Nasen-/Rachenbereich Morbus Whipple: Bewusstseinsstörungen, Visusminderung, Ophthalmoplegie, Myoklonien, Nachweis PAS-positiver Makrophagen in der Biopsie von Dura und Cortex Mitochondriopathien: Beteiligung von Muskel und Cerebrum Sonstige: Sjörgen-Syndrom, Morbus Behcet……… Therapie im Schub: Cortikosteroide I: Cortisonhochdosistherapie nur, wenn der Patient stark beeinträchtigt oder behindert ist, nicht jeder leichte Schub ist behandlungsbedürftig, allerdings sind gehäufte leichte Schübe wiederum eine Indikation, da diese die Prognose einer MS verschlechtern Wi: Verkürzung und Milderung des Schubes Substanz: kein Unterschied zwischen Cortison und ACTH Dosis: hochdosiertes (500-2000 mg) signifikant wirksamer als niedrig-dosiertes Prednisolon; Therapiedauer 5-7d; Indikation und Nutzen eines Ausschleichens bislang nicht überprüft Alternative Therapieschemata: Hochdosierte Intervall-Therapie Bei schubförmigem Verlauf nach 5Jahren signifikant weniger Atrophie, geringeres Gesamtvolumen der T1-Läsionen (black holes) im MRT und geringere EDSS-Progression; Dosierung 1g Methylprednisolon/Tag für 5d mit oralem Auschleichen, in den ersten 3 Jahren alle 4 Monate, dann alle 6 Monate Alternativ mit Plasmapherese oder IgG Gabe Indikationen: Nach dem ersten Schub, wenn nach Hochdosiscortisontherapie keine Besserung auftritt, >/= 6 Herde im MRT nachweisbar sind, bei MRT-Kontrolle innerhalb von 6 Monaten KM- aufnehmende Läsionen nachweisbar sind >/= 2 Schübe im Jahr mit Zunahme der EDSS im Schub um 0,5 Punkte Therapeutika: Ia Interferon ß 1a, 1b Ib Glatirameracetat, IgG, Mitoxantron (8-12mg/m*2 Körperoberfläche, alle 3 Monate, max. Lebensdosis 120mg, Eskalationstherapie bei schweren Schüben und rascher Erkrankungsprogredienz) IIa Azathioprin, wenn Glatirameracetat und Interferone nicht vertragen werden III Cyclophosphamid: 400-600mg/m*2 Körperoberfläche, 51g Gesamtlebensdosis, Eskalationstherapie bei schweren Schüben und rascher Erkrankungsprogredienz, bei Unverträglichkeit von Mitoxantron 3

Procedere bei Primärbehandlung der schubförmigen MS: Interferon 1a/b oder Glatriamearcetat, höher dosierte Interferonpräperate sind wirksamer als niedrig dosiertere Procedere bei Therapieversagen: Wechsel von niedrig dosiertem Interferon 1a/b oder Glatriamearcetat auf höher dosiertes Interferon ß Vorübergehende Unterbrechung der Interferon 1a/b oder Glatriamearcetat- Therapie zur 3monatlichen Gabe von Mitoxantron Prophylaxe von Schüben, Therapie der primär chronisch progredienten MS: Regelmäßige Cortison-Hochdosistherapie Therapie der sekundär progredienten MS: Allgemeines: Behandlungserfolge deutlich geringer als bei der schubförmigen Verlaufsform I: Rasche oder deutliche Zunahme der körperlichen Behinderung (drohende Rollstuhlpflicht), neu aufgetretene und im Verlauf progrediente Störungen von Konzentration und Gedächtnis bei gleichzeitiger Progredienz des MRT- Befundes Therapeutika: Interferon ß 1a/1b, Mioxantron Symptomatische Therapie: Spastik: Baclofen, Dantrolen, Tizanidin, Tetrazepam, Gabapentin, Cannabinoide Müdigkeit: Amantadin Myoklonien: Clonazepam, Valproinsäure Intentionstremor: Propanolol, Primidon, Bleimanschetten, stereotaktische OP Blasenstörungen: Überwachung des U-Status Faciale Myokymien: Botulinum –Toxin Verlauf: Schubrate: 0,2-1,2/Jahr Verlaufsformen: s.o. Benigne (30%): nach 15Jahren nur geringe Behinderungen, aber kognitive Störungen und leichte Ermüdbarkeit Maligne (80% der idiopathischen Patienten werden anfallsfrei, ca. 65% der fokalen Epilepsien sind medikamentös kontrollierbar, 50% durch Monotherapie, Therapieerfolg von Ätiologie abhängig Beendigung der Anfallsprophylaxe: Fokale E.: 2 jährige Anfallsfreiheit, initial niedrige Anfallsfrequenz, kurze Epilepsiedauer, alters gebundene E.: gute Prognose Langsames Ausschleichen über 6 Monate, idiopathische E.: 24h Kontroll-EEG Anfallsrezidive bis zu 40-100% Epilepsiechirurgie: Indikation: Fokale E., die unter max. Antikonvulsivatherapie (2er Kombi) therapierefraktär ist KI: Absolut: idiopathische E. Relativ: zu befürchtende postoperative neurologische/neuropsychologische Defizite Prächirurgische Diagnostik: Fokuslokalisation Videoanalyse der Anfalls-Semiologie, interiktale und iktale EEG-Regristrierung, interiktales/iktales MRT, ECD-SPECT, FDG-PET (funktionelle 8

Veränderungen)…Neuropsychologische Veränderungen, WADA-Test: Lateralisierung der Sprachdominanz, motorischen Steuerungen und von Gedächtnisleitungen, Elektrocorticographie: Lagebestimmung des Fokus sowie eloquenter Cortexareale Operationsmethoden: 2/3 Temporallappenresektion, selektive Amygdalohippocampektomie, Topektomie, Lobektomie, funktionelle Hmisphärektomie, Callostomie, multiple subpiale Transsektionen Operationsergebnisse: Temporal: 80% anfallsfrei Extratemporal: 60% anfallsfrei Vagusnervstimulation: Pharmakotherapieresistenz Fehlende epilepsiechirurgische Möglichkeiten Ki: Absolut: Z.n. Vagotomie Relativ : cardiale Rhythmusstörungen Wirkmechanismus : Ungeklärt, möglicherweise Effekte über diffuse, noradrenerge Projektionssysteme des Hirnstammes Methode: Intermittiernde Stimulation des linken Vagus mit implantiertem Schrittmacher Ergebnisse: Gute Tolerabilität, keine kognitiven NW Ko.: Morbidität beimeinzelnen Anfall: Verletzungen, SHT, Contusionen, Wirbel#, Ertrinken beim Baden, kardio-respiratorische Störungen, selten Rhabdomyolyse Beim Status e.: Strukturschädigung des Gehirns, Hirnödem, hohe Letalität Bei länger bestehender E.: zusätzliche Mortalität durch unerwartete Todesfälle, erhöhte Suizidrate, bei einigen Antikonvulsiva langzeitschädigungen Temporallappenepilepsie: Anfälle des mesialen Temporallappens: Diesposition: Komplizierte Fieberkrämpfe im ersten Lj. : 70% Epileptische Anfälle in der Familienanamnese: 30% Encephalitis: 5-10% Klinisches Bild: Auren: 80-90% Verharren, starrer Blick, Automatismen, Kontralaterale Tonisierung/Dystonie, Reaktivität kann bei rechtsseitigemAnfallsursprung noch erhalten sein Postiktual: lange Reorientierungsphase, Aphasie bei Einbeziehung der sprachdominanten Hemisphäre Anfälle des lateralen Temporallappens: Häufiger audutuve Halluzinationen/Illusionen, visuelle Halluzinationen, Spracharrest Zusatzdiagnostik: EEG interiktual: dysrhytmischer Verlangsamungsherd, temporale spikes/sharp waves, oft nicht strikt einseitig EEG im Anfall: meist rhythmische temporale theta- oder delta Aktivität, die in rhythmische sharp waves übergeht Frontallappenepilepsie: 9

Klinisches Bild: kurze 66) im ersten Intron des Frataxin-Gens auf Chr. 9q13 oder heterozygote GAA repeats mit Punktmutation im FRAX-Gen - Pathologie: Faseruntergänge: spinocerebelläreBahnen, Hinterstränge, evtl. Pyramidenbahn; periphere distale Axonopathie; Zelluntergang imNucleus dentatus - Pathophysiologie: Funktionsverlust eines nukleär kodierten mitochondrialen Proteins mit mitochondrialer Eisenakkumulation - Klinik:  typisches Bild: Beginn um das 12. Lj. Mit progredienter Ataxie, fehlenden Beineigenreflexen,Störung der Hinterstrangsensibilität und Entwicklung einer Dysarthrie; in 25% der Fälle atypisches klinisches Bild: erhaltene ASR, Beginn jenseits des 25. Lj.  kardiale Symptome: Reizleitungsstörungen, HOCM (70-80%)  fakultative Symptome: Hohlfuß, Kyphoskoliose, Pyramidenbahnzeichen, distal-betonte Muskelatrophie und –schwäche, Opticusatrophie, Oculomotoriusstörungen, HOPS, Hypakusis und Schwindel, Diabetes mellitus (10-20%) - Zusatzdiagnostik:  Elektroneurographie: Nervenaktionspotentialer bei normaler NLG vermindert  Somatosensibel evozierte Potentiale: amplitudengemindert, mit oder ohne verlängerte periphere und zentrale Latenzen  Transcranielle Magnetstimulation: verlängerte zentrale motorische Leitungszeiten  Elektronystagmogramm: Gegenrucke  EKG: Überleitungsstörungen, Hypertrophiezeichen  MRT: cervikale Rückenmarksatrophie  Labor: Mutationsnachweis - Diagnose: klinischer Verdacht (s.o.), und Mutationsnachweis - DD: VE-Mangel, hereditäre motorische und sensible Neuropathie Typ I und III - Therapie:  protektiv: Idebenone zur Behandlung der HOCM möglicherweise effektiv, Antioxidantien: Coenzym Q10,VE, NAC, Selen  symptomatisch: Krankengymnastik, Hilfsmittelversorgung, Ataxie: keine Therpie von erwiedenem Erfolg, Verapamil bei HOCM - Verlauf: Rollstuhlpflicht nach 15J., Tod durchschnittlich 35J. nach Symptombeginn Autosomal dominante cerebelläre Ataxie: ADCA = Nonne-Marie-MenzelErkrankung - Genetik: genetisch und klinisch heterogene Gruppe: die Typen I-III stellen klinisch definierte syndrome dar, die auf distinktem genetisch definierte defekte zurückgeführt werden können, keine verlässliche klinische Differenzierung

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Klinik: gemeinsames klinisches Zeichen Gangataxie und Dysarthrie; weitere Zeichen können Hinweise auf den genetischen Defekt geben, Klinik bestimmt durch Defekt und Defektgröße Symptombeginn: 30-50 Jahre Pathologie: Typ I, II und IV: Bild entsprechend der OPCA oder einer spinocerebellären Atrophie (SCA), zusätzliche degeneration von Substania nigra, Striatum und Cortex; Typ III: reine Kleinhirnatrophie und evtl. Atrophie der unteren Olive Typenund Klinik:  ADCA I: cerebelläre ataxie mit anderen ZNS- Symptomen (Basalgangliensymptome, Pyramidenbahnzeichen, Ophthalmoplegie, Demenz, Amyotrophie)  ADCA II: CA mit Pigmentdegeneration der Retina  ADCA III: CA mit rein cerebellärer Symptomatik  ADCA IV: CA mit Myoklonien und Taubheit DD: PNP, Pyramidenbahnzeichen, langsame Saccaden, Downbeat-Nystagmus, Akinese/Rigor/Dystonie, Chorea, Areflexie, maculopathie, Epilepsie, demenz, mentale Retardierung, Myoklonus, Kopf/Handtremor Zusatzdiagnostik: Labor (Mutationsnachweis), Elektrophysiologie, MRT Diagnosestellung: Klinik, positive Familienanamnese, Mutationsnachweis Therapie: symptomatisch, hypokinetisch-rigide symptome: Versuch mit L-DOPA Verlauf: chronisch progredient, oft Verlust der Gehfähigkeit und reduzierte Lebenserwartung

Idiopathische cerebelläre Ataxien = IDCA - Allgemeines: heterogene Gruppe z.T. wohl sporadisch auftretender ADCA: rein cerebelläre symptome oder mit extracerebellären Symptomen - Zusatzdiagnostik: Ausschluss syymptomatischer Ataxien  BB: Erythrozyten, MCV  Serum: gGT, GOT, GPT, Lactat, VitE, alpha-Fetoprotein  Liquor: anti-Yo, Anti-Hu, Anti-Ri, Lactat, IgG, OKB  MRT: veränderung von Volumen und Signalgebung im Kleinhirn, Kleinhirnschenkel, Brücke, Cervikalmark, Basalganglien: Ausschluss einer infratentoriellen Raumforderung, einer cerebrovaskulären Erkrankung, MS - Diagnose: klinisch: progressive cerebelläre Atrophie mit Beginn nach dem 25. Lj., leere Familienanamnese, Ausschluss symptomatischer Ursachen - Therapie: keine kausale Therapie bekannt, symptomatische Behandlung Ataxia teleangiectatica = Louis-Bar-Syndrom - Definition: hereditäre, cerebelläre Ataxie, Teleangiektasie und Immunsystemschwäche - Genetik: autosomal rezessiv vererbt, Chr. 11, Punktmutation im ATM-Gen - Assoziierte Erkrankungen: erhöhte Neoplasieempfindlichkeit, Immunschwäche mit Infektanfälligkeit - Pathologie: im Kleinhirn Purkinje- und Körnerzellschwund,aber keine Gefäßmisbildungen, vermehrtes Auftreten von Chromosomenbrüchigkeit - Klinik:  rezidivierende Infekte  neurologisch: cerebelläre Ataxie im Kleinkindsalter beginnend, verzögertes gehenlernen, choreoathetotische Störung, leichte PNP, Blickapraxie, Verzögerung der geistigen Entwicklung, Demenz (9-10. Lj.)  Teleangienktasien: Konjunktiven, Körperbeugen - Zusatzdiagnostik:  CCT: Kleinhirnatrophie, Labor: IgA-, IgE- Mangel, alpha-FetoproteinErhöhung - Therapie: keine gesicherte kausale Therapie, nur symptomatisch 12

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Verlauf: progredienter verlauf mit Astasie, Abasie vor Erreichen der Adoleszenz, meist Exitus vor Erreichen des 20. Lj.

Degenerative Erkrankungen der Motoneurone Amyotrophe Lateralsklerose: ALS - Definition: kombinierte Degeneration der 1. und 2. Motoneurone - Genetik: sporadisch >90%, autosomal dominant in variabler Penetranz, autosomal rezessiv - Pathologie: Verlust und Degeneration des 2. Motoneurons (MN) mit axonalen Schwellungen und hyalinen Einschlusskörperchen, sowie des 1. MN im Motocortex, in einzelnen Fällen auch der Spinalganglien und er Clarke´schen Säule -

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Diagnose:  Ausschluss symptomatischer Ursachen  Definitive ALS: Schädigung des 1. und 2. MN in 3 von 4 Regionen: bulbär, cervikal, thorakal, lumbosakral  Wahrscheinliche ALS: Schädigung des 1. und 2. MN in 2 von 4 Regionen, wobei die Schädigungszeichen des 2. MN rostral der des 1. MN liegen müssen  Wahrscheinliche laborunterstützte ALS: Schädigung des 1. und 2. MN in 1 von 4 Regionen oder nur des 1. MN in einer Region + Denervierungszeichen im EMG in mindestens 2 Extremitäten  Mögliche ALS: Schädigung des 1. und 2. MN in 1 von 4 Regionen Klinik:  Symptome: Beginn um das 60.Lj., mit distal betonter Muskelschwäche und –atrophie (Handmuskeln, Fußheber), Beteiligung der caudalen motorischen Hirnnerven (progressive Bulbärparalyse), Faszikulationen, Hyperreflexie, Spastik und Crampi ohne sensible oder cerebrelläre Symptome; emotionale Labilität, pathologisches Lachen, Weinen, Gähnen, Neuropsychologische Defizite  Primärmanifestation: 25% bulbär, 40-50% obere Extremität, 20-30%untere Extremität, 2% nur 1. MN, 20% nur 2. MN, Rumpfmuskulatur oder Extremitäten nur einer Körperseite  Nicht oder nur selten betroffen: Augenmuskeln, Harnblase oder Analsphinkter, Sensibilität nur gering betroffen  Klinische Bewertungsskala: ALS functional rating scale Zusatzdiagnostik:  zur Bestätigung der Diagnose: Nadel-EMG: nachweis axonaler Schädigung in spinal oder bulbär versorgten Muskeln, TCS: Nachweis verlängerter zentraler Leitungszeichen, Muskelultraschall: Nachweis von Faszikulationen mit hoher Empfindlichkeit, SOD-Mutation bei familiärer ALS  im Rahmen der Ausschlussdiagnostik: Neurographie: Ausschluss multifokaler Leitungsblöcke, MRT, Liquor, Muskelbiopsie, Labor  Paraneoplasieabklärung: Motoneuronerkrankungen mit zusätzlichen Symptomen einer Encephalopathie, Nachweis von M-Protein in der Immunfixationselektrophorese, Hinweise auf eine lymphoproliferative Erkrankung oder frühem Erkrankungsbeginn, Frauen mit Syndrom des 1. MN: Mammographie DD:  rein motorische Symptome: cervikale Myelopathie,spinale Muskelatrophie, virale Erkrankungen, Borreliose, Lues, Poliomyelitis, GM1-AK-Erkrankung, HMSN, Paraproetinämie, Mononeuritis multiplex,Einschlusskörperchenmyositis, Polymyositis, Strahlenmyelopathie  motorische in Kombi mit anderen Symptomen: Stoffwechselstörungen: GM2gangliosidose, neurodegenerative Erkrankungen 13

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Therapie: keine kausale Therapie bekannt  Riluzol: Glutamat-Antagonist, verbessert die ÜLZ  Symptomatisch: Dysarthrie: Kommunikaionshilfen; Speichelflussunterdrückung mit Anticholinergica; bei Schluckstörungen Pyridostigmin; bei pseudobulbären Affektstörungen Amitryptilin,Heimbeatmung bei alveolarer Hypoventilation; PEG bei Dysphagie Morphin bei konstanter präterminaler Dyspnoe Verlauf: 50% Mortalität innerhalb von 3 Jahren, 90% Mortalität innerhalb von 6 Jahren

Primäre Lateralsklerose: PLS - Definition: isolierte degeneration des 1. MN, evtl. Unterform der ALS! - Pathologie: primäre isolierte Degen. von großen Pyramidenbahnzellen in der Schicht V des Motorcortex mit Degen. der Pyramidenbahn, z.T. auch Nachweis der Schädigung des 2. MN! - Klinik: 5. Dekade schleichend beginnende, unilateral oder symmetrisch spastische Parese, i.d.R. beinbetont, mit pseudobulbärer Dysarthrie, später Dysphagie, imperatives Lachen und Weinen, selten oder spät Blasenstörungen, Faszikulationenals Zeichen einer Mitbeteiligung des 2. MN, ohne positive Familienanamnese - Zusatzdiagnostik:  EMG: keine oder nur diskrete Denervierungszeichen  TCS: fehlende oder verzögerte Antworten  MRT: evtl. Atrophie des Gyrus praecentralis  PET : verminderteGlc-Utilisation in der Zentralregion  Liquor: unauffällig - Diagnose:  klinische Verdachtsdiagnose - DD:  ALS  Familiäre spastische Spinalparalyse, VB12-Mangel, Borreliose, MS…. - Therapie: keine vorhanden - Verlauf: lngsam progredient Familiäre spastische Spinalparalyse: HSP - Definition: verebte spastische Paraparesen, Sammelbegriff für klinisch und genetisch heterogene Erkrankungen - Genetik: 17 genetisch distinkte Formen bekannt - Pathologie: Degeneration der gekreuzten Pyramidenbahnen, nach caudalwärts zunehmend, oft auch des Tractus gracilis, variable, i.d.R. geringe Degenerationdes vorderen cortikospinalen Trakts und der spinocerebellären Bahnen - Klassifikation:  x-chromosomal gebundene Formen  autosomal dominante Formen  autosomal rezessive Formen - Klinik:  reine Formen: beinbetonte Spastik, variable Paresen, Urininkontinenz oder sensible Defizite möglich, Gangunfähigkeit meist erst spät (nach 60.Lj.), meist normale ÜLZ  komplexe Form: zusätzliche NP, Optikusatrophie, cerebelläre Atrophie, mentale Retardierung - DD:  degenerative Erkrankungen: ALS, HMSN….  StrukturelleVeränderungen in Schädel und Spinalkanal  Entzündliche Erkrankungen  Familiäre metabolische Erkrankungen 14

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 Erworbene metabolische Erkrankungen  Intoxikationen Therapie: keine kausal wirksame Therapie bekannt

Spinale Muskelatrophien: SMA - Definition: symmetrische Muskelschwäche und –atrophie bei degeneration von alpha-Motoneuronen spinal und bulbär infolge eines genetischen Defekts - Genetik:  Typ I-III: autosomal rezessiv: Schwere der Erkrankung determiniert durch die Menge des SMN proteins in voller Länge  Typ IV: autosomal rezessiv: andere Mutation, autosomal dominant: rasch progredient - Klassifikation:  proximale spinale Muskelatrophien: Typ I: infantile Form: Beginn oft noch vor Geburt, Tod vor dem 3. Lj. Typ II: intermediäre Form: Beginn im Alter von 6-8 Monaten, ÜLZ über das 3.Lj. hinaus Typ III: juvenile Form: Beginn mit 18 Monaten bis 18Jahren, proximal betonte Paresen, Langzeit-ÜL möglich Typ IV: adulte Form: Beginn nach dem 18 Lj., proximal betonte Parese: Beine > Arme, normale Lebenserwartung  distale spinale Muskelatrophien: 10% der SMA, Paresen distal beton, autosomal rezessiv (auch Kinder) oder dominant (meist Erwachsene) - Diagnose: klinisches Bild und Mutationsnachweis (schwierig) - Therapie: keine kausal wirksame Therapie etabliert, Normalisierung der SMN-1 Proteinmenge durch Medis (Aclarubicin) präklinisch nachgewiesen Erkrankungen mit akinetisch-rigidem Syndrom: Morbus Parkinson: ideopathisches Parkinson- Syndrom - Definition: klinisch-pathologisch definierte Erkrankung: akinetisch rigide Bewegungsstörung mit Ruhe- und Haltetremor sowie Störungen der Körperhaltung bei Lewy-Körperchen assoziierter Degeneration umschriebener Neuronenpopulationen, v.a.der dopaminergen Neurone in der Substantia nigra pars compacta - Ätiologie: Ursache für den dopaminergen Zelltod ungeklärt, zunehmend diskutiert werden genetische Faktoren; familiäre Häufung der Erkrankung; autosomal vererbter M. Parkinson: bisher 6 Genorte beschrieben, 2 Gene besonders betrachtet: aSynuclein (Lewy-Körper Bestandteil). Ubiquitin- carboxy-terminale-Hydrolase-L1 (Ubiquitin-Recycling in der Zelle); autosomal rezessiv vererbter M. Parkinson: bisher 3 Genorte beschrieben, z.B. das parkin-Gen (50%); Risikofaktoren: Genvariationen; mitochondriale Defekte - Pathologie: Verlust und Degeneration von dopaminergen Neuronen v.a. in den ventrolateralen Anteilen der Substantia nigra pars compacta sowie von Neuronen im Locus coerulus, den Raphe-Kernen,dem N. basalis Meynert, dem dorsalen vaguskern und den peripheren sympathischen Ganglien mit Lewy-Körperchen in verbleibenden degenerierenden Neuronen, extrazellulärem Pigment, Mikroglia- und Astrogliaaktivierung

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Klinik:  typisches Bild: 6. Dekade, allmählich-zunächst halbseitig und armbetontmotorische Symptome (Akinese, Tremor, Rigor) entwickelt, die langsam fortschreiten, auch die gegenseite einbeziehen, und die sich unter behandlung mit L-DOPA gut bessern

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 Leitsymptome: Bewegungsverarmung oder –verlangsamung (Akinese, Bradykinese, Hypokinese), Rigor, Ruhe- und/oder Haltetremor, Störung der Haltereflexe  Manifestationen der Akinese: Kopf: Hypomimie, Hypophonie,Festination des Sprechens, Dysphagie; Extremitäten: verminderte Mitbewegung, reduzierte Finger- und Fußgeschicklichkeit, Störung der Diadochokinese, Mikrographie, kleinschrittiger Gang, Starthemmung; axial: Schwierigkeiten beim Aufstehen und beim Umdrehen im Bett  Manifestationen des Tremors: Typ I: Ruhetremor oder Ruhe- und Halte-/Bewegungstremor der gleichen Frequenz von 4-6Hz, typischerweise distaler Ruhetremor an den Händen (Pillendrehen),aktivierbar durch emotionale oder mentale Anspannung; auch an hängender Extremität beim Gehen und Stehen Typ II: Ruhe-/Halte-/Bewegungstremor unterschiedlicher Frequenz, der bereits zu Krankheitsbeginn bestehen kann oder sich aus Typ I entwickelt; Haltetremor ca. 5-8Hz Typ III: reiner Halte-/Bewegungstremor von 5-8Hz, der meist im Verlauf in Typ II übergeht; Abgrenzung von senilem Tremor Kein Tremor bei ca. 25% der Patienten; reziprok-alternierendes Muster im EMG  Manifestationen des Rigors: Subjektiv Steifigkeitsgefühl, fakultativ ziehende Missempfindungen, objektiv bei passiven bewegungen gleichförmig zäher Widerstand, evtl. mit Zahnradphänomen, unabhängig von der Geschwindigkeit der passiven Bewegung, aktivierbar durch Willkürbewegungen der kontralateralen Extremität: Pendeltest: Pendeln des Handgelenks, bzw. der Arme; Wartenberg-Test: für die axiale Muskulatur: der Kopf des liegenden Patienten wird angehoben und plötzlich losgelassen: bei Rigor der nackenmuskulatur fällt der Kopf nicht oder nur langsam zurück!  Störungen der Haltereflexe: Retro- und Propulsionstendenz, v.a. nach passiver Auslenkung, Festinationen  Haltungsstörungen: Flexion der HWS/BWS, Adduktion der Arme im Schultergelenk,leichte Flexion in den Ellenbogen-, Fingergrund., Hüft-, und Kniegelenken, Streckung in den Interphalangealgelenken  Neuropsychologische Symptome: Frontalhirnfunktionsstörungen: subcortikale Demenz mit Wechsel zwischen alternativen Problemlösungsstrategien, Perseverationsneigungen und Defizitenbei der Generierungvon Handlungsplänen  Weitere/fakultative Symptome im Verlauf der Erkrankung: - autonome Dysfunktion - fehlende habituation von Glabella- und Blinkreflex - Augenbewegungen: sakkadierende Blickfolge, Blicksprünge mit Treppensakkaden, Einschränkung der vertikalen Blickbewegung nach oben möglich - Psychische Symptome: Depression, Angststörung, exogene Psychose - Schlafstörungen - Dementieller Abbau! - Somatosensorische Beschwerden - Typen:  Äquivalenztyp: Akinese, Rigor, Tremor gleich ausgeprägt  Akinetisch-rigider Typ: Tremor fehlt oder ist minimal  Tremordominanztyp: Akinese und Rigor minimal - Stadien nach Hoehn und Yahr: I: einseitige Symptomatik, ohne oder mit allenfalls geringer Beeinträchtigung II: beidseitige Symptomatik, keine Haltungsinstabilität III: geringe bis mäßige Behinderung mit leichter Haltungsinstabilität; Arbeitsfähigkeit noch zum Teil erhalten 16

IV: Vollbild mit z.T. starker Behinderung, Patient kann aber noch ohne Hilfe gehen und stehen V: Patient ist an Rollstuhl oder Bett gebunden und auf Hilfe Dritter angewiesen - Bewertungsskalen: NUDS; Webster-Scale; UPDRS - Zusatzdiagnostik:  pharmakologische Untersuchungen: wahrscheinlich in der diagnostischen Aussage einer probatorischen Therapie nicht überlegen  L-DOPA Test: Besserung der Symptomatik  Apomorphintest: Verbesserung der UPDRS motor section um mindestens 20%  Labor: Ausschluss M. Wilson  Tremoranalyse  CT oder MRT: unauffällig, relevant nur unter DD Aspekt  PET oder SPECT: zur Quantifizierung der striatalen dopaminergen Afferenzen (DaTSCAN-SPECT), des cerebralen Glc-Stoffwechsels (Fluordesoxyglucose), und der striatalen Dopaminrezeptoren (IBZM-SPECT); Bedeutung bei L-DOPA Therapieversagern und für wissentschaftl. Fragestellungen - Diagnose:  vorrangig klinische Verdachtsdiagnose  für M. Parkinson spricht: Ruhetremor und/oder Akinese und Rigor, einseitiger Beginn, progressive Erkrankung, gutes Ansprechen aufL-DOPA > 5J.!  gegen M. Parkinson spricht: Gangstörung undzahlreiche Stürze im Frühverlauf, rasche Progression der Erkrankung, fehlendes oder rasch nachlassendes Ansprechen auf L-DOPA, spontane Remissionen, zusätzliche Befunde: cerebeläre oder Pyramidenbahnzeichen, supranukleäre Blickparese, frühe autonome Störung, frühe oder schwere Demenz, Myoklonien, frühe und schwere Sprech- und Schluckstörungen; Zusatzuntersuchung: pathologisches CT oder MRT! - DD:  akinetisch-rigides Syndrom: Unerwünschte Medikamenten-NW, Intoxicationen, Entzündungen, multiple Traumata  akinetisch-rigides Syndrom mit anderen neurologischen oder neuropsychologischen Defiziten  andere neurodegenerative Erkrankungen  M. Wilson bei juvenilen Patienten  Akinetisch rigides syndrom mit prominenter Demenz: kortikale oder diffuse Lewy-Körperchen-Erkrankung, M. Alzheimer, CJD, Parkinson-Demenz-ALSKomplex, cerebrovaskuläre Erkrankungen, SAE  Akinetisches Syndrom mit prominenter Gangstörung: frontale Gangstörung bei NPH, M. Binswanger  Sonstige: endogene Depression, Schulter-Arm-Syndrom, seniler Tremor - Medikamente:  L-DOPA-Präparate: L-Dopa+ Benserazid: Madopar; L-Dopa+Carbidopa: Nacom, gut beeinflusst: Akinese>Rigor>Tremor, weniger beeinflusst: Gangstörung, Haltungsinstabilität, Dysarthrie, vegetative Störungen; Nachlassen der Wirkung nach 3-5 Jahren; Gabe p.o. mit nicht liquorgängigem Decarboxylasehemmer: Verminderung der peripheren Umwandlung in Dopamin und damit verbundenen NW: u.a. Schlafstörungen, Dystonien, Hyperkinesen, Inkontinenz, Schwitzen, Unruhe, Ängstlichkeit, Aggressivität, Halluzinationen, Übelkeit, Arrythmien, Tachykardien; KI: absolut: schwere Herz-, Leber-, Nieren- und Knochenmarksinsuffizienz, gleichzeitige Gabe von MAO-A Hemmern oder von Reserpin, relativ: Engwinkelglaukom,Tachykardien  Dopamin-Agonisten: Bromocriptin, Lisurid, Pergolid, Ropinirol, Cabergolin, alpha-Dihydroergocryptin, Pramipexol; Wi: je nach Präparat unterschiedlicher 17

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Einfluss auf d1 und D2 Rezeptoren, unterschiedliche HWZ, D1+D2 Agonisten wirksamer als reine D2-Agonisten; neuroprotektiver Effekt im Vergleich LDopa vs. Pramipexol; I: Kombi mit L-Dopa oder Monotherapie; NW: plötzliche Schlafattacken, Schlafstörungen, Psychosen, Verwirrtheit, Halluzinationen, GI-Störungen, Hypotonie, Arrhythmie, Ödeme, verschlechterung einer KHK; KI: Überempfindlichkeit gegen Mutterkornalkaloide, kardiale Erkrankung, Leber-, Niereninsuffizienz; Interaktionen: Wirkungsverminderung durch Dopaminantagonisten (neuroleptika, Metoclopramid), Wirkungsverstärkung: durch Medis mit hoher Plasmaeiweißbindung  NMDA-Antagonisten: Amantadin, Memantin, Budipin: Wi: Amantadin, Memantin: NMDA-Rezeptor-Kanalblocker geringer Affinität, Budipin: fördert die Dopamin-Freisetzung und hemmt die Wiederaufnahme, MAO-Hemmer, stimuliert die DOPA-Decarboxylase, niederaffiner unkompetitiver NMDAAntagonist; I: add on Therapie bei M. Parkinson, auch bei Fluktuationen, Hirnleistungsstörungen und postkomatöse Zustände, Vigilanzsteigerung, bei MS gegenvorzeitige Ermüdbarkeit; NW: A. und M.: Schwindel, Schlafstörungen, Verwirrtheit, Kopfdruck, Übelkeit, Senkung der Krampfschwelle, paranoid-gefärbte exogene Psychosen, Ödeme, Hypotonie, SV-Tachykardie, Harnretention, B.: V-Tachykardien; KI: A. und M.: Niereninsuffizienz, Schwangerschaft, Verwirrtheit, Prostatahyperplasie, Engwinkelglaukom, fortgeschrittene Demenz, Antidepressiva, HOPS, B.: HI NYHA IV, CM, Myokarditis, AV-Block II° und III°, Bradykardie, Hypokaliämie, Hypomagnesiämie, QT-Syndrom, Myasthenia gravis; Interaktionen: A. und M.: Wirkungsverstärkung und Verstärkung der NW von Barbituraten und Neuroleptika, Anticholinergica, L-Dopa und Dopaminagonisten, B.: keine Kombi mit Domperidon, Amantadin, Antiarrhythmica, Neuroleptika, Amitryptilin, Antihistaminika  Mao-B-Hemmer: Selegilin, Wi: Verzögerung des Dopamin-Abbaus, stimulierender Amphetamin-Effekt; I: Kombinationetherapie mit L-Dopa, Monotherapie bei de novo Patienten; NW: Verstärkung der Dopa-NW; KI: Schwangerschaft, hypertonie, Thyreotoxikose, Phäochromozytom, Engwinkelglaukom, Prostataadenom, Tachykardien, Arrhythmien, KHK, Psychosen, Demenz, Fluoxetin; Interaktionen: verstärkt die Wi. von zentral dämpfenden Pharmaka, Alkohol und Amantadin und die NW von Anticholinergica, keine Kombi mit Antidepressiva  COMT-Hemmer: Entacapon, Tolcapon: Wi: Hemmung der O-Methylierung von L-Dopa zu 3-OMD in der Peripherie; I: Kombi mit L-Dopa bei Patienten mit Wirkungsfluktuationen; NW: Dyskinesien, Übelkeit, RR-Störungen, Schlafstörungen, Verwirrtheit, Halluzinationene, Appetitlosigkeit, Diarrhoe, Gelbfärbung des Urins, Anstieg der Transaminasen, Hepatitis mit teilweise fulminantem Verlauf; KI: Leber- und Niereninsuffizienz; Interaktionen: Erhöhung von Serumspiegel anderer Medis, die von der COMT metabolisiert werden, Interaktion mit Warfarin und NA-Reuptake-Hemmern  Anticholinergica: Benzatropin, Biperiden, Bornaprin, Metixen, Pridinol, procyclidin, Trihexiphenidyl; Wi: Blockade zentraler und peripherer MuskarinRezeptoren, klein. Wi. vor allem auf Tremor und Rigor; NW: Miktionsbeschwerden, Opstipation,Übelkeit, Glaukom, Hautrötung, Mundtrockenheit, Missbrauch möglich, Schwindel, Gedächtnisstörungen, Dyskinesien, Ataxie, Müdigkeit, Benommenheit, Erregung, Angst, Delir; KI: Schwindel, dyskinesie, Ataxie sowie Stenosen im GI-Trakt, Megakolon, Demenz, Verwirrtheit, Blasenentleerungsstörugen, Tachyarrhythmie, erhöhte Krampfbereitschaft; Interaktionen: Verstärkung der anticholinergen Wi. von Antihistaminika und Spasmolytika; Verstärkung der ZNS Wi. von Pethidin, von L-Dopa-Dyskinesien und Neuroleptika Spätdyskinesien Therapie: 18

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 Initial:  Wann? Beginn der Pharmakotherapie bei subjektiver u/o objektiver Behinderung; mit was? Abhängig v.a. vom Lebensalter und der optimalen Symptomkontrolle; wie viel? So wenig wie möglich, so viel wie nötig!  Patienten 65J.: Therapie mit L-Dopa, Kombi mit Dopaminagonist u/o Selegilin, Anticholineregica vermeiden  Nicht med., nicht chir.:  Physiotherapie, Training der Willkürmotorik, Ergotherapie, Logopädie: jeweils keine ausreichenden daten zur Wirksamkeit  Chir:  Stereotaktische Läsionen: zur Tremorbehandlung im kontralateralem Thalamus; zur Behandlung aller Achsensymptome und der L-Dopa induzierten Dyskinesien: posteroventerolaterale Pallidotomie  Chronische Hocjfrequenzstimulation: zur Tremorbehandlung im Thalamus und im Nucleus subthalamicus; zur Bessererung der Achsensymptome und von Dyskinesien imGlobus pallidus oder im Nucleus subthalamicus Spezielle therapeutische Probleme:  Wirkungsfluktuationen: end of dose akinesia, on-off Dyskinesien: Schwanken der endogenen Dopaminspiegel zusammen mit dem medikamentösen Dopaminspiegel: Veränderungen der G-Protein Rezeptor Signalkette: Maßnahme: Stabilisierung der L-Dopa Spiegel  L-Dopa induzierte Dyskinesien: peak-dose Dyskinesien (choreoathetoid): Rezeptorüberempfindlichkeit, pulsatile Rezeptorstimulation: Maßnahme: kontinuierliche Stimulation durch Reduktion der L-Dopa Dosis und Steigerung der Dopaminagonistendosis; off-Dystonie: frühmorgens auftretendeschmerzhafte Fußdystonien: Maßnahme: retard-Dopamin vor dem Schlafengehen  Wirkungsverlust: Verbesserung der Resorption durch Eiweißreduktion in der Nahrung, Bewegung  Freezing: plötzlich auftretende, kurz andauernde Gangstörung mit Bewegungsunfähigkeit, unabhängig vom L-Dopa Plasmaspiegel, evtl. Symptom eines NA-Defizits, kann evtl. durch visuelle Hilfen: gehen über Stock, Treppe, überwunden werden  Pharmakogene Psychose: Korrektur auslösender Faktoren,Minimierung der Parkinsonmedikamentation: Reduktion der Anticholinergica, Amantadin, Dopaminagonisten, L-Dopa; Gabe von Neuroleptika, z.B. Clozapin  Schlafstörungen: z.T. durch restless legs syndrom oder periodische Beinbewegungen im Schlaf: Symptome einer nächtlichenL-Dopa Unterdosierung: Maßnahme: retard-Dopamin vor dem Schlafengehen  Depression: Optimierung der Parkinsontherapie: wenn depressive Symptome off-Phasen unabhängig auftreten: I. für antidepressive Therapie mit Amitryptilin  Ausgeprägter Tremor: Differenzierung mit Tremoranalyse Typ I: Ruhetremor mit/ohne Haltetremor: 1. Anticholinergica  2. Propanolol, Clozapin Typ II: Ruhetremor und höherfrequenter Haltetremor: wie Typ i + evtl. höhere Dosen von Propanolol oder Primidon Typ III: Haltetremor: Propanolol, Primidon + Anticholinergica, evtl.Dopaminergica und Budipin Schwerer unilateraler Tremor, alle Typen: stereotaktischer Eingriff mit Thalamotomie….. Schwerer bilateraler Tremor: chronische Stimulation des Nucleus subthalamicus beidseits 19

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 akinetische Krise: Immobilität, Dysphagie, vegetative Symptomatik: RR hoch, Tachykardie, Schwitzen: Maßnahmen: Absetzen der auslösenden Medikamente, ausreichende Kalorienzufuhr und Flüssigkeit, Pneumonieprophylaxe, spez.Therapie: Amantadin, wasserlösliches L-Dopa, Vit.C, L-Dopa-Infusion  malignes L-Dopa Entzugssyndrom: 48h nach Reduktion/Absetzen Hyperthermie, Akinese, Rigor, Bewusstsienseintrübung, Blutdruckabfall,Tachykardie, Schwitzen, CK-Erhöhung,Transaminaseanstieg, Leukozytose; Therapie: Dopamin-Agonisten, Dantrolen  perioperative Behandlung: Regionalanästhesie; L-Dopa und Agonisten bis zum Morgen des OP-Tages Verlauf: unter L-Dopa Therapie annähernd normale Lebenserwartung, im Mittel 20 Jahre bis zur Pflegebedürftigkeit

Steele-Richardson-Olszewski-Syndrom: progressive supranuclear palsy = PSP - Definition: klinisch pathologisch definierte Erkrankung, akinetisch rigides Syndrom mit Störung der konjugierten willkürlichen Augenbewegungen, axialem Rigor und pseudobulbären Symptomen a.g. einer Degeneration v.a. mesencephal-diencephaler Neurone mit neurofibrillären intrazellulären Ablagerungen - Ätiologie: unbekannt - Pathologie: Degeneration von Neuronen im Nucleus subthalamicus, Globus pallidus (Pallidum internum), S. nigra (Pars compacta und reticulata),peraquäduktalem Grau, Locus coerulus…….mit neurofibrillären Einschlusskörperchen mit Immunreaktivität gegen hyperphosphoryliertes Tau-Protein wie bei M. Alzheimer, häufige Bet. von Caudatum, Putamen, cerebralen Cortex, selten Kleinhirn; Verminderung der Neurotransmitter Dopamin, Acetylcholin, NA, GABA, Serotonin - Klinik:  Leitsymptome: symmetrische Akinese, Stand- und Gangunsicherheit, Fallneigung nach hinten, axial betonter Rigor,supranukleäre vertikale Blickparese, neuropsychologische Beeinträchtigung i.S. einer subcortikalen Demenz, Pseudobulbärparalyse, Schlafstörungen  Oculäre Symptome: nach 4 Jahren: vertikale Saccadenstörung v.a. nach unten, im weiteren Verlauf Haltestörungenbei Seitblick, Störung von horizontaler Blickwendung und Konvergenz, meist lange erhalten: Blickfolgebewegung undvestibulo-okulärer Reflex  Fakultative Symptome: Blepharospysmus, Lidapraxie, psychische Symptome: Persönlichkeitsschwankungen, Pyramidenbahnzeichen, Ruhetremor, Chorea,Gliederdystonie, Myoklonus, periphere Anfälle - Zusatzdiagnostik:  MRT: Atrophie und Signalhebung im Mittelhirn, Abflachung der Vierhüglplatte, Erweiterung des Aquädukts und dritten Ventrikels, später Atrophie des Temporal- und Frontalhirns  SPECT: verminderte Bindung von J123-IBZM im Ggs. zu M. Parkinson  PET: Fluorodopa: verminderte Aufnahme im Putamen und Caudatum im Ggs. zu M. Parkinson; auch verminderte D2-Rezeptorbindung und verminderte Opioidrezeptorbindung  ENG: Diff. der Augenbewegung - Diagnosekriterien:  Klinik: >40J., progressiver verlauf eines akinetischen Syndroms mit supranukleärer Blickparese nach unten und drei der folgenden 5 Kriterien: häufige Stürze oder Gangstörungen früh im Krankheitsverlauf, Dysarthrie oder Dysphagie, axiale> Gliederigidität, Nackenextension, fehlender Ruhetremor  Gegen die Diagnose sprechen: frühe, ausgeprägte cerebelläre Störungen, PNP, Aphasie oder Agnosie, sensorische Defizite  Sicherung der Diagnose: nur durch Neuropatho! - DD: 20

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 corticobasale Degeneration  M. Parkinson  Multisystematrophie: striatonigrale Degen.  Andere neurodegenerative Erkrankungen mit supranukleärer Blickparese  Primär vaskulär bedingte progressive Blickparese  Sonstige: NPH, Mittelhirntumoren Therapie: keine neuroprotektive bekannt  Neurtransmitterersatztherapie: begrenzter Effekt  L-Dopa, Amantadin, Anticholinergica, trizyklische Antidepressiva, Cholinesterasehemmer, Physostigmin  Blickparese: Prismenbrille, Botulinum-Toxin  Supportive Therapie: KG, Ergotherapie, Logopädie Verlauf: mittlere ÜLZ 9 Jahre (1-23)

Multisystematrophie: MSA - Definition: sporadisch auftretende neurodegenerative Erkrankung mit Befall zentralmotorischer, cortico.cerebellärer,pontin-medullärer und präganglionär autonomer Anteile des NS in unterschiedlich klinischer Ausprägung - Klassifikation:  striato-nigrale Degeneration: SND = MSA-P  olivo-ponto-cerebelläre Atrophie: OPCA = MSA-C  Shy-Drager-Syndrom: SDS = primäre autonome Dysregulation  Mischformen - Pathologie: argyrophile cytoplasmatische Einschlusskörperchen aus mikrotubulären Filamenten von 20-40nm Durchmesser in Oligodendrozyten in der weißen und grauen Substanz, Neuronenverluste; Gliose im Striatum, S. nigra pars compacta, Pons, untere Olive, Cerebellum, Intermediarsäule des Thorakalmarks und Ncl. Onuf im Sacralmark - Klinik:  extrapyramidal-motorische Symptome: symmetrische Akinese und Rigidität, Tremor möglich, Flexionshaltung Kopf/Rumpf  pyramidal-motorische Symptome: Hyperreflexie, pathologische Reflexe, Spastik  cerebelläre Symptome: Gang-, Stand-, Extremitätenataxie; Dysarthrie, Okulomotorikstörungen  autonome Symptome: orthosstatische Dysregulation, Blasen- und Mastdarminkontinenz, männliche Impotenz  sonstige: Augenbewegungsstörungen: sakkadische Folgebewegungen,hypometrische Sakkaden, verminderte Blickhebung > Blicksenkung> horizontale Blickwendung, Dysarthrie, inspiratorischer Stridor, Myoklonien, keineausgeprägte dementielle Entwicklung - Zusatzdiagnostik:  neurovegetative Untersuchung  urologische Untersuchung  Elektronystagmogramm  Transcranielle Magnetstimulation: Nachweis der Bet. des ersten MN  Elektromyogramm  Somatosensible evozierte Potentiale: Ausschluss einer zentralen Afferenzstörung  MRT: Verschmächtigung der Pars compacta, Hypointensität des Putamens in T2, hyperintenser Saum zwischen Putamen und Capsula externa…  SPECT: verminderte D2-Rezeptorendichte im Striatum  PET bei MSA-P: slektive Minderung des Metabolismus im Putamen uns Cerebellum - Diagnosekriterien: 21

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 MSA-P: sporadisches Parkinson-Syndrommit geringem Ansprechen auf LDopa  MSA-C: sporadisch auftretendes cerebelläres Syndrom mit ParkinsonSymptomen DD:  M. Parkinson  ADCA  Steele-Richardson-Olszewski-Syndrom  Pseudobulbärparalyse Therapie:  keine kausale Therapie bekannt  symptomatisch: Parkinsonsymptome: Anti-Parkinsonmittel, autonome Störungen: je nach Störung, supportive Therapie: KG, Ergotherapie, Logopädie, Hilfsmittel; PEG, Blasenatheter Verlauf:  rasche Verschlechterung innerhalb von 1-4 Jahren  nach 5 Jahren sind mehr als 40% deutlich behindert oder rollstuhlpflichtig  mittlere Überlebensdauer 9.5Jahre (2-20) Prognose: ungünstige Faktoren: schlechtes Ansprechen auf Levodopa, initial deutliche neurologische Defizite, höheres Alter bei Krankheitsbeginn

Corticobasale Degeneration: - Definition: ausgeprägt asymmetrisches hypokinetisch rigides Syndrom mit schlechtem Ansprechen auf L-Dopa und Zeichen umschriebener cortikaler Dysfunktion - Pathologie:  Makroskopisch: asymmetrisch umschriebene cortikale Atrophie um den sulcus centralis mit seitengleicher Verschmächtigung des Pedunculus cerebri und Blässeder S. nigra  Mikroskopisch: Neuronenverlust und Gliose in diesen Regionen mit geschwollenen ballonierten Neuronen, die ihre Anfärbbarkeit verloren haben infolge einer intrazellulären Ablagerung von Neurofilamentproteinen: taupositive Einschlusskörperchen - Klinik:  Leitsymptome: ausgeprägt asymmetrisches hypokinetisch rigides Syndrom mit schlechtem Ansprechen auf L-Dopa, einseitige Apraxie bei cortical sensorischem Defizit (alien limb), Pyramidenbahnzeichen, später Flexionsdystonie des Arms, stimulussensitiver Myoklonus, supranukleäre Augenbewegungsstörung (Sakkadebverlangsamung), Dysphasie  Initial: Klagen über Ungeschicklichkeit, Steifigkeit und Zucken eines Armes, weniger Störungen in einem Bein mit Gangschwierigkeiten, entsprechend Akinese,Rigidität und Apraxie im betroffenem Arm/Bein, selten Sensibiltiätsstörungen,Dysarhtrie, Verhaltensauffälligkeiten  Später: asymmetrische.progrediente akinetsich-rigide Symptomatik mit zentraler Parese oder Plegie einzelner Gliedmaßen, Reflex- und Aktionsmyoklonus, Parkinsonartige Gangstörung ohne DOPA-Responsivität, fakultativ: fokale Dystonie, Blickparesen, Bewegungstremor, Pyramidenbahnzeichen, Dysarthrie  Psychisch: mäßiggradige frontale/subcorticale Demenz, visuell-räumliche Verarbeitungsstörungen - Zusatzdiagnostik:  EEG: kontralateraler Herdbefund zur Klinik  SSEP: keine Riesenpotentiale trotz Myoklonus  MRT: oft zunächst unauffällig, im Verlauf (12 Monate) asymmetrische perizentrale Atrophie, Signalauffälligkeit in der darunter liegenden Substanz  Labor: unauffällig 22

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Diagnosekriterien: Verdachtsdiagnose DD:  M. Parkinson  M. Pick  Progressive supranukleäre Paralyse  Striatonigrale Degeneration Therapie: keine kausal wirksame Therapie bekannt, Clonazepam gegen Myoklonus Verlauf: Fortschreiten zu rigider Immobilität innerhalb von 5-7Jahren, Tod durch Aspirationspneumonie

Erkrankungen mit unwillkürlichen Bewegungen: Huntington- Erkrankung: - Synonyma: Veitstanz, Chorea major - Definition: autosomal dominante Erkrankung mit psychischen/kognitiven Veränderungen und meist hyperkinetischen Bewegungsstörungen a.g. eines progressiven, selektiven Neuronenverlustes mit Akzentuierung im Striatum - Genetik: autosomal-dominant mit vollständiger Penetranz, CAG-Expansion (>38) im Huntington-Gen auf Chromosom 4p16.3, je länger die Expansion, desto früher der Beginn der Erkrankung; Antizipation, v.a. bei Vererbung der Mutation durch den Vater - Pathologie: globale Hirnatrophie, bes. Basalganglien, im Striatum von caudal nach rostral fortschreitender Neuronenverlust mit astrozytärer Gliose, medial und dorsal ausgeprägter als lateral und ventral; selektiver Neuronenverlust: striatale Projektionsneurone früher betroffen als striatale Interneurone - Pathogenese: Mutation  expandierte CAG-Sequenz im Exon 1 des HD-Gens (viele Glutamin repeats)  überlange Polyglutaminsequenz  verändertes Huntingtinprotein  intranukleäre und cytoplasmatische Akkumulation und Aggregatbildung  Dysregulation auf Transkritpionsebene  neuronale Dysfunktion und Zelltod! - Klinik:  typisches Bild: jüngerer Patient, vermehrte Reizbarkeit, depressive Stimmungslage, abrupte Bewegungen, zunächst distal betont,im Verlauf generalisiert, dann dystone Symptome und Bradykinesie; progressive Störung von Antrieb, Auffassung, Affekt und Denken  adulte Form/Symptombeginn im Erwachsenenalter: psychische Auffälligkeiten: zunehmende Irritierbarkeit,verminderte Kontrolle sozial unangemessenen Verhaltens, Verstärkung vorbestehender Persönlichkeitsentzüge, Depressivität, evtl.schizophreniforme Psychosen; Hyperkinesen: Chorea, distal betont, generalsiert, im Verlauf vermehrt nach proximal und auf den Rumpf übergreifend, mit athetotischen und dystonen Komponenten;zunehmende Hypo- und Bradykinese, Dysphagie, Dysarthrie; Augenbewegungsstörungen: v.a. Sakkadeninitiierungsstörungen, vermehrte Distraktionssakkaden; Demenz: i.d.R. im Verlauf hinzutretend, unterschiedlich schwer ausgeprägt; Gewichtsabnahme  juvenile Form: progressives hypokinetisches Syndrom,oft mit ausgeprägter Dystonie ohne Hyperkinesen, ausgeprägte Sakkadenverlangsamung oder Initiierungsstörung, zunehmender kognitiver Abbau, fakultativ cerebrale Krampfanfälle,Myoklonus - Untersuchung:  motorische Impersistenz: herausgetstreckte Zunge kann keine 10 Sekunden gehalten werden  Gordonsches Kniephänomen: Westphal-Reflex: nach Ausläsen des PSR sinkt der Unterschenkel nur langsam ab  Sakkadenverlangsamung  Erhöhte Ablenkbarkeit: wie Fingerperimetrie:Patient soll aber den nicht bewegten Finger anschauen: dennoch Blicksakkaden zum bewegten Finger 23

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 Luria-Test: fortlaufend nacheinander mit Faust, Handkante und flacher Hand auf den Tisch/Oberschenkel klopfen Zusatzdiagnostik:  Gendiagnostik  MRT oder CT: Korrelation des klinischen Verlaufs mit Ausmaß der Atrophie/Volumenreduktion im Caudatum und Putamen bei präsymptomatischen P. und wenig bis mäßig beeinträchtigten Erkrankten  PET: Verminderung von Blutfluss, O2-Extraktion, Glucosemetabolismus  ENG: Sakkadenverlangsamung, vermehrte Sakkadenrichtungsfehler  Long-latency-Reflexe (LLR): nach Medianus/Ulnaris Reizung: LLR 2 Amplituden gemindert  SEP: Amplitudenminderung descortikalen Primärkomplexes Diagnose: klinisches Bild und Familienanamnese DD:  Chorea mit Beginn im Erwachsenenalter mit + Familienanamnese: Neuroakanthozytose, DRPLA, SCA  Chorea mit Beginn im Erwachsenenalter ohne Familienanamnese: Dyskinesie, L-Dopa induzierte Hyperkinesien, SLE, Antiphospholipid-AKSyndrom, Elektrolytengleisungen, Schwangerschaft, M.Pick  Chorea mit Beginn vor dem 16Lj., hereditär: i.d.R. kein M.Huntington, benigne hereditäre Chorea, infantile Stoffwechselstörungen, M. Wilson, DOPA-responsive Dystonie, Rett-Syndrom  Chorea mit Beginn vor dem 16Lj., nicht hereditär: Chorea Sydenham, metabolische und immunologische Erkrankungen Therapie:  keine neuroprotektive Therapie bekannt  hyperkalorische Ernährung  Depression: Sulpirid, Alprazolam, Fluoxetin  Hyperkinesen: Indikation: zurückhaltend behandeln, Neuroleptika verstärken die gleichzeitige Verarmung der Willkür- oder Ausdrucksmotorik: Tiaprid, Tetrabenazin  Aggressive Durchbrüche, schizophrene Psychose: Clozapin, Clonazepam  Schlafstörungen: Zolpidem Verlauf: ÜLZ nach Diagnose 15-20 Jahre, Tod durch sekundäre Komplikationen

Chorea minor: Sydenham - Definition: autoimmunologische Erkrankung vorwiegend von Kindern in Folge einerInfektion mit alpha- oder beta-hämolysierenden Streptokokken mit meist nach 515 Wochen sistierendenchoreatischen Hyperkinesen - Ätiologie: Spätkomplikation nach Streptokokkenerkrankung - Klinik:  motorische Symptome: i.d.R. generalisierte Chorea, seltener Hemichorea oder fokale Chorea, Auftreten von Tics  neuropsychiatrische Symptome: Depression, erhöhte Reizbarkeit oder Labilität, ADS, Zwangsideen oder Zwangshandlungen - Zusatzdiagnostik:  Labor: Anti-Streptolysintiter, kann normal sein  Bildgebung: MRT: Signalhebung im Striatum in T2 - Diagnose: klinisch - Therapie:  Akuttherapie: 3x 1Mio. Einheiten Penicillin oral für 10 Tage, dann Prophylaxe mit 1x1,2 Mio. I.E./Monat für 5 Jahre  Symptomatische Therapie der Chorea: nur selten nötig - Verlauf: üblicherweise Rückbildung innerhalb von 5-15 Wochen, bei bis zu 20% erneut Symptome, z.B. in der Schwangerschaft 24

Hemiballismus: - Definition: von proximal her beginnende Hyperkinesieneiner Körperseite (meist armebetont) mit großer Bewegungsamplitude in Folge einer Läsion des Nucleus subthalamicus oder seiner Verbindungen - Ursache: meist Ischämie, seltener Raumforderung oder Entzündung im Bereich des Nucleus subthalamicus, unerwünschte Wirkung von Phenytoin oder L-Dopa - Zusatzdiagnostik: MRT oder CT des Schädels - Diagnose: klinisch: proximale betonte halbseitige Hyperkinese, meist akuter Beginn - Therapie: Therapie der Ursache; symptomatisch: Chlorpromazin, Haloperidol - Verlauf: abhängig von der Ursache der Läsion: i.d.R. (75%) gute spontane Rückbildung

Demenz Degenerative Erkrankungen: Allgemeines: Prägnanztypen des dementiellen Syndroms: - corticale Demenz: Gedächtnisstörungen und andere Werkzeugstörungen wie Wortfindungsstörungen/Aphasie, räumlicher Verarbeitungs- und Orientierungsstörugen - subcorticale Demenz: im Vordergrund Verlangsamung, Konzentrationsschwäche, Antriebsmangel, diffuses cognitives Defizit - frontale Demenz: Sprach- und Antriebsverlangsamung, inadequater Affekt, Persönlichkeitsveränderungen, sozialer Rückzug, u.U. Hyperoralität  mögliche neurologische Symptome (alphabetisch): - Alien limb Zeichen: corticobasale Degeneration - Anfälle - Anosmie/Hyposmie: M. Alzheimer, M. Parkinson - Aphasie, Dysphasie: degenerative Hirnerkrankungen - Ataxie: M. Creutzfeld-Jakob - Augensymptome: Blickparesen, Nystagmus: progressive supranukleäre Parese - Dysarthrie, Dysphagie: corticobasale Degeneration - Dystonie: corticobasale Degeneration, oft als Flexionsdystonie des Arms - Halbseitensymptome: corticobasale Degeneration - Hyperkinesen: Chorea Huntington - Hyperoralität: frontobasale Demenz - Hypokinese: M. Parkinson - Krampfanfälle - Myoklonien - Neuroleptika-Hypersensibilität: Lewy-Körperchen-Erkrankung, fronto-temporale Degeneration mit Beteiligung der Basalganglien - Orthosstatische Hypotonie: Lewy-Körperchen-Erkrankung - Parkinson-Syndrom: cortikobasale degeneration, progressive supranukleäre Parese, Lewy-Körperchen-Erkrankung - Pyramidenbahnzeichen: progressive supranukleäre Parese - Rigor: wie Parkinson-Syndrom - Sensibilitätsstörungen einseitig: corticobasale Degeneration - Tremor: Lewy-Körperchen-Erkrankung (Minderzahl der Fälle) - Urin-Inkontinenz oder imperativer Harndrang: Lewy-Körperchen-Erkrankung  mögliche psychiatrische Probleme: - Depression, schizophreniforme Psychosen, illusionäre Verkennungen/optische Halluzinationen, Verwirrtheit, wahnhafte/delirante Symptomatik, Frontalhirnsyndrom, 25

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Persönlichkeitsveränderungen, Antriebsmangel, Zwangsymptomatik, Reizbarkeit, Mutismus, Angst, Aggressivität Zusatzdiagnostik: Eigen-, Fremd-, Familienanamnese; präzise Medikamentenanamnese, Hypnotika, psychopharmaka, Vitamin-D-Präparate, Selen-Präparate, Drogen, neurologische, internistische und psychiatrische Untersuchung, neuropsychiologische Untersuchung, CT, EEG, Routinelabor, CRP, T4, TSH, Lues-Serologie, VB12/Folsäure, Ca2+, PO4(3-) Liquor, MRT, SPECT, PET, elektrophysiologische Erklärung, stationäre Beobachtung, DD:  hypertensive cerebrale Mikroangiopathie: arteriosklerotische Encephalopathie, Multiinfarktsyndrom  strategische vaskuläre Läsionen: Ncl. Caudatus, Capsula interna, Thalamus  NPH  Cerebrale Vaskulitis z.B. bei SLE  Tumoren  Hormon, Vitamin, Elektrolytstörungen  Chron. Intoxikationen  Pseudodemenz bei verschiedenen psychiatrischen Erkrnakungen  Seltene infektiöse Ursachen  Seltene nicht infektiöse Ursachen, z.B. Sarkoidose  Demenz als Defektzustand z.B. nach cerebraler Hypoxie, Meningitis, Encephalitis, Trauma, Hirnödem Radiatio, Wernicke-Encephalopathie, MS, Alkoholismus, langjährige Psychosen, Hydrocephalus

Morbus Alzheimer: Demenz vom Alzheimertyp = DAT - mit dem Alter kontinuierlich zunehmend, 1-4% der 65-70jährigen, danach Verdopllung pro 5Jahres Schritt - F>M, 2:1 Risikofaktoren:  bei Vorliegen eines ApoE4-Allels Erkrankungsrisiko 2-3fach erhöht, ApoE ist ein Lipid-Transportprotein, wird auch im ZNS gebildet, das Gen liegt auf Chromosom 19; neben dem Haupttyp ApoE3 gibt es die Varianten 2 und 4, die mit einem oder zwei Allelen bei jeca. 20% der Bevölkerung vorkommen  bei autosomal-dominant vererbter DAT früherer Krankheitsbeginn unter ApoE4-Trägern  niedrigeres Bildungsniveau, vermutlich durch Senkung der Kompensationsschwelle Pathologie:  allgemeines: formale Pathogenese unbekannt, Schlüsselrolle der Amyloidpathologie durch zahlreiche Befunde nahegelegt  Ablagerungen von Beta-A4-Protein in cortikalen Amyloidplaques sowie pervaskuläre; entsteht aus aggregierten Teilstücken des unphysiologisch gespaltenem ß-Amyloid-Precursor-Proteins, eines ubiquitären Membranproteins mit unbekannter Funktion  Aggregationvonpathologisch hyperphosphorylierten Mikrotubuli-assoziiertem Tau-Protein zu intraneuronalen Neurofibrillenbündeln: wichtig für die Diagnose einer DAT  Neuritische Degeneration von Axonen, teils diffus im Cortex, teils in einer Untergruppe von Plaques: neuritische Plaques, wichtigstes Korrelat der Demenz ist die Synapsenveramung  Nervenzellverluste: besonders grosse Pyramidenneurone, imspäteren Verlauf globale Hirnatrophie mit Betonung temporal/mediobasal und hippocampal 26

 Cholinerge Verarmung des Cortex duch neuronale Degeneration im Nucleus basalis Meynert  Immunologische Prozesse in der Spätphase der Plaquepathologie Klinik: - Prodromalstadium: isolierte Gedächtnisstörung - Frühsymptome: Gedächtnisstörung, räumliche Orientierungsstörung, Benennstörung, verminderte Aktivität und Kompetenz bei Alltagstätigkeiten, bei einer Teilgruppe depressive Symptomatik, selten frühe, umschriebene kognitive Werkzeugstörungen - Im Verlauf: corticale Demenz mit Kernsymptom der ausgeprägten Neugedächtnisstörung, visuell-räumliche Verarbeitungsstörung, amnestische Aphasie mit inhaltsarmer, umschreibender, floskelnder Sprache - Psychiatrische Symptome: später teils Unruhe, Aggressivität, wahnhafte symptomatik, Störung des Schlaf/Wachrhythmus, Depression, Poriomanie (Wandertrieb), Verkennung von Orten und Personen - Lange gut erhalten: Antrieb, Vigilanz und psychomotorisches Tempo, Persönlichkeit - Spätsymptome: Abbau aller höheren Hirnleistungen, Mutismus, Inkontinenz, Motorik und Sensorik dagegen relativ resistent - Fakultativ: Gangstörungen, Rigor, Pyramidenbahnzeichen, epileptische Anfälle, Myoklonien - Verlaufsbeobachtung: - MMS, ADAS Zusatzdiagnostik: - Neuropsychologie: Nachweis des DAT typischen Profils - Labor: kein sichererbiologischer Marker, ApoE-Status, ß-Amyloidprotein, phosphoryliertes Tau im Liquor nicht ausreichend sensitiv und spezifisch - EEG: Allgemeinveränderungen - CT/MRT: unauffällig oder äussere Atrophie und Hippocampusatrophie - SPECT/PET: Hypoperfusion/Hypometabolismus temporoparietal - Diagnosestellung: - Typisches neurpsychologisches Profil, Nachweis einer disproportionalen Neugedächtnisstörung, Ausschluss anderer Ursachen einer Demenz, Bildgebung, Verlaufsbeobachtung DD: - Vaskuläre Encephalopathie - Morbus Pick/Demenz vom Frontalhirntyp - Lewy-Körperchen-Erkrankung - Pseudodemenz bei Depression - Verlauf: mittlere Überlebensdauer: 7Jahre (3-20) Therapie: - Cholinesterasehemmer: Donezepil, Rivastigmin, Galantamin - Sonstige Pharmaka: Memantine, Ginko biloba, Selegilin, Vitamin E, Piracetam - Therapie von Depression und psychotischen Symptomen mit SerotoninWiederaufnahmehemmern, bzw. Neuroleptika - Adjuvante Behandlung: stabile, stressfreie Lebenssituation, Unterstützung der Angehörigen durch Beratung, Gruppen, Hasubesuche Risikoreduktion: ausgeprägte Minderung durch NSAR, Östrogen bei Frauen und Statinen

Demenz vom Frontalhirntyp (DFT): Morbus Pick - degenerative Erkrankung vom frontalen, parietalen oder temporalem Cortex, 10-20% der frühmanifesten Demenzen 27

Pick.Kugeln und ballonierte Neurone sind fakultativ und von nur fraglicher nosologischer Bedeutung, eine scharfe Abgrenzung von DFT gegenüber M. Pick ist nicht möglich - 10% aller Demenzen - Altersgipfel: 50-60J. - Genetik: Mehrzahl sporadisch, 20-50% dominanter Erbgang, >15 verschiedene Tau Mutationen bei familiärer DFT mit Parkinsonsymptomatik - Pathologie:  makroskopisch wechselnd ausgeprägte oft asymmetrische Rindenatrophie vom Frontalhirn-, Temporalhirntyp oder Mischtyp, parietale Beteiligung fakultativ, Insula immer beteiligt, fakultative Beteiligung von motorischer Primärregion und den Basalganglien, sowie Marklageratrophie  histologisch Nervenzellverluste in Laminae 1-3, Gliose der U-Fasern, selten des ganzen Marklagers, fakulativ zytoplasmatische argyrophile und ballonierte chromatolytische Neurone - Klinik:  Frontalhirnsyndrom, variable reine und gemischte Formen;  Varianten:  Semantische Demenz: Verlust des „Weltwissens“ (Bedeutung von Wörtern, Bildern, gegenständen) bei bitemporaler Atrophie  Bi-parietale Atrophie  Konvexitätstyp: Antriebsarmut bis Apathie, Sprachverarmung bis Mutismus, Echolalie/Palialie, Defizite von Denkflüssigkeit, Konzentration, Denk- und Urteilsvermögen  Basaltyp: Wesensänderung mit Disinhibition, Unruhe, Hyperoralität, mangelnder Hygiene, emotionale Labilität, Zwangshandlungen, Bewegungststereotypien  Körperlich-neurologisch:  Hypokinetisch.rigide Symptomatik, Inkontinenz, Pyramidenbahnzeichen bis hin zu Paresen, und ALS Symptomen, keine choreatischen Symptome, Myoklonien oder Anfälle - Untersuchung:  Neuropsychologie: frontale, temporale, parietale Dysfunktion, Sprachverarmung, inadäquater Affekt, Apathie, Hyperoraltät - Zusatzdiagnostik:  MRT: Hirnatrophie, asymmetrisch, frontaler Marklagerschwund, Caudatum, Gyrus praecentralis meist intakt, nicht aber Gyrus postcentralis, WernickeAreal, Occipitalhirn,  EEG lange unauffällig  SPECT/PET: zur Atrophie überproportionale Perfusionsminderung mit Hypometabolismus frontotemporal - Diagnosestellung:  Klinik, Neurophysiologie, Bildgebung, SPECT/PET - DD:  M. Alzheimer, cortikobasale Degeneration, links temporale Lobaratrophie, sonstige: progressive Paralyse, Psychosen, Frühstadium von Chorea Huntington oder CJD - Therapie:  nicht bekannt, ggf. symptomatisch: Psychopharmaka, Neuroleptika -

Lobare Hirnatrophien: progressive fokale cortikale Degeneration - uneinheitliche Ätiopathologien, unklare Nosologie, Überlappung mit Demenz vom Frontalhirntyp - Pathologie:  progrediente Degeneration eines Lappens,Lappenteils oder größeren Hirnareals, i.d.R. mit makroskopischer Atrophie, einseitig, beidseitig oder asymmetrisch 28

    -

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unspezifische Nervenzellausfälle: obere Schichten und Pyramidenzellen reaktive Gliose und Vakuolisierung der Rinde Beteiligung der Basalganglien möglich Einzelne Fälle zeigen fokale Alzheimer- oder Pick-Veränderungen oder subcorticale Gliose

Klinik:  allgemein: verschiedenen umschriebene cortikale Werkzeugschädigungen ohne Demenz i.e.S. teils langfristig nur fokale Symptomatik, teils Entwicklung von zusätzlichen Herdsymptomen und Demenz, teils Demaskierung einer generalisierten degenerativen Hirnerkrankungen  häufigste Form: links-temporale Lobaratrophiemit progressiver Aphasie variablen Typs; teils begleitende rechts-temporale oder links-frontale Atrophie  wesentlich seltener: rechtstemporale Atrophie mit progressiver Dysprosodie, Amusie oder Prosopagnosie; parietal betonte Atrophie mit visuell-räumlicher Verarbeitungsstörung und/oder Apraxie, Agraphie (Alzheimerpathologie); occipital betonte Atrophie mit visueller Agnosie, Dyslexie, Balint-Syndrom (oculäre Dysmetrie,Simultanagnosie, optische Ataxie (Danebengreifen), Aufmerksamkeitsstörungen für periphere Gesichtsfeldabschnitte; prämotorische Rindenatrophie mit Hemiparese DD:  nicht-degenerative fokale cerebrale Erkrankung  corticobasale Degeneration  initiale fokale Betonung einer generalisierten Erkrankung Diagnose:  Bildgebung, Neuropsychologie, Ausschlussdiagnostik Therapie: unbekannt

Lewy-Körperchen-Krankheit: - Demenz bei Präsenz zahlreicher neokortikaler Lewy-Körperchen; wahrscheinlich zweithäufigste Demenzerkrankung - Assoziierte Erkrankungen:  Morbus Alzheimer  Morbus Parkinson - Pathologie:  zahlreiche neokortikale und limbische Lewy-Körperchen (Ubiquitin und alphaSynuklein Färbung)  neuritische degeneration in Sektoren CA2 und3 des Hippocampus  häufig zahlreiche „diffuse“ senile Plaques im Cortex,jedoch keine neuritischen Plaques,Fibrillenbündel oder Nervenzellverluste, seltener reineLewyKörperchen Pathologie ohne Plaques  Beteiligung subcortikaler Kerngebiete, u.a. Locus coerulus, Ncl. Basalis Meynert mit noradrenerger bzw. cholinerger Deafferentierung des Cortex - Klinik:  Leitsymptome:Kombination von cortikaler und subcortikaler Demenz mit DOPA-responsiver Parkinson-Symptomatik: Demenz führend oder binnen eines Jahres nach Auftreten der Parkinson-Symptomatik, spontane Fluktuation der kognitiven Störung und der Vigilanz; oft nur mäßigeBradykinese, visuelle Halluzinationen  Sonstige symptome: Depression, Pollakisurie/Urininkontinenz, orthostatische Hypotonie, Stürze durch plötzlichen Tonusverlust, NeuroleptikaÜberempfindlichkeit, Dopa-Überempfindlichkeit - Diagnosestellung:  progredientes kognitives Defizit, dabei Gedächtnisstörungen initial nicht notwendigerweise im Vordergrund; Aufmerksamkeit, frontale/subcortikale und visuell-räumliche Leistungen können besonders betroffen sein 29

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 mindestens 2 von 3 Kriterien: Fluktuation der kognitiven Störung, Aufmerksamkeit und der Vigilanz; visuelle Halluzinationen, typischerweise ausgeformt und detailreich; Parkinson-Symptomatik  unterstützende Kriterien: häufige Stürze, Synkopen, transiente Bewusstseinsstörung, Neuroleptikaüberempfindlichkeit, systematischer wahn, nicht-visuelle Halluzinationen DD:  M. Parkinson  M. Alzheimer  CJD Therapie:  L-Dopa: für begleitende Parkinsonsyndrom,  Cholinesterasehemmer: wirksam gegen Halluzinationen, kognitive defizite und evtl. Hypokinese  Atypische Neuroleptika: Quetiapin, Risperidon, Clozapin

Demenz bei M. Parkinson: - Pathologie: variabel; dopaminerge Deafferentierung des Striatums,Degeneration aminerger (Locus coerulus) und cholinerger (Ncl. Basalis Meynert) Projektionskerne und extra-nigraler dopaminerger Neurone, cortikale Amyloid- und/oder LewyKörperchen-Pathologie, z.T. unbekannte Veränderungen, z.T. pathologisch nicht gegen Lewy-Körperchen Erkrankung abgrenzbar - Klinik: überwiegend subcortikaler Demenztyp mit Verlangsamung, Antriebsstörung, zentral-exekutiver Störung - DD:  Lewy-Körperchen-Erkrankungen  Koinzidenter M. Alzheimer  Progressive supranukleäreParese - Therapie:  evtl. Cgolinesterasehemmer,ggf. Antipsychotika

Muskelerkrankungen Myopathien und neuromuskuläre Erkrankungen - Erkrankungen die den Muskel selbst, seinen Stoffwechsel oder die neuromuskuläre Endplatte betreffen Allgemeines: - Ätiologie heterogen: hereditär, entzündlich, metabolisch, endokrin, toxisch - Gemeinsames klinisches Merkmal: Muskelschwäche, Muskelschwund und Muskelhypotonie; je nach Krankheitsbild primär unterschiedliche Betroffenheit bestimmter Muskelgruppen (proximal, distal, lokal), teilweise nur episodische Schwäche Klinik: - Muskelschwäche: meist proximal betonte Paresen, im Ggs. zu Neuropathien, die sich eher distal manifestieren, oft symmetrisch, Facies myopathica - Muskelatrophie: auch Pseudo-/Hypertrophie - Muskeleigenreflexe können normal, abgeschwächt oder bei hochgradiger Parese auch fehlend sein - Muskelschmerzen variabel - Keine sensiblen Defizite - Meist chronischer Verlauf Graduierung: MRC-Scala 0: keine Kontraktion 1: tastbare Zuckungen und Spur einer Kontraktion 2: aktive Bewegung möglich unter Aufhebung der Schwerkraft 3: aktive Bewegung möglich gegen die Schwerkraft 30

4: aktive Bewegung möglich gegen Widerstand 5: normale Kraft DD: - nach Verteilungstypen  Becken und Schultergürtel: Becker-Kiener Muskeldystrophie, Duchenne Muskeldystrophie, Gliedergürteldystrophie, PROMM  Distale Muskulatur: Myotone Dystrophie, Gliedergürteldystrophien….  Faziale Muskulatur: fazio-scapulo-humerale Muskeldystrophie, Myasthenia gravis, myotone Dystrophie, okulopharyngeale Muskeldystrophie, mitochondriale Dystrophie  Äußere Augenmuskeln und Ptosis:Myasthenia gravis, Mitochondriopathie, okulopharyngeale Muskeldystrophie - nach zeitlichem Verlauf:  akuter/subakuter Beginn bei Dermato- Polymyositis und den meisten medikamentös-toxischen Myopathien  schleichender Beginn bei heriditärer Myopahtie und Einschlusskörperchenmyositis  episodische Paresen: Myasthenia gravis, Ionen-Kanalerkrankungen einschließlich nicht-dystropher Myotonien - nach klinischen Merkmalen und Laborwerten:  Schmerzen/Crampi:  Doppelbilder/externe Ophthalmoplegie  Muskelatrophie  Cardiomyopathie  Myoglobinurie  Creatinkinase - nach EMG: häufig kann das EMG den klinischen Verdacht einer Myopathie stützen ohne jedoch spezifisch zu sein; hinweisende Befunde:  kleine polyphasische Potentiale  pathologische Rekrutierung: dichtes Interferenzmuster bereits bei mäßiger Willkürinnervation: vorzeitige Interferenz  myopathische Verteilung derPunkteschar bei der quantitativen Interferenzmusteranalyse  pathologische Spontanaktivität  myotone Entladungen im EMG Diagnostik: - Basisdiagnostik: EMG, repetitive Stimulation, Elektroneurographie - Muskelsonographie: erhöhte Echogenität, verbreitertes subkutanes Fettgewebe - EKG und Echokardiographie - Labor: BB, BSG, CK, LDH, Aldolase, SGOT, TSH, Na+. K+, Ca2+, PO4(3-), Vit.D - Familienanamnese/Untersuchung - Molekulargenetische Diagnostik Zusatzdiagnostik: - Ischämietest bei metabolischen Myopahtien - Ergometertest bei V.a. mitochondriale Myopathie - Pyrophosphat-Szintigraphie - Kernspintomographie - Muskelbiopsie Myasthenie: Myasthenia gravis - Definition: Autoimmunkrankheit mit Störung der neuromuskulären Übertragung: krankhaft gesteigerteErmüdbarkeit der Skelettmuskulatur unter Belastung. Erholung in Ruhe. - Ätiologie: Autoimmunkrankheit: ACh-Rezeptor-AK in mehr als 90% der Fälle vorhanden (essentielle M.); Veränderungen des Thymus zu 60-85%: Hyperplasie, Thymom, assoziiert mit HLA-TypA1, B8, Bw59, DR3, DR7; congenital sporadisch: 31

Rezeptordefekt; Graft vs. Host Reaktion nach KM-Transplantationen; Hyperthyreose, RA, Sarkoidose, SLE, Penicillaminreaktion; Pseudomyasthenie: Lambert-Eaton-Syndrom = paraneoplastisch bei kleinzelligem Bronchial-CA - Pathologie: IgG-AK gegen den nikotinischen ACh-Rezeptor an der postsynaptischen Endplatte, erste Symptome an den kurzen quergestreiften Muskeln, besonders im Bereich der Hirnnerven: Augenmuskeln; Thymus: Lymphfollikel und Keimzentren - Epidemiologie: Prävalenz: 4-10/100000, ca. 8000 Patienten in Dtld., Erkrankungsgipfel 20.-40. Lj. Und 60.-70.Lj., W:M = 2:1 - Einteilung:  nach dem Alter: juvenileForm und adulte Form, Altersmyasthenie, Neugeorenenmyasthenie  nach dem Schweregrad: I: rein okulär IIa: leichte Generalisierung IIb: mittelschwere Generalisierung III: schwere akute Generalisierung (Atemmuskulatur) IV: schwere chronische Generalisierung - Klinik:  Anfangsstadium: okulär, ein- oder beidseitige Ptosis und frühzeitige Dopplebilder beim Seitwärtsblicken (70%), im Tagesverlauf progredient  Allgemein: im Tagesverlauf und bei Belastung progredient, Besserung in Ruhe, unsystematische Muskulaturverteilung  Bulbäre symptomatik mit schlaffen Gesichtszügen, Sprech-, Kau- und Schluckstörungen  Später belastungsabhängige Schwäche der Extremitäten, Rumpfund Augenmuskulatur: Atemlähmung!  M. Krise: akute Verschlechterung, Ateminsuffizienz  Schwangerschaft: Symptomverstärkung in den ersten 3 Monaten  Neugeborene von M. kranken Müttern: IgG-AK sind Plazentagängig, Titer fällt nach 4-8 Wochen, Symptome sistieren dann, Cave: Ateminsuffizienz! - Diagnose:  Anamnese  Neurologische Untersuchung, Simpson-Test; zunehmende Ptosis bei langem Blick nach oben; rasche Ermüdbarkeit der Muskulatur nach wiederholten Bewegungen  Tensilon-Test: Cholinesterasehemmer hemmt Symptomatik durch erhöhten ACh Spiegel im synaptischen Spalt (Abbau-Hemmung)  EMG-Ermüdungstest: Elektrostimulation ermüdet Muskulatur (N. accessorius: M. trapezius)  Labor: Antikörper, bei 80-90% im Serum, Ak gegen Titin (verankert Muskelspindel an der Zellwand), Tyrosinkinase  M. intercostalis Biopsie  Rö-Thorax, CT-Thorax  Lufu-Test - Therapie:  Allgemein: regelmäßige Erholungspausen, keine starken körperlichen Belastungen, kein Fieber, keine Impfungen  Konservativ: Immunsuppression mit Glukocotikoiden, Cholinesterasehemmer  M. Krise: Neostigmin oder Pyridostigmin, bei schwerem Verlauf Plasmapherese, Intubation und Beatmung  Operativ: Thymektomie  Genetische Beratung 32

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Prognose: langsam progredient, Letalität 10-20%, bei rein okulärem befall keine Minderung der Lebenserwartung, nach Thymektomie Remission in 50% der Fälle Komplikationen:  Verstärkung der Symptome bei Fieber  Tod durch Atemlähmung  Cave: symptomsteigernde Medis: Muskelrelaxantien (Anästhesie), Barbiturate, Benzos, ABs (Aminoglykoside), niedrig potente Neuroleptika, trizyklische Antidepressiva, u.v.m.  Immunsuppression: Haarausfall, Leukozyto-/Thrombozytopenie, hepatotoxisch: Laborkontrollen!  OP: Verletzung des N. phrenicus, Pneumothorax, Sternuminstabilität; Rezidiv  Cholinerge Krise: wie E605 Vergiftung! Durch Überdosierung von Pyridostigmin DD:  okuläre Myositis  Polyneuritis cranialis, Hirntumore  Ophthalmoplegie  Progressive Muskeldystrophie  Polymyositis  Angeborene Störungen der ACh-Rezeptoren  Kurare-Blockade der neuromuskulären Endplatte

Lambert-Eaton-Syndrom: Pseudomyasthenie - Ätiologie: Paraneoplastisches myasthenieartiges Syndrom, beim Kleinzeller (60%), autoimmunologisch bei perninziöser Anämie, Sjörgen-Syndrom (SS-A und SS-B Aks) - Pathologie: Ak gegen ca2+-Kanäle an der päsynaptischen Membrander motorischen Endplatte - Epidemiologie: mittleres und höheres Lebensalter, M>W - Klinik:  Schwäche und Schmerzen der proximalen Muskulatur, v.a. Beckengürtel und Beine, vorübergehende Besserung bei wiederholter Anstrengung!!!  Okulärer Befall erst später oder gar nicht (eher selten)  Mundtrockenheit, Obstipation, Gewichtsreduktion, Parästhesien, abgeschwächte MER, Erektionsstörungen - Diagnose: Anamnese, neurologische und apparative Untersuchunge, EMGErmüdungstest, Tensilon-Test u.U. negativ - Therapie: wenn möglich operative Therapie der Grundkrankheit; Glukokortikoide - Prognose: schlecht a.g. der Grunderkrankung Muskeldystrophien : - Ätiologie: genetische Defekte, spontane Neumutation - Pathologie: Degeneration der quergestreiften Muskulatur durch genetisch bedingten Enzymdefekt; kompensatorische Zunahme von Fett- und Bindegewebe (Pseudohypertrophie); gelbliche Verfärbung der Muskulatur; Histologie: Durchmesser der Muskelfasern völlig unregelmäßig (Atrophie neben Hypertrophie), zentral liegende Zellkerne, Bindegewebs- und Fettgewebsvermehrung - Epidemiologie: 1/3000- 1/6000, M>W - Einteilung:  x-chromosomal rezessiv: Typ Duchenne (maligner Beckengürteltyp), Typ Becker-Kiener (benigner Beckengürteltyp), Typ Emery-Dreifuss (humeroperonealer Typ)  autosomal rezessiv: Gliedergürtletyp (Chr. 2,4,5,9,13,15,17,19), Myopathia distalis juvenilis hereditaria (2), kongenitale maligne Form (1,2,6,9,12,19,21,22) 33

autosomal dominant: fazio-skapulo-humeraler Typ (4), okuläre Form, okulopharyngeale Form (14), Myopathia distalis tarda hereditaria, Gliedergürteltyp (1,3,5,6,7) Klinik: Schwäche und Atrophie der Willkürmuskulatur, meist proximale Muskelgruppen; Skelettdeformitäten, Kontrakturen durch muskuläre Insuffizienz, kardiale beteiligung möglich, Progression der Symptome durch Infekte und Stress, keine Sensibilitätsstörungen Diagnose:  Anamnese, Familiengeschichte  Neurologische Untersuchung, MER lange erhalten, kein faszikulieren, Muskelatrophien  EMG: niedrige Amplitude bei max. Innervation, verkürzte und niedrige Einzelpotentiale, keine Ruhe-Spontanaktivität  NLG normal  Labor: Erhöhung der CK im Serum, molekulargenetische Untersuchung der Familienangehörigen und pränatale Diagnostik  Muskelbiopsie: Kaliberschwankungen, Nekrosen, lipomatöser Umbau  EKG: kardiale Beteiligung Therapie: keine kausale Therapie  symptomatisch: KG, Korsett, Rollstuhl, Aufklärung, pränatale D. Prognose: chronisch progredient, keine Remissionen Komplikationen: Bettlägerichkeit, pulmonale Infekte, Kardiomyopathie, resp. Insuffizienz DD: neurogene spinale Muskelatrophien: 2. MN nicht funktional, keine MER, Faszikulationen); Poliomyelitis anterior, Dystrophische myotonie, M. gravis, PNP 

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x-chromosomal rezessive M. : - Pathologie: Stoffwechselstörung der Muskelzellen: primäre Muskelfaserdegeneration, Pseudohypertrophie, auch echte Hypertrophien vorhanden - Epidemiologie: Duchenne: 1/3500; Becker: 1/16000, M>>>>W - Einteilung: s.o. - Klinik:  Typ Duchenne: floppy infant: Trinkschwäche des Neugeborenen, verzögertes Laufenlernen; muskuläre Atrophien des Beckengürtels, Watschelgang, Treppensteigen erschwert, später aufsteigend zum Schultergürtel (Scapula alata); Kontrakturen, Lendenlordose, Pseudohypertrophie der Wadenmuskulatur (Gnomenwaden), Wespentaille, rasch progredient (ab 13. Lj. gehunfähig!), ab 16.-20Lj. bettlägerig, EKG Veränderungen, geistige Retardierung  Typ Becker-Kiener: muskuläre Atrophien des Beckengürtels, Watschelgang, Treppensteigen erschwert, später aufsteigend zum Schultergürtel, langsam progredient, Gehunfähigkeit erst spät (30.50. Lj.), Herzmuskelbeteiligung ab 30. Lj., normaler Intellekt  Typ Emery-Dreyfuss: Skapulo-humerale und peroneale Muskelschwäche, Frühkontrakturen der Gelenke, kardiale Beteiligung, geistige Retardierung - Diagnose:  Anamnese  Neurologische U.: pos. Trendelenburg-Zeichen (Watschelgang), pos. Gowers-Manöver (zum Aufrichten klettern patienten über die Vierfüßlerstellung an sich selber hoch), Pseudohypertrophie der Waden, Wespentaille, Scapula alata, MER schwach  EMG: verkürzte mittlere Potentialdauer, vermehrte Polyphasie, verminderte Amplitude bei max. Innervation 34

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Labor: CK stark erhöht, im Endstadium fast norma, da kaum noch Muskeln vorhanden sind, die atroph werden können, genet. Untersuchung Muskelbiopsie: Kaliberschwankungen, Nekrosen, lipomatöser Umbau EKG

 Therapie: s.o. Prognose: chronisch progredient, Lebenserwartung Typ Duchenne: 20-30Jahre, Becker-Kiener fast normal Komplikationen: DCM, HI, kardiale Dekompensation, respiratorische Insuffizienz, Herzversagen

autosomal rezessive M.: - Epidemiologie: Gliedergürteltyp häufigste Form: 0,6/100000, M=W - Einteilung: s.o. - Klinik:  Gliedergürteltyp: CK-Erhöhung, Schwäche der Becken und prox. Oberschenkel- Muskulatur oder im Schultergürtel  Distaler juveniler Typ: Schw. der distalen unteren Extr., CK Erhöhung  Maligne kongenitale generalisierte Form: Kindsbewegungen bereits in utero schwach, floppy infant, MER schwach, geringe Muskelmasse: CK nur mäßig erhöht, ZNS-Anomalien möglich, früher Tod - Diagnose: Anamnese, neurolog U., Labor: CK hoch, Genetik - Therapie: s.o. - Prognose: langsam progredient, Lebenserwartung bei den ersten beiden Formen gering verkürzt - Komplikationen: Schwerhörigkeit, kardiale Beteiligung autosomal dominate M.: - Epidemiologie: sehr selten, häufigste Form: fazio-skapulo-humeraler Typ: 5/100000 - Einteilung: s.o. - Klinik:  allgemein: Muskeldystrophien bleiben auf einzelne Muskelgruppen beschränkt  fazio-skapulo-humeraler Typ: Beginn im Gesicht, Fazes myopathika: schlaffe Gesichtszüge, Ptosis, keine Falten, Hypomimie, leichte Mundöffnung und Vorstülpung der Lippen = Tapirmund (für alle, die nicht wissen was ein Tapir ist: Huftier, lebt im Jungel Ostasiens, ugf. so groß wie ein Reh und hat eine verlängerte Schnauze), Dysarthrophonie, Scapula alata, Armmuskulaturschwäche, langsame Ausbreitung über Jahre von proximal nach distal, Typ Erb ohne Gesichtsbeteiligung, evtl sogar Fußheberschwäche, evtl. Retinopathie mit Telenagiektasien (CoatsSyndrom)  okulärer Typ: Ptosis, Augenmuskelschwäche, Schulter- und Gesichtsmuskulatur mitbeteiligt  okulopharyngeale Form: Ptosis, Augenmuskelschwäche, Paresen der Pharynxmuskulatur, Dysphagie, Dysphonie, evtl. Schulter- und Gesichtsmuskulatur mitbeteiligt  Myopathia distalis tarda hereditaria: Dystrophie der distalen Extremitätenabschnitte - Diagnose: Anamnese, neurolog U., Labor: CK hoch, Genetik - Therapie: s.o., Lidraffung bei ausgeprägter Ptosis - Prognose: langsam progredient, keine Verkürzung der Lebenserwartung 35

Myotonien: - Definition: Abnorme verlängerung der Muskelkontraktion für einige sekunden nach einem Reiz = Dekontraktionshemmung der Willkürmuskulatur - Ätiologie: aut.-dom. oder rez. Erblich, geringe Penetranz, symptomatische Formen bei PNP, Polymyositis, Muskeldystrophie, Hypothyreose möglich - Pathologie: repetitive Aktivität auf der Ebene der Muskelfasern, nicht beeinflussbar durch Denervierung oder Blockade der Muskelendplatte mit Kurare, durch Störung der elektrischen Membranstabilität bei verschiedenen defekten von Membrankanälen - Einteilung:  Myotonia congenita Thomson: Säuglingsalter  Myotonia congenita Becker: Schulkindalter  Paramyotonia congenita Eulenburg  Dystrophische Myotonie Curschmann-Steinert-Batten - Klinik:  allgemein: verzögerte Erschlaffung der Muskulatur, auch an den äusseren Augenmuskeln und dem M. orbicularis okuli (Augenöffnung erschwert), bei repetitiver Reizung nimmt die Myotonie ab (warm up Phänomen), jedoch nicht bei der Paramyotonia congenita Eulenburg, Besserung nach den Mahlzeiten oder bei gabe von Insulin, Verschlechterung durch Kälte - Diagnose:  Anamnese  Neurologische U.: Perkussionsmyotonie der Thenarmuskulatur: Muskelkontraktion bleibt bestehen (Sek.)  EMG: Entladungsserie nach Beklopfen oder Nadelstich, Zu- und Abnahme der Amplitude für einige Sekunden, asynchrone Nachentladungen  Labor: CK normal - Therapie: repetitive Bewegungen: warm up, Medis: Membranstabilisatoren: Antiarrhythmika/Lokalanästhetika: vermindern depolarisation der Muskelfaserndurch Blockade der Na+-Kanäle im inaktivierten Zustand: Tocainid, Mexiletin - Komplikationen: Paradoxe Myotonie: Minderung durch Übung nicht möglich! - DD: Muskeldystrophien, Stiff-man-Syndrom, Tetanus Myotonia congenita Thomson: - Ätiologie: autosomal-dominant-erblich - Pathologie: Mutation am skelettmuskulären Chloridionenkanal, echte Hypertrophie der Muskelfasern ohne Degenerationszeichen, keine TypIIb Muskelfasern - Epidemiologie: Säuglingsalter oder frühkindlich, m=w, selten: 0,4/100000 - Klinik: myotone Steifigkeit der Beinmuskulatur beim Laufenlernen der Kinder: verzögerte motorische Entwicklung; myotone Augenmotilitätsstörungen; myotone Reaktionen der Zungen- und Kaumuskulatur; generalisierte hypertrophie der Rumpfund Wadenmuskulatur: athletisches Aussehen - Therapie: keine erforderlich, repetitive Bewegungen, Tocainid, Mexiletin - Prognose: gut, Störung lässt im Laufe des lebens eher nach Myotonia congenita Becker: - Ätiologie: autosomal-rezessiv - Pathologie: s.o. - Epidemiologie: 5.-8-Lj., 2/100000 - Klinik: Beginn in den Beinen, später auch Hände und Kaumuskulatur betroffen, sichtbare Muskelhypertrophien in 75% der F., athletisches Aussehen - Prognose: gut, Lebenserwartung normal - DD: Myotonie mit Zwergwuchs Paramyotonia congenita Eulenburg: - Ätiologie: autosomal-dominant, 17q13 36

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Pathologie: Instabilität der Muskelzellmembrandurch Störung der skelettmuskulären Na+-Kanäle Epidemiologie: von Geburt an, 1/180000 Klinik: Myotonie + intermittiernde schlaffe Lähmung, bei Kälteexposition myotonie der Gesichts- und Handmuskulatur, gefolgt von schlaffer Lähmung, Remission bei Erwärmung Diagnose: Anamnese (Kälte = Symptome!), neurologische U.: beklopfen des Thenars + Kältereiz, EMG: Salvenentladung beim Muskeleinstich Therapie: Tocainid, Mexiletin, Wärme Prognose: gut, s.o. Komplikationen: paradoxe Myotonie= keine Minderung der Symptome durch Übung, maligne Hyperthermie durch gabe von Succhi und Cholesterinesterasehemmern (Anästhesie!!!!) DD: Pseudomyotone Syndrome, Neuromyotonie, Stiff-man-Syndrom, Hyperkaliämische periodische Lähmung

Dystrophische Myotonie: - Definition: dominant-erbliche M. mit umschriebener Muskeldystrophie und myotomen Symptomen sowie vielfältigen Begleitsymptomen wie katarakt und Gonadenatrophie - Ätiologie: autosomal-dominant, unvollständige Penetranz, varialble Expressivität - Pathologie: Defekt auf Chr. 19q13.2-13.3mit multiple Basenwiederholungen: CTGTripletts (>38-2000): je mehr, desto schwerwiegender die Krankheit! MyotoninProteinkinase wird vermindert produziert: Muskelfaserschädigungen - Epidemiologie: ab Geburt oder ab 15.-30Lj., zuerst myotoneSymptome, dann Muskeldystrophien sowie endokrin/vegetative Störungen, M>W, 5/100000 (häufigste Form) - Einteilung: kongenitale und adulte Form - Klinik:  kongenitale Form: floppy infant, Facies myopathica, zeltförmig offensthender Mund mit hohem Gaumen, fehlende myotone Reaktion, psychomotorische Retardierung, Intelligenzminderung, respiratorische Insuff.  Adulte Form: fortschreitende Muskelschwäche der gesichts-, halsund distalen Extremitätenmuskulatur: Steppergang, schlaffe Haltung, Dysphagie, myotone Reaktionen; Katarakt; Innenohrschwerhörigkeit; Hypogonadismus; Diarrhoen, Obstipationen; HRST; PNP, HMSN; Hypoventilation; psychopathologische Störungen - Diagnose: Anamnese; neurologische U.: MER schwach bis fehlend; EMG: myotone Potentiale, niedrige Einzelpotentiale; Labor: Genetik, Hormonstatus; Muskelbiopsie: myopathisches Gewebsmuster mit Kaliberschwankungen, zentrale Kerne, Fasernekrosen, TypI-Muskelfaseratrophie; MRT: Hirnatrophie, subcortikale Entmarkungsherde; EKG: HRST; Augenkonsil; Ösophagus-Breischluck - Therapie: keine kausale Therapie möglich; KG, Schrittmache bei HRST, Mexiletin, Tocainid, Phenytoin, genet. Beratung - Prognose: chronisch progredient, verkürzte Lebenserwartung: Tod zw. 50.-60Lj., Herzversagen - Komplikationen: Genetische Antizipation, Oligophrenie - DD: proximale myotone Myopathie, M. congenita Thomson, progressive Muskeldystrophie, motorische Polyneuropathie Stiff-Man-Syndrom: - Ätiologie: autoimmunologische Genese, paraneoplastisches Syndrom beim Kleinzeller - Pathologie: autoimmunologische Hemmung des GABA-Systems, verlust der spinalen Hemmung der Vorderhornzellen durch die Renshaw-Zellen 37

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Epidemiologie: Erwachsene 30.-45. Lj., M>w Klinik: Anfangsstadium Rückenschmerzen; Steifigkeit der der Nacken-und Rumpfund proximale extremitätenmuskulatur; schmerzhafte Spasmen der Muskulatur, nehmen bei Bewegung und Stress zu, Abnahme im Schlaf und in Narkose; Hyperhidrose Diagnose: Anamnese, Suche nach Tumorerkrankung; neurologische U.; EMG: Daueraktivität bei normaler Amplitude, zeitweise auch silent periods; Labor: Bestimmung von Auto-Ak; Muskelbiopsie: Normalbefund Therapie: symptomatisch: Massagen, KG; Muskelrelaxantien: Tizanidin, Diazepam, Clonazepam, Baclofen; Glucocortikoide, IgG Prognose: keine Verkürzung der Lebenserwartung, Störung stabilisiert sich nach anfänglicher Progredienz Komplikationen: häufig gleichzeitiges Vorliegen eines Diabetes mellitus, Hyperlordose, Skoliose, Gelenkkontrakturen, Muskel-/Sehnenrupturen DD: Neuromyotonie: ISAAC-Syndrom; Myotonie, Fibromyalgie, Tetanus, ParkinsonSyndrom

Polymyositis/Dermatomyositis: - Definition: autoimmunologisch entzündliche Veränderungen von Muskulatur und Haut - Ätiologie: unbekannt, autoimmune Myositis (HLADR3); bei malignen Tumoren oder Kollagenosen, Hyperthyreose, Diabetes mellitus, iatrogen: nach langen Glukokorticoidgaben, Azidothymidin - Pathologie: Degeneration von Muskelfasern, Muskelfaserkaliberschwankungen, perivenöse Infiltration von Rundzellen, Bindegewebsvermehrung, Autoimmunkrankheit - Epidemiologie: 0,5-1/100000; 40.-60.Lj, 20% Kinder; w>m - Einteilung: Polymyositis akut oder chronisch; Dermatomyositis, okuläre Myositis - Klinik:  allgemein: rasch progrediente Myopathie, proximal symmetrische Muskelschwächen im Becken- oder Schultergürtel einsetzend, später nach kranial ausbreitend; muskelkaterartige Schmerzen, allg. Krankheitsgefühl mit Gelenkschmerzen; auch Fieber mgl.  Dermatomyositis: s.o. + Hautsymptome: Ödeme: bläulich-violett: an Augen, nase, Hals und Schultern; Hautatrophien, Teleangiektasien, Zahnfleischschwellungen, Raynaud-Phänomen, subkutane Verkalkungen  Okuläre Myositis: Lähmungen der äußeren Augenmuskeln mit Blickparesen und Ptosis, retrobulbäre Schmerzen, konjunktivale Injektion - Diagnose: Anamnese, internistisches Konsil: Suche nach Malignomen; neurologische U., MER normal erhalten oder gesteigert, geringe/keine Atrophien, Druckschmerzhaftigkeit der Muskulatur; Labor: BSG-Erhöhung,CRP-Erhöhung, CKErhöhung durch Muskeluntergang, IgG-Vermehrung, GOT-, LDH-Erhöhung, Leukozytose, Eosinophilie, Myoglobinurie; EMG: myopathische Veränderungen + Denervierungszeichen: niedrige Amplitude, Fibrillationspotentiale; orbitales CT/MRT: Darstellung der Entzündung/Schwellung; Muskelbiopsie: Fasertyp-II Atrophie;Röntgen: Dysphagie - Therapie:  Glukokorticoide, Azathioprin, cyclophosphamid, Methotrexat  Plasmapherese  KG etc. - Prognose: unter Glukokorticoiden 50%ige Reduktion möglich; akut: schlecht, Letalität bei Kindern bis zu 50% innerhalb eines Jahres, sonst 20-30%; chronisch/schubartig: 10Jahre bis Spätstadium - Komplikationen: CMP, Dysphagie, Ateminsuffizienz, Lungenfibrose, Nierenversagen 38

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DD:         

infektiöse Myositis Einschlusskörpermyositis Polymyalgia rheumatika Progressive Muskeldystrophie Toxische oder endokrine Myopathien Spinale Muskelatrophie Myositis ossificans Idiopathische Rhabdomyolyse SLE

Metabolische Myopathien: - Ätiologie: hereditär : x-chromosomal rez., autosomal-rez., autosomal-dom., spontane Neumutation - Epidemiologie: 1/100000: POMPE-, McARDLE-Krankheit - Einteilung:  Glykogenosen: POMPE-Krankheit, McARDLE-Krankheit  Lipidspeichermyopathien: Carnitinmangel  Mitochondriale Myopathien: mitochondrialer DNA-Defekt - Pathologie:  Glykogenosen: Glykolyse/Glykogenmetabolismus gestört: POMPE: Saure-Maltase-Mangel; McARDLE: Muskelphosphorylasemangel  Lipidspeichermyopathien: Carnitinmangel  Mitochondriale Myopathien: mitochondrialer DNA-Defekt: mitochondrialer Stoffwechsel gestört, genralisiert - Klinik:  POMPE: Muskelschwäche, Makroglossie, Schlafstörungen  McARDLE: belastungsabh. Schwäche und Schmerzen, Wadenkrämpfe, Muskelschwellungen, Rhabdomayolyse, Myoglobinurie - Diagnose: Anamnese: brauner Urin nach Belastung?, neurolog. U.: meist normal; Labor: CK erhöht; EMG: Myopathie; Belastungstests; Muskelbiopsie; EKG - Therapie: keine kausale Therapie mgl., Belastungen meiden; Glykogenosen: proteinreiche Diät; Lipidspeichererkrankungen: kohlnehydratreiche Ernährung, mitochondrial. Co-Enzym-Q Zufuhr - Prognose: chronsich progredient - Komplikationen: Rhabdomyolyse - DD: Muskedystrophie, kongenitale Myopahtien Maligne Hyperthermie: - Ätiologie: Narkosezwischenfall nach Halothan, Methoxyfluran, Suxamethonium, gent. Disposition oder Stress- induziert; autosomal-dominat - Pathologie: gestörte Ca2+- Transportvorgänge im Myoplasma: generalisierte Muskeltonuserhöhung, Tachykardie, pCO2-Anstieg, Temperaturanstieg, Hyperkaliämie nach Faseruntergang, Myoglobinurie, hypermetabolische Krise - Epidemiologie: 1/15000 Narkosen im Kindesalter, 1/50000 Narkosen im Erwachsenenalter - Klinik: Tachykardie, Rigor der Muskulatur, schneller Temperaturanstieg >40°C bis zu 45°C!, Tachypnoe, Zyanose, Hypoxie, Blutdruckschwankungen, Schwitzen, Rhabdomyolyse, Myoglobinurie, Nierenversagen - Diagnose: Anamnese, neurologische U.: extremes Fieber, Muskelrigidität, Labor: Elektrolytverschiebungen: K+, Mg2+, CK-Erhöhung, metabolische Azidose, Hypoxie, Blutgerinnungsstörungen, Muskelbiopsie - Therapie: Narkoseabbruch, 100% O2, Intensivüberwachung, Kontrolle der Urinausscheidung, Azidoseausgleich, Heparinisierung, „Antidot“: Dantrolen: Blockade der ca2+ Freisetzung, intensive Kühlung, Metamizol 39

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Prognose: ernst, unbehandelt 60% d.F. letal Komplikationen: Nierenversagen, Hirnödem durch E-lytverschiebung, Verbauchskoagulopathie, Herz-/Kreislaufversagen DD: malignes neuroleptisches Syndrom: durch Neuroleptika induziert

Zerebrovaskuläre Erkrankungen Vaskuläre Syndrome: - A. cerebri anterior: - Versorgungsgebiet ist Mantelkante und Mesialfläche der Hemisphären bis zum Sulcus parietoocciptalis, vordere 4/5 des Balkens, vorderer Schenkel der inneren Kapsel, unterer Teildes Caput nuclei caudati - Symptome: beinbetonte Hemisymptomatik, Inkontinenz, Frontalhirnsyndrom bei beidseitigem Verschluss - A. cerebri media: - Versorgungsgebiet: frontale und parietale Konvexität, laterale und kraniale Anteile des Temporallappens, darunter liegendes Marklager, Stammganglienblock mit Ausnahme des inneren Pallidum, Thalamus, Capsula interna - Symptome: sensomotorische Halbseitensymptomatik und Hemianopsie, oft Blickdeviation zur betroffenen Seite, neurophysiologische Ausfälle (Aphasie, Apraxie, räumlich-dekonstruktive Apraxie) je nach betroffener Hemisphäre - A. cerebri posterior: - Versorgungsgebiet: Occipitallappen,laterale und basale Anteile des Temporallappens, Thalamus, Corpus geniculatum laterale - Symptome: Hemianopsie, bei Läsion der dominanten Hemisphäre evtl. flüssige Wernicke Aphasie - A. basilaris/ A. vertebralis: - Sektorielle Gliederung der Versorgungsgebiete - Rostrale/distale A. basilaris: Mesencephalon - Lateral: Gesichtsfeldausfälle, Amnesie - Paramedian/median: Okulomotoriusparese (Pupille!), vertikale Blickparese, Bewusstseinsstörungen, Hemianästhesie, evtl. Hemiparese - Mittlere A. basilaris: Pons - Lateral: Ataxie ipsilat., Sensibilitätsstörungen kontralat., Schwindel - Paramedian/median: Okulomotoriusstörungen: IV, VI, INO, Eineinhalbsyndrom, horizontale Blickparese, VII, Dysarthrie, clumsy hand syndrome, rein motorische/sensorische Ausfälle - Proximale A. basilaris/A. vertebralis: Medulla oblongata - Lateral: Ataxie, Horner-Syndrom, dissoziierte Sensibilitätsstörungen, Hirnnervenläsionen V, VIII-XII - Paramedian/median: Hemihypästhesie und Hemisymptomatik ohne Gesichtseinschluss, Hirnnervenläsion XII, selten Apnoe, Hypertonie, Arrhytmie - Kleinhirnarterien: - A. cerebelli superior: - Versorgungsgebiet: dorsolaterales Mittelhirn, Oberwurm, obere und seitliche Teile der Kleinhirnhemisphären, oberer Kleinhirnstiel - Symptome: komplettes Versorgungsgebiet (selten): ipsilat. Hornersyndrom, Hemiataxie, cerebellärer Intentionstremor; kontralateral dissoziierte Sensibilitätsstörungen; cerebelläres Versorgungsgebiet: ipsilaterale Hemiataxie, Dysarthrie, Schwindel, Übelkeit - A. cerebelli inferior anterior: - Versorgungsgebiet: rodtraleMedulla, Basis der Brücke, rostrales Cerebellum - Symptome: Tinnitus, Schwindel, Dysarthrie, ipsilateral Hornersyndrom, Hirnnervenausfälle V, VII und VIII, Hemiataxie - A. cerebelli inferior posterior: 40

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Versorgungsgebiet: dorsolaterale M. oblongata, Unterwurm, Unterseite der Kleinhirnhemisphären Symptome: Wallenberg-Syndrom Ipsilat.: Horner, Gaumensegel-, Pharynx- und Stimmbandparese, Trigeminusausfall, Hemiataxie, Fallneigung (Nucl. Vestibularis inferior) Kontralat.: dissoz. Sensibilitätsstörungen Allg.: Schwindel, Erbrechen, Singultus, Kopfschmerzen Therapie: PTT wirksame Heparinisierung, anschließende Marcumarisierung bei caedialer Emboliequelle Ko.: Fortschreiten zur Basilaristhrombose Prognose: 0-2% Mortalität in 30 Tagen

Cerebrale Ischämie: Ischämiescher Insult (Schlaganfall) Ätiologie: Makroangiopathie der supraaortalen Gefäße: 30-40% - arteriosklerotisch - nicht arteriosklerotisch  Dissektion, Dysplasie  Nicht-erregerbedingte Vasklitiden: Riesenzellarteriitis, Takayasu-Syndrom  Erregerbedingte Vaskultiden: Meningitis durch Meningokokken, Pneumokokken, Haemophilus, viral durch CMV oder VZV, chronisch durch Tuberkulose, Lues, Pilze, Borrelien, Leptospiren, selten Moya-Moya, dorgeninduzierte Spasmen Cerebrale Mikroangiopathie: 20-30% - arteriosklerotisch - nicht arteriosklerotisch proximale Emboliequelle: - cardiale Embolie: Vorhofflimmern, Vorhofmyxom, Vorhofseptumaneurysma, KHK, Herzklappenvitien, DCM, Endocarditis - paradoxe E.: Vorhofseptumdefekt, PFO - Arteriosklerose des Aortenbogens: bei Paques >4mm +/- thrombotischer Auflagerung Gerinnungsstörungen: subarachnoidal)  Sinus cavernosus: Exophthalmus, Hirnnervenausfälle (III-VI), konjunktivale Injektion (59%), Visusverfall, Stauungspapille, pulsiernder Tinnitus  Tentorium: Blutungen (s.o.), Ischämien  Sinus transversus, sigmoideus: occipitale Durafistel: pulsierender Tinnitus, occipitaler Seitenbetonter Kopfschmerz, Blutungen, cerebrale Ischämien, Visusverlust, selten Hirnnervenausfälle  Alle: Hydrocephalus malresorptivus (durch venösen Überdruck oder rezidivierende kleinere SAB), sehr selten Herzinsuffizienz - Untersuchung: Strömungsgeräusch, vereinzelt Kompression des zuführenden Gefäßes möglich - Zusatzdiagnostik:  extra- und intrakranielle US-Diagn. 52

 CCT+/- KM: Ausschluß einer schon vorhandenen Parenchymblutung oder einer begleitenden cerebralen Gefäßmalformation  Cerebrale Angiographie: zur Klärung der arteriellen Zuflüsse und des Drainagetyps - Therapie: Indikation: Leidensdruck, Progredienz, Shuntvolumen, Komplikationen und Vorliegen einer Drainage in cortikale Venen - endovaskläre Therapie: Embolisation der arteriellen Zuflüsse, Reembolisationen sind häufig notwendig,Besserung in85-98%, Rezidivrate bis zu 9%, bei DAVM (Carotiscavernosus Fistel) ist endovaskuläre Therapie überlegen - Okklusion des Sinus oder offene OP (Ligatur): bei fehlendem Erfolg der endovaskulären Therapie - Kombinierte Behandlung (Ligatur + endovaskulär): erfolgreicher bei okzipitalen und tentoriellen DAVM als jede Einzeltherapie - Regelmäßige klinische und dopplersonographische Kontrollen wegen nicht vorhersehbarem Verlauf - Verlauf: Blutungsrisiko: 1,8%/anno Cerebrale Aneurysmen - 4-6% Prävalenz für unrupturierte Aneurysmen, in Familien mit SAB: 10-20% - Neuentwicklung von aneurysmatischen SABs 2%/anno - Pathophysiologie: kongenitale Wandschwäche: basale, sackförmige Aneurysmen; postnatale Degeneration der Lamina elastica interna (arteriosklerotisch, entzündlich, embolisch, traumatisch): vorwiegend fusiforme Aneurysmen - Assoziierte Erkrankungen: Zystennieren, Neurofibromatose Typ I, fibromuskuläre Dysplasie, Marfan, Ehlers-Danslos Typ IV - Lokalisation: A. communicans anterior (36%), A. carotis interna (33%), A. cerebri media (13%), A. cerebri anterior (10%), A. basilaris (4%), A. vertebralis (1-3%); multiple A. bei >20% der Patienten mit SAB - Blutungsrisiko: unselektiert 1,9%/anno, Größe 10mm: Blutungsrisiko 0,5%; Riesenaneurysmen >25mm: 6% im ersten Jahr - Klinik:  SAB: seltenere Blutungstypen: intraparenchymatös, intraventrikulär, subdural  Raumforderungszeichen: Hirnnervenausfälle, epileptische Anfälle durch Druck auf den frontobasalen oder temporalen Cortex, Trigeminusneuralgie, hypothalamische Störungen  Ischämische Symptome: durch Spontanthrombose mit gleichzeitigem Verschluss des tragenden Gefäßes oder von perforierenden Gefäßen bzw. durch Ausschwemmung intraaneurysmaler Thrombosen - Diagnosestellung:  digitale Substraktionsangiographie  CT mit KM: größere Aneurysmen  MRT: Darstellung von thrombosierten Aneurysmen  CT-Angiographie: Sensitivität 96%  MR-Angiographie: Sensitivität 94%  Transkranielle Duplexsonographie: Sensitivität 80% - Screening:  in Familien mit SAB  bei polyzystischer Nierenerkrankungen - OP nicht rupturierter Aneurysmen:  Risiko: permanente Morbidität 10,9%, Mortalität 2,6%  Aneurysmen 10mm bzw. Patienten mit vorangehender Aneurysmaruptur an anderer Stelle: Einzelfallentscheidung abh. vom Alter, Komorbidität, Aneurysmagröße und –lokalisation - Therapieverfahren: 53

 operativ zugängliche A.: Clipping  inoperable A.: Platin-coil Embolisation Morbus Osler: hereditäre hämorrhagische Teleangiektasie - Genetik: autosomal dominant, genetisch heterogen: 9q, 12q - Pathologie: Dilataion postkapillärer Venolen, Verbindung zu dilatierten Arteriolen: AV-Shunt, mononukleäre Zellinfiltrate im perivaskulärem Raum - Diagnosekriterien: 2 der folgenden Merkmale: rezidivierendes Nasenbluten, Teleangiektasien außerhalb derNasenschleimhaut, autosomal dominanter Erbgang und viszerale Beteiligung - Klinik:  Epistaxis, ggf. transfusionsbedürftiger Blutverlust  Teleangiektasien der Haut: Lippe, Zunge, Gaumen, Gesicht, Konjunktiven, Nagelbett  Pulmonale AV-Shunts: Dyspnoe, Zyanose, Polyzythämie  Neurologische Manifestationen: paradoxe Embolien, Ischämien, Schlaganfälle, Hirnabszesse, cerebrale oder spinale AV-Malformationen: intracerebrale und subarachnoidale Blutungen, epileptische Anfälle, migräneartige Kopfschmerzen  GI: rezidivierende obere und untere Blutungen in der 5./6. Dekade - Zusatzdiagnostik: pulmonale Manifestationen: Blutgasanalyse, Rö.-Thorax, CTThorax, Angiographie - Therapie und Prophylaxe: p  pulmonale Manifest.: Embolisation oder Ligatur der zuführenden Arterie, Teilresektion, AB-Prophylaxe vor OP  neurologische Manifest.: Ausschaltung pulmonaler AV-Shunts bzw. cerebraler AV-Shunts Mikroangiopathien CADASIL Syndrom : cerebral autosomal dominant arteriopathy with subcortical infarcts and leukoencephalopathie ; nicht-arteriosklerotische und nicht-amyloide Angiopathie ohne Zusammenhang mit Hypertonus - Prävalenz derGenträger : 1 : 160000 - Genetik : autosomal dominant : 19q13, komplette Penetranz der MRTVeränderungen bis zum 40. Lj., der klinischen Symptome bei Männern bis zum 61., bei Frauen bis zum 66. Lj.; Penetranz 50% im Alter von 30 Jahren - Pathologie: generalisierte nicht-arteriosklerotisch und nicht-kongophile Angiographie, Schwerpunkt in den langen penetrierenden Markarterien, mit granulärer Degeneration der Media, ultrastrukturell Nachweis von charakteristischem elektronendichtem osmiophilem Material im Bereich glatter Gefäßmuskelzellen - Klinik: wiederholte subcorticale Ischämien (TIA, PRIND, Schalganfall), migräneartige Kopfschmerzen: +/- Aura, hemiplegisch; cognitive Defizite, Gangstörung, Blasenentleerungsstörungen, psychiatrische Störungen, epileptische Anfälle; >40 Lj.: Pseudobulbärparalyse, spastische Tetraparese und subcorticale Demenz - Stadieneinteilung:  I: 20-40 Jahre: häufige migräneartige Episoden und subcorticale Läsionen im MRT  II: 40-60 Jahre: häufig insultartige Episoden, bipolare oder monopolare psychiatrische Auffälligkeiten, konfluierende Marklagerläsionen und Basalganglienläsionen im MRT  III: 60-80 Jahre: subcorticale Demenz, Pseudobulbärparalyse, diffuse Leukencephalopathie, Basalganglien-Läsionen - Zusatzdiagnostik:  MRT: diffuse, z.T. konfluierende Marklagerhyperintensitäten in T2gewichteten Bildern,Leukencephalopathie und umschriebene subcorticlae Infarkte  Hautbiopsie: hohe Spezifität 54

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 Genetische Diagnostik: Punktmutationen im Notch-3 Gen Diagnosestellung: klinisches Bild und MRT-Befund + positiver Hautbiopsiebefund oder genetische Diagnose DD:  M- Binswanger  HERNS: hereditary endotheliopathy with retinopathy, nephropathy and stroke: autosomal dominant verebte Arteriopathie mit generalisierten Veränderungen Therapie: keine kausale Therapie bekannt  vaskuläre Ereignisse: Versuch mit ASS  Migräne: Sumatriptan, Prophylaxe mit ß-Blockern Verlauf: mittleres Todesalter 61J.

Vaskulitiden - heterogene Gruppe von Erkrankungen, pathoanatomisch gekennzeichnet durch eine Entzündung der Gefäßwand mit oder ohne fibrinoide Nekrose, Leukozyteninfiltration, Gefäßstenosen, Mikroaneurysmata und Thrombosen - Epidemiologie: 3-5% der cerebralen Ischämien bei Patienten 40°C), schweres Krankheitsgefühl, Gewichtsverlust, Myalgien, Arthralgien, vorausgegangene oder bestehende Infekte  Fokale/multi fokale neurologische Defizite: durch arterielle und venöse Durchblutungsstörungen, bei Befall peripherer Nerven meist als Monoarteriitis multiplex (80%), seltener auch distal symmetrischer Befall (20%)  Diffuse cerebrale Funktionsstörungen: durch multiple cerebrale Läsionen oder metabolische Enzephalopathie aufgrund der systemischen Organmanifestation (Niereninsuffizienz durch Glomerulonephritis) - Zusatzdiagnostik:  Basisdiganostik: Vaskultis des NS  Labor: CRP, BSG, DD-BB, Immunologie: ANA, c und pANCA, Antiphospholipid-AK, Kryoglobuline, zirkulierende Immunkomplexe, Komplementfaktoren (C3, C3d, C4, CH50), Rheumafaktoren, Serumproteinund Immunelektrophorese 55

 Infektsuche: Serologie für Borrelien, Lues, HBV, HCV, HIV  Blutkulturen zum Ausschluss eines bakteriellen Infekts/Endokarditis bei Status febrilis  Zeichen der viszeralen Beteiligung: Nierenwerte, U-Status, CK, Transaminasen  Liquordiagnostik: unspezifisch, Schrankenstörung, Pleozytose  Elektrophysiologie: bei V. a. PNS Beteiligung  Neurovaskuläre US-Diagnostik: V.a. Takayasu-V., Arteriitis temporalis  Neuroradiologisch: kraniales MRT  Rö-Thorax: Pneumopahtie, Infiltrate, Pleuraergüsse  Kardiologische D.: EKG, TEE - erweiterte D.:  mikroangiographisch: Arteriosklerose, Amyloidangiopathie, CADASIL, SLE, Eklampsie  embolisch und/oder lokal thrombotisch: Thrombophilie, Purpura: thrombotisch-thrombozytopenisch,Vorhofmyxome, Endokarditis, M. Osler, Sichelzellanämie  demyelinisierend: MS  neoplastisch: ZNS- Lymphome, lymphomatoide Granulomatose, paraneoplastische V.  spezielle DD Arteriitis temporalis Horton - häufigste systemische V., 15-30/100000, Patienten >50J., Krankheitsbeginn um die 70J., F:M = 3:1, vorwiegend Weiße, Assoziation mit HLA-DR4 und –DRB1 Ätiologie: T-Zell abh. (Auto-) Immungeschehen bei genet. Disposition, evtl. Infektgetriggert, evtl. nach Gabe von Sulfonamiden, Indometacin - Assoziierte Erkrankungen: Polymyalgia rheumatica (60%) Pathologie: Histologie: granulomatöse Panarteriitis mittelgroßer und großer Arterien (am Auge auch kleinere Gefäße) mit Riesenzellformationen oft in Nähe einer Unterbrechung der Lamina elastica interna, später Stenosierung des Lumens v.a. durch Intimaproliferation; Lokalisation: v.a. im Bereich der extrakraniellen Carotis-Äste (A. temporalis superficialis, seltener A. occipitalis und andere Externaäste), in 15-50% der Fälle Augenbefall durch Ausbreitung entlang der orbitalen Äste in die A. ophthalmica und Aa. ciliares posteriores, in 10-15% Befall von Aortenbogen und Aortenbogenästen analog der TakayasuArteriitis, selten Befall intrakranieller Gefäße oder anderer Organsysteme Diagnosekriterien: - >50J., neuartig auftretende Kopfschmerzen, abnorme Temporalarterien, BSG > 50mm in der ersten Stunde, histologische Veränderungen: bei Erfüllen von 3 von 5 Kriterien Sensitivität 93,5%, Spezifität 91,2%, negativer prädiktiver Wert 99%, positiver 29% Klinik: - Allgemeinsymptome: schleichender beginn, Abgeschlagenheit, Muskelschmerzen, Fieber, Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit, Depression - Kopfschmerzen: 70%, Erstsymptom, neu auftretend, bohrend-stechend, starke Intensität,eher unilateral, Verstärkung bei Husten, Kopfbewegungen, Kauen, frontotemporal, auch occiptial, Zunahme nachts - Augenbeteiligung: 10-15%, Visusverlust durch anteriore ischämische OpticusNeuropathie, Zentralarterienverschluss, Augenbewegungsschmerz, Doppelbilder, Ptosis, selten zentrale Visusstörung durch ischämie der Sehrinde - Claudicatio masticatoria: sensitives Zeichen, Mangeldurchblutung der Kaumuskulatur - PNS: Mononeuritis multiplex (60-70%, kardiale Komplikationen Wegner´sche Granulomatose - genaue Inzidenz nicht bekannt, junges bis mittleres Lebensalter, häufiger Männer Pathologie: nekrotisierende Granulome im oberen und unteren Respirationstrakt, nekrotosierende oder granulomatöse Vaskulitis meist der kleinen Arterien und Venen und fokal segmentale nekrotisierende Glomerulonephritis Klinik: - PNS: 15-20%, häufiger Nierenbefall, meist Mononeuritis multiplex, seltener distal symmetrische Neuropathie - ZNS: 90%, Lunge 85%, Niere 75%, Auge >50%, Haut >40% Zusatzdiagnostik: - Labor: akute Entzündungszeichen, cANCA (80%), pANCA, Urinstatus - Kraniales MRT: durale verdickung mit KM-Enhancement, orbitaler, nasaler, paranasaler granulomatöser Befall, Infarkte, unspez.Lasionen der weißen Substanz, vergößerte Hypophyse mit infundibulärer Verdickung, Hirnatrophie - Rö-Thorax: asymmetrisch kavitierende Lungeninfiltrate - Biopsie: nasal, Haut, Niere und Lunge DD: Churg-Strauss Vaskulitis: eher pANCA, Neurosarkoidose, Vaskulitis ähnliche Bilder: septische Prozesse mit Lungenbefall und sekundärer Vaskulitis Therapie: - Initial: Cyclophsophamid und Prednison - Bei klinischem Ansprechen langsames Ausschleichen des Cortisons über Monate und Gabe von Cyclophosphamid nach Remission für weitere 6-12 Monate Prognose: ohne Therapie durchschnittliche Lebenserwartung 5 Monate, signifikante Verbesserung unter Therapie mit Prednison und Cyclophosphamid, deutliches Ansprechen >90%, Remission 75% 59

Hirntumoren Allgemeines: WHO-Klassifikation: Neuroepitheliale Tumoren  Astrozytome - diffuse (fibrillär, protoplasmatisch, gemistozytisch) - anaplastisches malignes - Glioblastom (Riesenzellgl., Gliosarkom) - Pilozytisches - Pleopmarphes Xantho-Astrozytom - Subependymales Riesenzell-Astrozytom  Oligodendrogliome - ….  Mischgliome - …  Ependymome - …  Tumoren des Plexus choroideus - ….  gliale Tumoren unbekannten Ursprungs - …  neuronale und gemischt neuronale-gliale Tumoren - ….  neuroblastische Tumoren - ..  Tumoren des Pinealisparenchyms - …  embryonale Tumoren - Medulloepitheliom - Ependymoblastom - Medulloblastom - PNET (supratentorieller primitiver neuroektodermaler Tumor): Neuroblastom, Ganglioneuroblastom - Atypischer Teratoid/Rhabdoid- Tumor  ….. Häufigkeit primärer Hirntumoren: Inzidenz von Gliomen, Meningeomen, Schwannomen: M:F = 9,2:8.1 /100000/Jahr Verteilung: pilozytisches Astrozytom 1%, niedriggradiges Astrozytom 27%, anaplastisches A. 3%, Glioblastom 28%, Oligodendrogliom 2%, Ependymom 1%, Medulloblastom 2%, Meningeom 22%, Neurinom 4%, primäres ZNS Lymphom 1% Diagnostik: Bildgebende D zur Feststellung von Lokalisation und Ausdehnung des Tumors vor OP/Biopsie - CT mit Kontrastmittel: erster Nachweis einer Raumforderung, nur beschränkt aussagekräftig - MRT mit Kontrastmittel: Untersuchung der Wahl bei allen intrakraniellen Tumoren - MRT- Angiographie: präoperative Gefäßdarstellung bei bestimmten Tumoren (Keilbeinflügelmeningeom, die Carotis ummauernd), Durchgängigkeit der venösen Sinus - Konventionelle Angiographie: Diagnose und Gefäßversorgung bei vaskulären Malformationen und Aneurysmen 60

Liquordiagnostik: - Zytologie und Zellmarker bei Verdacht auf meningeale Aussaat, z.B. bei Meningeosis carcinomatosa, Lymphomen,Medulloblastomen, infratentoriellen Ependymomen - Tumormarker, z.B. ß-HCG, alpha-Fetoprotein, LDH bei Pinealistumoren/Keimzelltumoren Stereotaktische Biopsie: vor der Durchführung einer nicht operativen Therapie (Radiatio, Chemo) zwingend (Ausnahme: primäresintrakranielles Non-Hodgkin-Lymphom)  Ziele: - histologische Diagnosestellung - Differenzierung zwischen Rezidiv und Strahlennekrose bzw. Tumor und nichtneoplastischer Prozess  Durchführung: - Lokalanästhesie oder ITN - CT/MRT geführt - Thrombozytenaggregationshemmer 10 Tage vorher absetzen  Komplikationen: - Morbidität 2.7-4%, Blutungsrisiko ca. 2%, Mortalität 0,7%  KI: - vaskuläre Malformationen Elektrophysiologie: - akustisch evozierte Hirnstammpotentiale bei Tumoren im Kleinhirnbrückenwinkel - transkranielle Magnetstimulation zur Abgrenzung der eloquenten Areale - EEG: intraoperatives Monitoring, postoperative Kontrolle Operative Therapie: Allgemeines: Mikrochirurgisch, postop. MRT +/- KM innerhalb von 48h nach Eingriff Ziele: - Grundsätzlich: zusätzliche neurologische Defizite vermeiden - Histologische Diagnosesicherung - Komplette Resektion und damit chirurgische Heilung nur bei WHO °I Tumoren möglich - Entlastung bei lokaler Raumforderung oder generalisiert erhöhtem intrakraniellem Druck - Reduktion des Tumorvolumens bei vielen neuroepithelialen Tumoren zur Vorbereitung der adjuvanten, lebensverlängernden Therapie Radiotherapie: Indikationen: Primäre: - symptomatische maligne Hirntumoren ohne Indikation zur OP (nicht reserzierbar, keine I zur Dekompression) - differenzierte symptomatische Tumoren, die nur inkomplett resezierbar sind und radiologisch eine Progression aufweisen - Germinome, bestimmte Pinealistumoren Postoperative Therapie: - bei malignen Hirntumoren konventionelle externe Herd-, selten Ganzhirnbestrahlung - Prinzip: Tumorzellschädigung und Fraktionierung des Tumors - Durchführung: Gesamtdosis von 50-60Gy, 1,8-2 Gy /Tag, externe Photonen Megavolt Therapie - NW: Kopfschmerz, Müdigkeit, Übelkeit, reversible bis irreversible Leukenzephalopathie, Bewusstseinsstörungen, lokale Strahlennekrose, Katarakt (>4Gy auf Linse), hypophysäre/hypothalamische Insuffizienz, Knochenmarksdepression, Innenohrschwerhörigkeit, Myelopathie, Induktion mesenchymaler Tumoren: Sarkom, Fibrisarkom, Meningeom 61

Fraktionierte stereotaktische Radiotherapie: - Prinzip: fraktionierte Bestrahlung - Indikation: abgegrenzte Läsionen >/= 3cm Stereotaktische Radiochirurgie: - Prinzip: Zerstörung eines lokalisierten Zielvolumens bei Schonung des umgebenden Gewebes, kein oder geringer differentieller Effekt Tumor vs. Gesundes Hirnparenchym, nur für kleine Zielvolumina geeignet - Interstitielle Radiochirurgie: Brachytherapie: implantierte temporäre Strahler, z.B. Iod125 oder Ir192, Bei im CT scharf abgrenzbaren rundlichen/ovalen WHO°I od. °II Tumoren: Gliome, Pineozytome, Meningeome oder Metastasen parietal>Pons und diencephal - Pathologie: drei Varianten: fibrilläres (häufig), gemistozytisch und protoplasmatisch (selten) - Klinik: in 50% epileptische Anfälle als Erstsymptom, Ausfälle entsprechend der Lokalisation - Bildgebung:  CT: homogen hypodens bis isodens, häufig unscharf abgrenzbar, meist keine KMAufnahme, kein Ödem, Verkalkungen in 10-20%, evtl. Tumorzysten  MRT: T1 homogen, iso- bis hypointens; Tumorinfiltration entspricht mindestens Ausdehnung des T2-Signals, evtl. Tumorzysten - Therapieverfahren:  postop. Radiotherapie - Nachsorge: postop. und nach Radiotherapie: CT oder MRT alle 6 Monate, nach 1 Jahr einmal jährlich!, bei klein. Verschlechterung eines Anfallsleidens Kontrolle sobald wie möglich - Prognose:  therapieabhängig: inkomplette Resektion: 5 JÜLR: 13-32%, inkompl. Resektion + Radiotherapie: 5 JÜLR: 51-68%, interstitielle Radiochirurgie: 5 JÜLR: 61%  günstige prognostische Faktoren: - fibrilläres/protoplasmatisches Astrozytom vs. Gemistozytisches Astrozytom, jüngeres Lebensalter, Karnofsky-Index >/=70, keine KM Verstärkung im CT Scan, kleines Tumorvolumen, kein Tumorrezidiv  maligne Transformation: - bei insgesamt 80% der Tumoren WHO °II über die Zeit nachgewiesen, 5J. nach Diagnosestellung bei ca. 36%, mit Patientenalter zunehmend 62

2. Anaplastisches Astrozytom WHO°III, Glioblastom WHO°IV - 40-50 Jahre: anaplast. Astrozytom, 55-65 Jahre: Glioblastom: häufigster primärer Hirntumor des Erwachsenen - Lokalisation: supratentoriell lobär, Stammganglien, multifokal in 3-6%, Metastasierung in den Subarachnoidalraum 5%, Schmetterlingsglioblastom bei Lokalisation im Bereich des Balkens - Pathologie:  primäres/de novo Glioblastom: ohne Nachweis eines vorbestehenden geringer differenzierten Glioms; häufigere Form; Vorkommen eher bei älteren Patienten  sekundäres Glioblastom: Entwicklung aus bekanntem, besser differenziertem Astrozytom/Oligoastrozytom/Oligodendrogliom; seltenere Form, Vorkommen eher bei jüngeren Patienten, bessere Prognose - klinisches Bild: Kopfschmerzen 20-60%, Paresen 20-60%, Psychosyndrom 14-42%, epileptische Anfälle 11-36% - Bildgebende Diagnostik:  CT: inhomogen hypodens; inhomogene KM Aufnahme: randständig fleckförmig; perifokales Ödem; evtl Zysten, Tumoreinblutungen; bei multizentrischer Lokalisation wichtige DD zu Metastasen  MRT: T1 inhomogen hypointens, KM-Aufnahme wie im CT; T2 inhomogen hyperintens - Therapie: Radiotherapie, OP mit Radiotherapie, supportive Therapie - Therapie bei Rezidiv: Chemotherapie bei Alter /= 70, bei gutem AZ OP - Supportive Maßnahmen: Flüssigkeitszufuhr, Antiemetika, Kortikoide, Gabe von Opiaten in Endphase bei nicht beherrschbarem Hirndruck - Therapieverfahren:  Operation  Externe Bestrahlung: s.o.  Chemotherapie: BCNU, Procarbazin, Topoisomerasehemmer: VM26, PCV, Temozolomid; Kombinationstherapie, Dauer: 4-6 Zyklen über 6 Monate; NW von BCNU: kumulative Dosis > 1500 mg/m2, Nierenschaden 50%, Lungenfibrose 20%, Leberschaden 10%, Leukenzephalopathie 2% - Nachsorge: klinische und radiologische Kontrolle alle 3 Monate,nach einem Jahr alle 4-6 Monate, bei klinischer Verschlechterung sobald wie möglich - Prognose: therapieabhängig bei malignem Gliom: ohne Therapie: 8-11 Monate; nur Resektion: 22 Wochen, Resektion mit externer Radiatio: 35-50 Wochen, Resektion mit externer Radiatio und Chemotherapie: 20% >18 Monate 3. Oligodendrogliom WHO °II und °III 4. Ependymom WHO°II und anaplastisches Ependymom °III 5. Medulloblastom WHO°IV - Altersverteilung: 70-80% Kinder: 5-9Jahre, 20-30% Erwachsene(20-30Jahre) - Pathologie: infiltrierender maligner Tumor mit mitotischer Aktivität und gelegentlich nekrotischen Arealen - Lokalisation: meist Dach des 4. Ventrikels; Metastasen im Subarachnoidalraum 33% (Spinalkanal 94%, intrakraniell 6%, systemisch 213%) - Klinik: gesteigerte intrakranieller Druck 70-80%, häufig cerebelläre Symptome - Bildgebung: MRT kraniell: in T1-Gewichtung: IV. Ventrikel: hypointens, gelegentlich zystisch, kräftige KM-Aufnahme, evtl Hydrocephalus, T2Gewichtung: isointenser Tumor; CT meist homogen, leicht hyperdens, 63

gelegentlich Blutungen, Zysten, homogene KM-Anreicherung; MRT Spinalkanal obligatorisch; Lumbalpunktion: meningeale Aussaat - Therapie: primär: Operation + Radiotherapie, evtl. + Chemotherapie; Rezidiv: Radio-/Chemotherapie - Therapieverfahren: Kraniotomie, Liquorshunt, Radiotherapie - Prognose: Resektion: mediane ÜLR 13 Monate, Resektion + Radiotherapie: 5 JÜLR: 54-77%, 10 JÜLR: 41-77%, günstig: radikale Resektion, keine Spinalmetastasen 6. Gliomatosis cerebri WHO°III Tumoren der Nervenscheiden: 1. Akustikusneurinom WHO°I - 47-54 J., F=M - Pathologie: Schwannom des N. vestibularis: 70-85% der Kleinhirnbrückenwinkeltumoren, 95% unilateral, 5% bilateral, - Klinik: Hörverlust (70% Erstsymptom), Tinnitus, Schwindel, Hyp/Hyperästhesie im Trigeminusversorgungsgebiet, caudale Hirnnervenausfälle, Ataxie, Facialisparese, evtl. Verschlusshydrocephalus - Bildgebung: MRT: Methode der Wahl; T1 scharf begrenzt, fleckig hypo- bis isointens, intratumorale Gefäße, z.T, intratumorale Zysten, Aufweitung des Porus akusticus internus, inhomogene KM-Aufnahme, T2: heterogen hyperintens, CT: meist isodens, seltener Hyper-/Hypodens, kräftige Anreicherung nach KM-Gabe, homogen scharf begrenzter Tumor, Arrosion der Pyramidenspitze, , Hochstand des Bulbus jugulare, Pneumatisation des Felsenbeins vermindert - Weitere Diagnostik: akustisch evozierte Hirnstammpotentiale: Verlängerung der Latenz, Tonaudiometrie: Hochtonschwerhörigkeit, Vestibularisprüfung, Facialisneurographie - DD-Therapie: symptomatischer Tumor: Resektion+ Radiochirurgie, asymptomatischer Tumor: Verlaufskontrolle - Therapieverfahren: Operation, Ko.: Facialislähmung 10-29%, funktionelles Hören: 30-50%, ; externe fokussierte Radiochirurgie bei Tumoren 3,5g/m2 KO i.v. - Radiotherapie: Primärtherapie oder bei inkompletter Remission unter Chemo oder Rezidiv nach primär erfolgreicher Chemo - NW: Nephrotoxizität (MTX), späte Neurotoxizität bei kombinierter Chemound Radiotherapie Nachsorge: 1. und 2 Jahr: 3monatliche Kontrollen mittels CT/MRT; Liquorzytologie, evtl. EEG, Augenarzt 2. 3.-5. Jahr: halbjährliche U. wie oben Prognose: -

immunkompetente Patienten: keine spez.Therapie,mediane ÜLZ. 2-3 Monate; Radiotherapie > 50Gy, mediane ÜLZ.: 7-18 Monate, Chemo plus Radioth.: mediane ÜLZ: 17-60 Monate AIDS- Patienten: ohne Therapie 1 Monat, Radiotherapie 4-5 Monate Prognostisch günstige Faktoren: niedrig malignes Lymphom, KarnofskyIndex >70, Alter 45Gy - Wirkungseintritt nach Monaten bis einigen Jahren - Effekt: 20 Jahre progressionsfreies Intervall in 77-88% - Unerwünschte Wirkung: Hypopituritarismus in 30-50%, Sehverschlechterung in 1,5-3%, Inzidenz eines 2. Hirntumors nach 20 J. bis 2%  externe fokussierte Radiochirurgie und fraktionierte stereotaktische Bestrahlung: neuere Verfahren 67

 Substitutionstherapie: - nach Anamnese und klin. Befund - Hormonspiegelbestimmung zur Kontrolle der Medikamenteneinnahme - Hydrocortison um 20mg/Tag, kein Magenschutz - L-Thyroxin 50-150yg/Tag - ADH in niedriger Dosierung: 10-40yg/Tag,sonst droht SIADH - Testosteron 250mg i.m. alle 3 Wochen - Östrogene 2. 3. 4. 5. 6. 7.

Prolaktinom STH- produzierende Tumoren ACTH- produzierende Tumoren hormoninaktive Hypophysentumoren akute Nekrose der Hypophyse Kraniopharyngeom WHO °I

Metastasen: 1. Hirnmetastasen 2. spinale Metastasen 3. Meningeosis neoplastica

Kopfschmerz und Schwindel Kopf- und Gesichtsschmerzen: Allgemeines Lebenszeitprävalenz: 70% für alle Arten Punktprävalenz: 20-40% der Bev. Prävalenz bei Schulkindern: 10-15% Anamnese: Beschreibung der Schmerzen anhand Alter bei der Erstmanifestation, Frequenz/Periodizität, Dauer, Intensität, Qualität, Lokalisation, Seitenbetonung, Triggerfaktoren, Prodromi, Begleitsymptome, familiäre Belastung, aktuelle Kopfschmerzmedis/Begleitmedis Spannungskopfschmerz: Epidemiologie: Lebenszeitpräv.: 20-30% (episodisch), 3% (chronisch), M:F = 1,5:1 Altersverteilung: 2. Lebensdekade, episodischer Typ: alle Altersgruppen, chronischer Typ: Zunahme mit Alter Pathophysiologie: Hypothetisch: äussere oder innere Faktoren führen zur Hemmung inhibitorischer Kerngebiete im supraspinalen schmerzmodulierendem System (periaquäduktales Grau/ Nucleus raphe magnus)  Kopfschmerz, erhöhte muskuläre Druckschmerzhaftigkeit, anhaltende Dauerwirkung auslösender Faktoren führt zu einer Daueraktivierung zentraler nozizeptiver Rezeptoren und damit zur Chronifizierung des Schmerzes Disponierende Faktoren: 68

Depression, Angststörung, psychosozialer Stress, muskuläre Überbelastung, Funktionsstörung des Kauapparates, Schlafdefizit, Medikamentenmissbrauch Diagnostikkriterien der IHS (internat. headache society) Episodischer Kopfschmerz vom Spannungstyp: 30Min.-7Tage, mind. 2 Kriterien: drückend bis ziehend, nicht pulsierend, Tagesaktivität nicht nachhaltig behindert, beidseitig, nicht verstärkt durch körperliche Aktivität, max. 1 Begleitsymptom: Licht-/Lärmüberempfindlich, keine Übelkeit/Erbrechen, Frequenz: 10/Monat, >12h/Tag und >3Monate: Amitryptilin: langsam einschleichen (5 Wochen) bis max. 120/150mg/Tag, Wirkungseintritt nach 14Tagen, Therapie über 6-9 Monate bei Erfolg, dann wieder langsam ausschleichen (4-8Wo.) Migräne: Epidemiologie: 10-30%, M:F = 1:3,5, Kinder 1:1 Erstmanifestation: Gipfel zwischen 15. und 25. Lj., nach 40.Lj.sehr selten, höchste Prävalenz: 25.-55. Lj. Gentik: Wahrscheinlich Erbkrankheit, Gendefekte (Ionenkanäle) auf Chr. 19 und 1 ident. Pathophysiologie: Hemmung und Modulation der Aktivität im Locus coerulus und Trigeminuskernen, herabgesetzte antinozizeptive Hirnstammfunktionen Änderung des Gefäßtonus: Spasmen  Aktivierung von PGs u.a. Mediatoren  aseptische Entzündungsreaktionen perivaskulär von Duraarterien  Kopfschmerzen D. der IHS: Prodromi (Fakultativ): Ankündigungssymptome 1-2 Tage vor Attacke +/- Aura Migräne ohne Aura: 85-90% - 4-72h - mind. 2: 60% einseitig, pulsierend, Verstärkung bei körperlicher Aktivität, Alltag eingeschränkt 69

-

mind. 1: Übelkeit/Erbrechen, Licht-/Lärmempfindlichkeit keine symptomatischen Ursachen

Migräne mit Aura: 10-15% - mind. 2: ein oder mehrere zentral bedingte Symptome, parallele oder konsekutive Entwicklung, max. 60 Minuten, Intervall zwischen Aura und Kopfschmerz max. 60 Min. - mind. 2 vorangegangene Attacken M. mit typischer Aura: - visuelle, sensible Phänomene - Dysphasie - Hemiparese - Vollständig reversibel M. mit prolongierter Aura: - selten - ein Aurasymptom >60 Min., aber < 1Wo. - Keine pathologischen Befunde in der Bildgebung Familiäre hemiplegische M.: - Hemiparesen Basilarismigräne: - eindeutige Funktionsstörungen vom Hirnstamm oder beiden Occipitallappen - junge Erwachsene! Auslösemechanismen: - Hormone - Umweltreize - Nahrung: Rotwein, Schoki, Südfrüchte, Käse - Medis: Nitrate! - Psyche - Schlafentug - Jahreszeiten: Zyklusstörungen D: Cerebrale Bildgebung, EEG, Anamnese DD: -

Spannungskopfschmerz (s.o.) Clusterkopfschmerz (s.u.) Symptomatische Kopfschmerzen: SAB, ICB, SVT, TIA, CADASIL-Syndrom (vaskuläre Enzephalopathie ohne Hypertonus, MR: Leukenzephalopathie, akute Glaukomattacke

Therapie: - Reizabschirmung, Entspannung, lokale Eisbehandlung - Domperidon, ASS bei Ankündigungssymptomen - Metoclopramid, Domperidon, ASS, Paracetamol, Naproxen bei leichter bis mittelschwerer Attacke - 5HT-1B/1D Agonisten (Triptane) bei mittelschwerer bis schwerer Attacke (nicht zusammen mit Ergotaminen geben!) Prophylaxe: - 50% Reduktion der Attacken- häufigkeit/-dauer und –intensität - Kopfschmerztagebuch! (4 Wo.) - Vermeidung von Auslösefaktoren - Regulierung des Schlaf-/Wachrhythmus, der Nahrungszufuhr, des Tagesablaufes 70

-

Mit Medis: wenn 24Attacken/Jahr (2/Monat)  1. Wahl: ß-Blocker: Metropolol, Propanolol, Calziumantagonist: Flunarizin  2. Wahl: Calciumantagonist: Cyclandelat, Serotoninantagonisten, Dihydroergotamin, Valproat, Magnesium,

Dauer bis zur Beurteilung des Therapieerfolges: 8 Wochen, bei Erfolg Therapie über 6-9 Monate, danach Ausschleichen und Beurteilung des Sponatanverlaufs - nicht medikamentös: - Verhaltenstherapie - Sport - Akupunktur - Homöopathie Verlauf: keine Heilung möglich (bisher) Besonderheiten: Risiko von Frauen für ischämische Insulte 1/3 erhöht Clusterkopfschmerz: IHS- Kriterien: A: mind. 5 Attacken, die B-D erfüllen B: 15-180 Min., heftige, einseitige Schmerzen, orbital, supraorbital, temporal C: auf derselben Seite: Horner-Syndrom mit Miosis, Ptose, konjunktivale Infektion, Lakrimation, Rhinorrhoe, Nasenkongestion, periorbitales Ödem, Schwitzen an Stirn und im Gesicht D: Attackenfrequenz: 1 Attacke jeden 2.Tag bis 8 Attacken/Tag Episodisch: A: s.o., alle von A-D B: mind. 2 Episoden, die 7 Tage bis 1 Jahr dauern und durch freie Intervalle von mind. 14 Tagen getrennt sind Chronisch: A: s.o., alle von A-D B: keine freien Intervalle seit 1 Jahr, Intervalle < 14 Tage Auslöser: Nur während Clusterperiode wirksam, dazwischen keine Wirkung: Alkohol, Nikotin,Histamin, Nitrate, Calciumantagonisten vom Nifedipintyp, große Höhen,Flimmer-, Blendlicht, körperliche Anstrengung, Relaxation Klinisches Bild: Beginn: ohne Prodromi, unvermittelt, max. Intensität innerhalb weniger Minuten, bei 50% aus dem Schlaf heraus, 1. Gipfel zw. 1-3 Uhr, 2. Gipfel zw. 13-15 Uhr Lokalisation: einseitig, nie beidseitig, orbital, fronto-orbital, orbito-temporal, seitenkonstant, selten Seitenwechsel Qualität: unerträglich vernichtend, bohrend, brennend, stechend Patienten-Verhalten: ruheloses Umhergehen, Oberkörperschaukeln, Druck auf das betroffene Auge mit Daumen oder Zeigefinger, Kopfschlagen auf Tisch oder Wand Attackendauer: 15 Min. bis 4 Stunden, durchschnittlich 30-45 Min. Frequenz: 1-3/Tag, selten 3-4/Tag, Frühjahr und Herbst, freies Intervall im Mittel 6-24 Monate Vegetative Begleitsymptome: s. u. C bei über 95%, Lärm- und Lichtempfindlichkeit, Übelkeit, selten Erbrechen, Bradykardie Diagnosestellung: Anhand von Anamnese und klin. Befund 71

Iatrogen ausgelöst: 1mg Nitroglycerin sublingual, nach 30-60 Min. Attacke Keine medikamentöse Prophylaxe Keine Spontanattacke in den letzten 8 Stunden Keine Einnahme von vasokonstriktorischen Substanzen in den letzten 24h Warnkriterien für weitere D.: Alter bei Erstmanifestation 60J., progredienter Kopfschmerz, Konzentrationsstörungen, Gedächtnisstörungen, Übelkeit, Erbrechen, Bewusstseinsstörungen, epileptische Anfälle DD: Chronische paroxysmale Hemicranie: häufigere, kürzere Attacken, promptes Ansprechen auf Indometacin, F>>M Migräne: s.o. Cervikogener Kopfschmerz: von occiptital ausgehend, mechanisch auslösbar Trigeminus-Neuralgie: Sekunden dauernde, blitzartig einschießende Attacken, meistens 2./3. Trigeminusast, mechan. Triggerpunkte, selten nachts, kaum vegetative Begleitsymptome Zoster-/ postherpetische Neuralgie: konstanter Brennschmerz mit überlagerten Paroxysmen, Stirnbereich, Berührungsempfindlichkeit im betroffenem Hautareal Atypischer Gesichtsschmerz: Frauen, Dauerschmerz, Punktum maximum Wange/Oberkiefer, vage Beschreibungen, keine anatomische Zuordnung Tolosa-Hunt-Syndrom: Dauerkopfschmerz, Augenmuskelparesen Symptomatische Kopf- und Gesichtsschmerzen: Glaukomanfall: Augen- und Kopfschmerzen, Sehverschlechterung, Übelkeit und Erbrechen, objektiv Gefäßinjektion, Pupillenstarre, keine Ptosis Arteriitis temporalis: höheres Lebensalter, dumpf-brennende Schmerzen temporal, verdickte Arteria temporalis, allgemeines Krankheitsgefühl, beschleunigte BSG Sonstige: paraselläre Hypophysentumoren/Meningeome, Aneurysmen/Dissektate der Arteria carotis interna Therapie der akuten Attacke: Allgemein: Beratung, Erkennen und Vermeiden von Auslösefaktoren Attackenkupierung durch den Patienten: Sauerstoffinhaltation 7l/min 100% O2 über 15 Min. Sumatriptan Zolmitriptan Ergotamintartrat Lidocain-Lsg. (4%) Attackenkupierung durch den Arzt: Sumatriptan Dihydroergotamin Prophylaxe: Dringend empfohlen a.g. der Attackenhäufigkeit, bis 14 Tage über letzte Attacke hinaus Episodischer Clusterkopfschmerz 1. Wahl: Verapamil, Ergotamintartrat 2. Wahl: Methysergid, Prednison-Prednisolonstoßtherapie, Lithium, Valproinsäure Chronischer Clusterkopfschmerz 1. Wahl: Verapamil oder Lithium 2. Wahl: Prednison-Prednisolonstoßtherapie 3. Methysergid, Valproinsäure Ultima ratio: perkutane Thermokoagulation oder Glyzerol-Rhizolyse des Ganglion Gasseri, Ganglion sphenopalatinum Unwirksam: nicht-opioide, opioide Analgetika, Carbamazepin, Phenytoin, Flunarizin, ßBlocker, Thymoleptika, Neuroleptika, TENS, Akupunktur, Biofeedback, Entspannungsmaßnahmen, Stressbewältigungstechniken, Psychotherapie 72

Verlauf/Prognose: Spontane Remission: episod. Form: 40%, chron. Form 17% Primär episod. Schmerz geht häufig in sekundär chronischen über, primär chronischer bleibts meistens chronisch Prophylaxe beeinflusst nicht die Prognose Trigeminus Neuralgie: Epidemiologie: Inzidenz: 4-6/100000, Prävalenz: 40/100000, F:M = 3:2, Erstmanifestation 40.-60.Lj., leichte Seitenprävalenz für rechts Symptomatisch: Tumore,MS, Aneurysma, AV-Malformationen Pathophysiologie: Empirisch Mikrovaskuläre Kompression: Impulsübertragung von markscheidenhaltigen Berührungsfasern (Aß) auf marklose Schmerzfasern (C) durch Schädigung der Myelinscheiden im Bereich pathologischer Gefäß/Nerv Kontakte (Ephasen-Hypothese) bzw. Sensibilisierung zentraler IN nach axonaler Degeneration über gleichartige Mechanismen (Deafferentierungshypothese) Störung im trigemino-vaskilären System: Unterbrechbarkeit des Triggermechanismus durch pharmakologische Blockade des Ganglion cervicale superius Zentral-nervöse Störung (epileptiforme Störung): Versagen zentral-inhibitorischer Mechanismen, stabilisierbar durch Antikonvulsiva Diagnostische Kriterien der IHS: A) streng einseitig paroxysmale Schmerzattacken im Gesicht und im Stirnbereich von wenigen Sekunden bis zu 2 Minuten Dauer B) der Schmerz erfüllt wenigstens 4 der folgenden Krit.: - Ausbreitung entsprechend eines oder mehrerer Äste der N. trigeminus - Plötzlicher, heftiger, scharfer, oberflächlicher, stechender oder brennender Schmerz - Sehr starke Schmerzintensität - Auslösung über Triggerfaktoren durch bestimmte alltägliche Vorgänge wie z.B. Essen, Sprechen, Waschen des Gesichts oder Reinigung der Zähne - Zwischen den Schmerzepisoden komplette Beschwerdefreiheit C) kein neurologisches Defizit D) Attacken haben stets ein stereotypes Muster E) Ausschluss anderer Ursachen des Gesichtsschmerzes durch Anamnese, körperliche Untersuchung und ggf. weitere Zusatzuntersuchungen

Klinisches Bild (zusätzlich zu IHS Krit.): - Schmerzattacken selten beidseits, erster Ast 50J. - keine Korrelation zwischen Dauer des Diabetes und Manifestation einer PNP Einteilung : - sensomotorischer Typ: 90% d.F., distal symmetrische PNP - proximal asymmetrischer Typ: schubweise, seltener - Mononeuropathia diabetika: - Autonome diabetische PNP Klinik : - sensomotorischer Typ: Beine >> Arme, distal symmetrische PNP, besonders nächtlich, Brennschmerzen, Hypästhesien, distaler Vibrations- und Lagesinn gestört, evtl. sensible Ataxie, fehlende ASR, Wadenkrämpfe - proximal asymmetrischer Typ: einseitiger Spinalwurzel-/Plexusbefall, plötzlicher Beginn mit starken Schmerzen, N. femoralis mit Hüftstreckschmerz, umgekehrtes Lasegue-Zeichen, motorische Schwäche - Mononeuropathia diabetika: HN-Lähmung: Augenmuselnerven, evtl. Atrophie des N. opticus (Erblindung) 80

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Autonome diabetische PNP: Pupillen-, Miktions-, Potenz-, Schluckstörungen, Diarrhoen, Gastroparese, Reflux, Schweißdrüsensekretionsstörungen, HRST, Hypotonie, fixierte Tachykardie, Ulcus cruris

Therapie: - Diabetes einstellen - Gewichtsreduktion - Meidung auslösender Faktoren - Nikotinkarenz - ASS, Paracetamol, trizyklische Antidepressiva - Alpha-Liponsäure Prognose: - nur langsame Bessererung, eher Stillstand, Prophylaxe wichtig DD: Engpasssyndrome, paraneoplast. PNP, VB12-Mangel, Augenmuskelparesen Toxische PNP: Klinik: - Blei: Kopfschmerz, Müdigkeit, Inappetenz, Obstipation, Darmkoliken, hämolytische Anämie, Bleisaum am Zahnfleisch, Bleihautkolorit: PNP mit peripherer Fallhand (N. radialis Parese), N. fibularis Parese (Extensorenschwäche),Optikusatrophie, Schwerhörigkeit; Hirndruck, epileptische A., Psychosen bis Delirium - Arsen: Bauchschmerzen, Überlkeit, Diarrhoen, PNP mit Dysästhesien,Muskelschmerzen, distale Paresen, N.opticus und N. facialis Neuritis, Fanconi-Syndromder Niere: Glucosurie + Aminoazidurie, Konjunkt-, Trache- und Pharyng-itis, Akne, Arsenmelanose, Nagequetschstreifen (MEES-Streifen, Leukonychie) - Thallium: Bauchschmerzen, Überlkeit, Erbrechen, Diarrhoen, retrosternale/abdominelle Schmerzen, psychomotorische Unruhe, Schlafstörungen,exogene Psychosen,PNP mit Hypersensibilität der Fußsohlen, von distal nach proximal aubreitende Hypästhesien, Myoklonien, Krampfanfälle, Haarausfall, MEES-Streifung der Zehen- und Fingernägel - Lösungsmittel - Tiarylphosphat: Brechreiz, Durchfall, MER fehlen, strumpfförmige Sensibilitätsstörungen, schlaffe und symmetrische Paresen an Fingern und Zehen, bei Vollbild auch proximale Muskelgruppen mitSpastik und Pyramidenbahnzeichen, evtl. tödlich duch Bulbärparalyse - Thalidomid: Parästhesien der Zehen, strumpfförmige Sensibilitätsstörungen, distale motorische Schwäche - Isoniazid: Einschlafgefühl der Füsse und Hände mit Schmerzsensationen, sensible, vasomotorische und ZNS Störungen Diagnose : - Anamnese - Neurologische U. - NLG: Verlangsamung - Labor: Sunstanznachweis im Blut, Urin, Haaren Therapie: - Blei: Chelatbildner: D-Penicillamin oder EDTA - Arsen: DMPS - Thallium: Eisnehexacyanoferrat, Hämodialyse - Isoniazid: Vitamin B6 81

Prognose: Bleilähmungen bilden sich unter Therapie wieder zurück, Arsen und Thallium PNP kann sich über Monate und Jahre zurückbilden, Residuen können bleiben DD: akute intermittierende Prorphyrie, hysterische Symptomneurose HMSN: hereditäre motorische sensible Neuropathien Definition: chronisch progredient verlaufende familiär erbliche Formen der Degeneration peripherer Neurone Pathologie: 2 Formen - hypertrophisch demyeliniesiernde Form (neurale Form): Myelindegeneration mit Deund Remyelinisierung mit Zwiebelschalenformationen und Vermehrung des endoneuralen Bindegewebes: HMSN I, II, III, IV - Neuronale (axonale) Form: degeneration der distalen Axonanteile, später auch des dazugehörigen Spinalganglions und der Neuronen im Rückenmark, seltenere Form: HMSN V, VI, VII Epidemiologie: 20-40/100000 Einteilung : genetisch - HMSN Typen I-IV (V-VII) Klinik : - allgemein: die symptome entsprechen einer distal betonte, symmetrischen PNP - HMSN Typ I: Hohlfuß mit Krallenzehen, Atrophie der US Muskulatur: Storchenbeine, Steppergang (N. peroneus Parese), Bügeleisengang (N.tibilais Parese), mit zunehmendem Alter von distal nach proximal zunehmender MER Verlust, distale Sens.störungen für alle Qualitäten, Störung der Hauttrophik, livide Marmorierung, verdickte Nervenstränge - HMSN Typ II: Atrophie der Fuß- und US Muskulatur, distale Sens.störungen und Parästhesien - HMSN Typ III: verzögerte motorische Entwicklung, rasche progression, deutliche Paresen auch an den Händen, MER-Verlust, Gehunfähigkeit oft bereits im 30.Lj., distale Sensibilitätsstörungen, verdickte Nervenstränge, Pulippenstörung, Liquoreiweißvermehrung - HMSN Typ IV: wie Typ I und zerebelläre Ataxie, Knochenanomalien, Ichthyose der Haut, Retinitis pigmentosa mit Nachtblindheit,progrediente Schwerhörigkeit, kardiale Störungen, Leber- und Nierenstörungen Diagnose : - Anamnese - Neurologische U. - NLG: stark verlangsamt bei der neuralen Form (w Einteilung : - akute Form: max. Ausprägung innerhalb von 2-4 Wo. - Chron. Form mit intermittierenden Ausfällen - Miller-Fischer-Syndrom: Beteiligung von HN mit Ophthalmoplegie, schwerer Ataxie und Areflexie - Pan-Dysautonomie: Sonderformmit fast ausschließlicher Form des vegetativen NS Klinik : - 2-4Wo. Post Infekt: beginnende Parästhesien und Taubheitsgefühl der Füsse, motorische meist symmetrische Schwäche der Beine, Myalgien und radikuläre Schmerzen, Gang- und Standataxie durch Störung der Teifensensibilität - aufsteigende Paresen bis hin zur Tetraplegie, Atemlähmung bei Zwerchfellbeteiligung (C4) - HN-Beteiligung: Dysphagie, Fazialisparese, Augenmotilitätsstörungen - Vegetativ: orthosthatische hypotonie, RR-Schwankungen, HRST, Störungen der Schweißsekretion, Sphinkterstörungen, Hyperglykämien Diagnose : - Anamnese - Neurologische U.: Areflexie, Motorikstörungen, Atrophiezeichen, Sensibilitätsstörungen, Tiefensens., Schellong-Test, - LP: klarer Liquor, ZZ normal, evtl leichte Pleozytose bis 10 Zellen/mm3, Eiweiß erhöht! >100mg/dl = albumino-zytologische Dissoziation, Zucker normal - NLG: verlangsamt bis zum Leitungsblock, verbreiterte Potentiale, Fehlen der F-Welle - EMG: ausgeprägte Denervierungsaktivitäten zeigen eine axonale Degeneration mit schlechter Prognose an - Nervenbiopsie: Demyelinisierung peripherer Nerven Therapie: - intensivmed. Erkrankung: EKG, ggf. Atropin, Herzschrittmacher, Vitalkapazitätüberprüfung,Thromboseprophylaxe - psychiatrische Betreuung 83

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7S-IgG Plamapherese

Prognose: - Erhohlung in umgekehrter Reihenfolge der Symptme über Wochen und Monate - Letalität pflegeabhängig - 60% haben bleibende motorische Defizite, ohne wesentliche alltägliche Beeinträchtigung Komplikationen: Herzversagen, Atemlähmung, Teraplegie, Thrombosen, Embolien, Kontrakturen DD: -

Akute PNP Infekte M. gravis Atyp. Enzephalitis

Infektionskrankheiten Bakterielle Meningitis: Definition: Entzündung der Pia mater, Arachnoidea mit Exsudation un den Subarachnoidalraum Ätiologie: hämatogene Streuung, fortgeleitete Inf., offenes SHT Pathologie: - Neugeborene: E. coli, B-Steptokokken - Säuglinge und Kleinkinder: Meningokokken, 75% gruppe B, 20% Gruppe C, Pneumokokken, H. influenzae Typ b - Erwachsene: Pneumokokken, Meningokokken, Listeriose, Borrellien, Streptokokken, Staphylokokken, E. coli, Enterobakterien, Pseudomonas, Mykoplasmen Epidemiologie: 2,5/100000/Jahr, 80% Kinder (1.-4. Lj.), Max. 1. Lj., MeningokokkenMeningitis ist meldepflichtig!!! Klinik: grippeähnliche Symptome, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Kopf- und Gliederschmerzen, subfebrile temp., Berührungsempfindlichkeit, Meningismus, Übelkeit, Erbrechen, Lichtscheu, septische Temperaturen (39-40°C), Bewusstseinseintrübung bis Koma!, zusätzliche fakultative neurologische Symptome: generalisierte Anfälle, HN-Ausfälle: III, IV, VI, VII; Muskelzuckungen, Paresen Diagnose: Anamnese, neurologische U.: + Lasegue!, Kernig, Brudinski, LP: eitriger Liquor durch Pleozytose (>300 Zellen, vorwiegend Granies), Zucker vermindert,Laktatspiegel erhöht, Antibiogramm!; Rö-/CCT: Hydrozephalus, Hirnabszess, Sinusitis, Mastoiditis, MRT: Meningenverdickung; Labor: BSG Erhöhung, Leukozytose, Blutkulturen Therapie: Klinikeinweisung bei Verdacht, Einzelzimmer, engmaschige Ü., Schutzmaßnahmen; Antibiose: Cephalosporin der 3. Generation (Cefotaxim i.v.) + Aminopenicillin, nach 84

Abiogramm ggf. Auf spez. AB umsetzen; ausreichende Flüssigkeitszufuhr, ggf. Glukokortikoide, evtl. operative Sanierung des Herdes Prognose: Bei schneller Therapie insgesamt gut, 6% Letalitiä bei Meningokokken-M. Prophylaxe: Mitbehandlung von bezugspersonen mit Rifampicin, Impfung gegen Meningokokken, H. influenzae Komplikationen: Waterhouse-Friedrichsen Syndrom: fulminante Meningokokkensepsis, mit hohem Fieber, DIC, petechialen Hautblutungen, hämorrhag. Blutungen der NN: 50% Letalität, vorwiegend Kinder betroffen Meningoenzephalitis: Epilepsien, Übergriff auf Rückenmark Hirnabszess; Hydrocephalus; eitrige SVT; Schädigung des N. vestibulocochlearis; Diabetes insipidus DD: Lymphozytäre M., Meningoenz., Enz. TBC-Meningitis: Ätiologie: septische Streuung einer Organtuberkulose, Prädisposition: HIV-Infektion!!! Pathologie: Befall der Meningen an Hirnbasis und Rückenmark; Granulationsgewebe; Panarteriitis; ischämische Nekrosen der basalen Zisternen; selten isoliertes Tuberkulom im Hirnparenchym Epidemiologie: Kinder: Miliartuberkulose, die streut Erwachsene: oft kein Primärherd auffindbar Allgemein: 1/3 der Weltbev. Infiziert!!! Meningitis jedoch selten (3%) Meldepflichtig!!! Klinik: Kopfschmerzen, Erbrechen, Leistungsminderung, Inappetenz, Reizbarkeit, hohes Fieber, Bewusstseinseintrübung, Verwirrtheit, meningitische Reizung, HN-Ausfälle (s.o. + kaudale HN), MER Ausfall, Anfälle, Hemiparesen Diagnose: s.o., EEG; LP: klarer Liquor, Pleozytose: 50-300Zellen/mm3, Eiweiß vermehrt >100md/dl, Zucker vermindert, (1000 Zellen/mm3: Lymphozyten, geringe Eiweißvermehrung, geringe Zuckerminderung Therapie: Bettruhe, Analgesie (Virus), Glukokortikoide (unspez.), Penicillin G (Leptosp.), Amphotericin B + Miconazol (Mykosen) Komplikationen: Übergang in eine Meningenzephalomyelitis Prognose: gut DD: Meningealkarzinose, ZNS-Lymphome, Enzephalitis, spontanes Liquorunterdrucksyndrom Encephalitis: Ätiologie: - Direkte virale E.: HSV I und II, Poliomyelitis anterior I, II, III, CMV, ECHO, Coxsackie A/B, Arbovirosen, FSME, japan. B-Enzephalitis - Parainfektiös: immunologische Reaktion bei allgemeinen Viruserkrankungen - Unbekannte Ätiologie Pathologie: - Lokal: graue Substanz betroffen: Polioenzephalitis; weiße Substanz betroffen: parainfektiöse E. = Leukenzephalitis; Mitreaktion des Rückenm.: Enzephalomyelitis 86

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Perivenöse Entmarkungsherde, mononukleäre Infiltration, reaktiver Gliazellersatz, HSV: hämorrhagische nekrosen des Temporalllappens

Epidemiologie: 1.000.000/Jahr weltweit: japan. B Enz.; 3/100000/Jahr in Dtld. Klinik: - Akuter Beginn mit rascher Progredienz - Fieber, Kopfschmerzen, Meningismus - Neurologische Sympt., Anfälle bis Status epil., HN-Ausfälle, myoklonien, Strecksynergismen, Cheyne-Stokes Atmung bei befall des Atemzentrums - Eintrübung bis Koma - HOPS Diagnose: s.o., LP: klar, ZZ normal (evtl. geringe Pleozytose: 10-30 Zellen/mm3), Zucker, Eiweiß normal Therapie: Bettruhe, Analgesie (Virus), Glukokortikoide (unspez.), wenn nötig Intubation und Beatmung, Aciclovir bei HSV über ZVK, Reha Komplikationen: HOPS + bleibende neurologische Defizite Prognose: ernst, unbehandelt letalität bis 70%!, bei Intensivtherapie immer noch 25% DD: Meningitis, Tumore, Enzephalitis, Apoplexie, SVT, zerebrovask. Insuff., Intoxokationen FSME: Definition: Frühsommer Meningoenzephalitis Ätiologie: FSME-Virus aus der Gruppe der Flavi-Viren: RNA- Viren (Arbo-B Viren); Übertragung durch Zecken, Erregerreservoir: Mäuse, Vögel, Rehe, Rotwild Epidemiologie: Süd-Dtld., Österreich, Schweden, Norwegen…250 Erkrankungen in Dtld., 80% Süddeutschland, Durchseuchung 1,5%in Dtld., bis 40% in den Risikopulationen, m>w (2:1), Ausbreitungszeit: Sommer, Inkubationszeit: 7-14Tage, Risiko nach Biss: 0,5-1/1000, meldepflichtig Klinik: - grippeähnliche symptome 10-30% - fieberfreies Intervall, dann 2. Fiebergipfel (40°C) - Meningitis, Meningoenzephalitis (Stupor bis Koma), Myelomeningitis Diagnose: - Anamnese - Labor: IgM, IgG Nachweis mit ELISA im Serum und Liquor, Virusnachweis evtl. auch mit Zellkultur - LP: Pleozytose u. Eiweißerhöhung ab dem 2. Fiebergipfel Therapie: Zecke entfernen, symptomatische Enzephalitistherapie Prognose: günstig, 1% letal, bei 30% länger dauernde oder bleibende neurologische Defizite 87

Prophylaxe: aktive Impfung DD: Neuroborrelliose, Q-Fieber, Enzephalitis, meningoenzephalitis Poliomyelitis anterior: Ätiologie: Enterovirus, unbehülltes RNA-Virus, drei Subtypen Pathologie: fäkal-orale Schmierinfektion, Erregerreservoir Mensch, Virusauscheidung bereits 7-14Tage vor Symptombeginn und bis zu 6 Wochen nach Infektion; Inkubationszeit 5-14 tage (bis 35 Tage), Virusreplikation in der Darmschleimhaut, dann hämatogene und neurogene Ausbreitung: graue Substanz des Rückenmarks, insbes. Vorderhornzellen; 9095% der Infektionen verlaufen inapparent, 5% grippeähnlich, 1% aseptische Meningitis, 0,1% bilden das Vollbild mit Paresen aus; Ganglienzelldegeneration und Ersatz durch Gliazellen im Vorderhornbereich, FR, mot. HN-Kerne und Gyrus praecentralis Epidemiologie: - Kleinkinder, 0,01/100000/Jahr - Dritte Welt Länder - Meldepflichtig Klinik: Allgemeinsymptome wie bei Grippe (s.o.) = minor illness, meningitische Reizsymptome: lymphozytäre Meningitis, paralytische Poliomyelitis = major illness: asymmetrische schlaffe Paresen unterschiedlicher Stärke und uneiheitlicher Verteilung: bevorzugt prox. Schulter- und Beckenmuskulatur Diagnose: - Anamnese: 3. Welt Länder?, Impfung? - Neurolog. U.: MER, Sensibilität - LP: klarer Liquor, Normalbefund oder Pleozytose, leichte Eiweißvermehrung und IgG Vermehrung, Erregernachweis! - Labor: Ak, Stuhl: kultureller Nachweis erst nach 2-4 Tagen Therapie: konservativ: Bettruhe, Antipyretika, KG, bei Atemunsuffizienz: Intubation und Beatmung; Hilfsmittel: Gehstock, Rolli; Prognose: Rekonvaleszenzzeit von bis zu 2 Jahren! Es können Residuen wie atrophische Fußlähmungen oder Gelenkdeformitäten verbleiben! Prophylaxe: Schutzimpfung mit inaktivierten Polioviren i.m. Komplikationen: Lähmungen aufsteigend, rasch, Atem- und Kreislaufinsuffizienz: 60% letal, bulbäre Form: IX und X Beteiligung; Polioenzephalitis acta infantum: progredienter verlauf bei Kindern; Postpolio Syndrom: 35-40 Jahre nach Erkrankung, langsam progrediente Paresen und Muskelatrophien der ursprünglich betroffenen Muskelgruppen, Ätiologie ungeklärt, Progredienz meist begrenzt und nicht bedrohlich, Physiotherapie DD: Guillian Barre Syndrom; Myelitis, ALS, trophisch spastische Parese Herpes Zoster : Ätiologie: Reaktivierung von VZV aus Spinalganglienzellen nach vorangegangener Windpockenerkrankung, selten Neuinfektion; symptomatischer Zoster bei HIV Infektion Epidemiologie: Tröpfcheninfektion und druch Inhalt der Bläschen und Krusten, Ink.: 7-14 Tage, 60.-70. Lj., 100-200/100000/Jahr! Klinik: - Allgemeinsymptome: s.o. 88

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Lokal: Schmerzhaftigkeit entlang des betroffenen Dermatoms (meistens Thorakalsegment): Gürtelrose, Missempfindungen, Rötung + Bläschenbildung: Inhalt ist infektiös! Zoster ophthalmicus: 1. trigeminusast, N. ophthalmicus aus Ganglion Gasseri: Stirn, Konjunktiven, Kornea; Übergriff auf den Opticus, Augenmuskellähmungen, Blindheit, evtl. Sekundärglaukom! Zoster oticus: N. facialis, Ggl. Geniculi und N. vestibulocochlearis: Ohrläppchen,Ohrmuschel, äusserer Gehörgang, Trommelfell: später periphere Fazialisparese, Schwindel, Übelkeit, Innenohrausfall!, weiter HN-Paresen möglich: V, VI, X, XII, Nystagmus zur Gegenseite, Singultus Zoster maxillaris/mandibularis Zoster genitalis Selten Übergang auf Rückenmark mit Vorderhornbeteiligung: Zostermyelitis: schlaffe Lähmung bis Querschnitt Anhidrose bei Sympathikusbefall

Diagnose: Anamnese…., neurologische U., internistische U., Labor: Ak, PCR auf Virus DNA, LP: Pleozytose: 20-70 Zellen/mm3, Lymphozyten Therapie: - Lokaltherapie mit Juckreiz stillendem Puder - Innerhalb der ersten 72h medikamentöse Therapie beginnen: Aciclovir + Brivudin, Valaciclovir oder Famciclovir, bei Resistenz: Foscarnet-Na oder Cidofovir; Glucocorticoide: verkürzen Zosterschmerzen; Haloperidol, ggf. Opioide, Antibiose bei bakterieller Superinfektion Prognose: i.d.R. narbenfreie Abheilung nach 2-3 Wochen, i.d.R. lebenslange Immunität Komplikationen: bilateraler Zoster bei schlechtem Immunsystem; dissiminierter Zoster, Z. hämorrhagicus, Z. gangraenosus, Z. meningealis, Zosterenzephalitis, bakterielle Superinfektion, Postzosterneuralgie: therapieresistente Dauerschmerzen im betroffenem Dermatom, Therapie: Analgetika DD: HSV, Erysipel, Impetigo,epidemische Pleurodynie

Neuroborreliose : Stadien: akute (6 Monate) B., durch Zeckenstich übertragen Klinik: neurologische Manifestationen - akute Form: 90%, wenige Wo. Bis einige Monate nach der akuten Infektion auftretende neurologische Symptomatik, häufig Schmerzen: Meningopolyradikulitis spinaler nerven + Facialisparese = Bannwarth-Syndrom - chronische Form: 10%, schleichend über Monate sich entwickelnde neurologische symptomatik, selten Schmerzen: Encephalomyelitis mit spastisch-ataktischer Gangstörung und Blasenstörung Manifestationen im Einzelnen: - akut: Radikulitis spinaler Nerven: radikuläre/segmentale Schmerzen, ohne Behandlung über Wochen persistierend, dann Parästhesien und Paresen - Radikulitis der HN: II-XII: 80% Facialisparese: bilateral!!!> Augenmuskeparese (N. abducens > N. oculomotorius und trochlearis), Opticus-Neuritis, Hörminderung, Schwindel (N. Vestibulocochlearis), Hypoglossusparese 89

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Meningitis: Kopfschmerzen, Lichtscheu, Übelkeit, Erbrechen, Müdigkeit, emotionale Labilität, Kinder > Erwachsene Encephalitis: Paresen, Sprach- und Sprechstörungen, Koordiantionsstörungen, epileptische Anfälle, HOPS: Konz.stör., Bewusstseinsminderung, Halluzinationen; Thalamus- und Hirnstamminfarkte + entsprechender Symptomatik Myelitis: querschnittförmig verteilte Sensibilitätsstörungen, zentrale und periphere Paresen, Blasenentleerungsstörungen: häufig mit Enzephalitis assoziiert, Manifestation durch chronsiche Verlaufsform

Zusatzdiagnostik: Serum: - IgM-AK: nur zu 40% bei akuten verläufen nachweisbar - IgG-AK - Cave: falsch positive Befunde möglich: EBV, VZV, CMV, HBV, HCV Infektion! Liquor: - Pleozytose: aktivierte Lymphozyten, Schrankenstörungen: Albuminquotient > 10x10^-3, Gesamtprotein > 60mg/dl,intrthekale Ig- Synthese: akut: IgM>>>IgG und IgA, chronisch: IgG und IgA >>> IgM, - MRT: T2: signalhyperintense Läsionen - Angiographie: nur bei V.a. Vaskulitis Diagnose: - Mögliche Neuroborrelliose: typisches klinisches Bild (s.o.), IgG oder IgM nachweisbar, Liquorbefund nicht vorliegend - Wahrscheinliche N.: wie oben, aber mit positivem Liquorbefund - Gesicherte N.: wie wahrscheinl. N., jedoch zusätzlich intrthekale Synthese von AntiBorrellien AK: IgG oder IgM: Nachweis durch Liquor oder poditive PCR mit Liquor DD: MS, Sarkoidose, SLE, spinale Raumforderungen Therapie: Dxixyclin, Amoxicillin, Cefuroxim, Ceftriaxon, Cefotaxim Prognose: - akute N.: Facialisparese: 5% Residuen - Post-Borreliose-Syndrom: fibromyalgische Beschwerden nach einer akuten N., selten depressive Entw., dann trizyklische Antidepressiva - Chronische N.: 20-30% defektheilung mit Restparesen Neurolues: Ätiologie: Treponema pallidum Infektion Pathologie: Tendenz zum Befall mukoidhaltiger Gewebe Epidemiologie: 1.4/100000 Einwohner Klinik: - frühsyphilitische Meningoencephalitis: 1/3 aller Infizierten, latenz von 6 Wo. bis 2 Jahre, entzündliches Liquorsyndrom, diffuser Kopfschmerz, Übelkeit, Schlafstörungen, Reizbarkeit, Affektlabilität, Tremor, HN-Ausfälle: VIII>VII>III, Papillitis, epileptische Anfälle - meningovaskuläre Syphilis: Latenz: 6Mo.-6 bis 12 Jahre: Heubner´sche Arteriitis (Aa. cerebri media et posterior), Sehstörungen durch Posteriorinfarkt, apoplektiforme Mono- und Hemiparesen, Kopfschmerzen, Sprachstörungen, Hörstörungen, epileptische Anfälle, rein vaskulitische Verlaufsformen nur in etwa 10% aller Fälle

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progressive Paralyse: Latenz 15-20 Jahre!: HOPS, Demenz, Spastik, dysarthrie, Pupillenstörungen: reflektorische Pupillenstarre = Argyll-Robertson Phänomen, myoklonien, epileptische A., Aktionstremor, NPH Tabes dorsalis: Latenz 15-20 Jahre!: einschießende Schmerzen, Lagesinnstörung, Areflexie, Ataxie, Blasenstörungen, Ptosis, Opthalmoplegie, Pupillenstörungen (reflektorische Pupillenstarre), Visusverlust durch Opticusatrophie, Arthrophatie, überstreckbare Gelenke, GI- Krisen Syphil. Opticusatrophie: einseitig beginnend Syphil. Amyotrophie: wie spinale Muskelatrophie Syphil. Meningomyelitis: wie spastische Spinalparalyse,Blasenentleerungsstörungen Spinale meningovaskuläre Syph.: Spinalis-anterior Syndrom Pachymenigitis cervicalis: cervikale Myelopahtie durch chronisch entzündete, verdickte Meningen

Diagnose: - TPHA, FTA-ABS, IgM-Bestimmung - 19S, Latenz bis zur Reaktivität: 1-2 Wo. - TPHA, FTA-ABS, Latenz bis zur Reaktivität: 2-3 Wochen - Nach Therapie: TPHA: evtl. lebenslang positiv, FTA-ABS: früher negativ als TPHA, Cardiolipinreaktion: nach 6-12Monaten areaktiv - Falsch positive Titer: Cardiolipin: bei Virusinfektion, TBC, Typhus, Malaria….; TPHA: Autoimmunreaktionen, Mononucleose, Borrelliose; FTA-ABS: SLE, RA, Frambösie  aktive Lues: positiver TPHA + Cardiolipin hoch  aktive Neurolues: positiver TPHA + Cardiolipin hoch + Pleozytose im Liquor Therapie: meldepflichtige Erkrankung!!!! absolute Indikation bei spez. IgM, Liquorpleozytose undAnstieg des IgM/IgG Indexes; relative Indikation bei OKB im Liquor und positiver Luesserologie 1. Wahl: Pen G, 2. Wahl: Ceftriaxon, 3. Wahl: Dxycyclin, jeweils mind. 14 Tage Prognose: bei frühzeitiger Behandlung gut, bei längerer Erkrankung Defektheilung DD: Toxoplasmose: Ätiologie: Toxoplasma gondii Pathologie: multifokale nekrotisierende Encephalitis; Infektion durch rohes Fleisch, menschliche Sekrete, Katzenkot, Erregerpersistenz in Makrophagen, Herz- und Skelettmuskelzellen, bei Immundefekten Enzystierung und Freisetzung von Toxoplasmen, bei AIDS Vermehrung in Hirnmakrophagen Klinik: keine spez. Neurologische symptomatik bei Immunkompetenten; bei supprimierten/defizienten Patienten: HOPS, fokal neurologische Zeichen: Mono-, Hemiparese, Aphasie, Gesichtsfelddefekte, Anfälle selten auch extrapyramidale und cerebelläre Symptome, 50% haben Fieber und Kopfschmerzen Diagnose: - Liquor: leichte Pleozytose, IgM, Erregernachweis - CT: ringförmige KM-Aufnahme mit perifokalem Ödem, Markrindengrenze frontal, basalganglien, selten Hirnstamm oder Kleinhirn; alte Läsionen verkalken - MRT: multiple Signalhyperintensitäten Therapie: - Akuttherapie: Pyrimethamin, Clindamycin über 3-8 Wochen 91

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Rezidivprophylaxe: Pyrimethamin und Sulfadoxin und Folinsäure, bei Immunsuppression dauerprophylaxe nötig, sonst 80% Rückfälle!

Prognose: unbehandelt tödlich, AIDS: 10% sterben während derTherapie, 80% innerhalb eines Jahres Tetanus: Ätiologie: Clostridium tetani, anaerobe Vermehrung in Wunden Pathologie: retrograder Transport des Giftes aus Peripherie ind das Rückenmark, irreversible Hemmung von Glycin und GABA Ausschüttung, Spasmen im motorischem System, sympathische Enthemmung Diagnose: - EMG: nicht unterdrückbare Willküraktivität - Toxinnachweis im Tierversuch - Klinik Therapie: - Tetanus- IgG - Chirurgische Sanierung der Eintrittspforte - PenG - Reizabschirmung: Diazepam Komplikationen: Enzephalopathie Prognose: Letalitätbei milden Verläufen 10%, bei schweren Verläufen 50%, Tod durch autonome Dysregulation und cerebrale Hypoxie DD: Meningitis (bei Tetanus keine Pleozytose und Fieber), Hyperkinesen nach Psychopharmaka (MCP Tropfen, Domperidon, Haloperidol), Strychnin-Intoxikation (zwischen den Spasmen vollständige Erschlaffung der Muskulatur) Slow virus infections : Prion- Erkrankungen Epidemiologie: 85% mit CJD (15% hereditär), Übertragung durch Transplantate (Kornea), EEG-Tiefenelektroden, chirurgische Instrumente, GH, Übertragbar von Mensch auf Tier Pathologie: cortikaler und subcortikaler Neuronenverlust, Gliose, spongiöse Degeneration, Amyloidbildung, keine entzündlichen Veränderungen Klinik: - Früh-Symptome: neurasthene Beschwerden: Ermüdbarkeit, Depression, Schlafstörungen, Inappetenz, Gewichtsverlust - Symptome im weiteren Verlauf: rasch progredienter dementieller Abbau, Myoklonien, cerebelläre Symptome, extrapyramidale Störungen: Hyperkinesen, Rigor; gesteigerte Schreckreaktionen, Pyramidenbahnzeichen, Faszikulationen, visuelle Störungen - Spätsymptome: akinetischer Mutismus, Decortikationszeichen - Hirnbiopsie: Instrumente können danach nicht mehr verwendet werden! Daher selten durchgeführt, keine therapeutischen Konsequenzen Diagnose: - EEG: 0,5-1s triphasische Wellen = periodic sharp wave complexes, Sensitivität 67%, Spezifität 86% - MRT: symmetrische T2-Hyperintensitäten im rostralen Caudatum und Putamen, Sensitivität 67%, Spezifität 93% 92

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Liquor: neuronenspezifische Enolase (NSE): Referenzbereich 5-20yg/l, >35 ng/ml pathologisch; pathologische Werte auch bei hypoxischem Hirnschaden, Tumoren, Blutungen, Traumata Protein 14-3-3: Sensitivität 94%, Spezifität 93% S100-Protein: >/= 8ng/ml pathologisch, Sensitivität 84%, Spezifität 81% Tau-Protein: Grenzwert 1530 pg/ml (bei M. Alzheimer: 300-900 pg/ml), Sensitivität 91%, Spezifität 94%  sicher: neuropathologische und immunzytochemische Bestätigung und Prionprotein positiv  wahrscheinlich: fortschreitende Demenz und 2 von 4neurologischen Zeichen: visuelle/cerebelläre Störugen; pyramidale/extrapyramidale Störungen; Myoklonien; akinetischer Mutismus und periodisch auftretende periodic sharp wave complexes oder 14-3-3 im Liquor bei Demenz
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